Ein Opfer filmischer Unterernährung: Volontär Jan Felix stellt sich vor

11.01.2021 - 16:30 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Immer hungrig: Dean Winchester in Supernatural.
The CW
Immer hungrig: Dean Winchester in Supernatural.
19
13
Eine Kindheit auf TV-Diät kann einen schlimmen Hunger nach Filmen auslösen. Ich möchte mich euch vorstellen: Ich bin Jan Felix, fürs nächste halbe Jahr Volontär bei Moviepilot. Und meine Eltern sind an allem Schuld.

Wer mit Blu-ray-Player, hochauflösendem 75-Zoll-Bildschirm und wohltemperiertem Surround-Sound im Wohnzimmer aufwächst, weiß einfach nicht, wie gut er*sie es hat. Die drei öffentlich-rechtlichen Programme auf dem Fernseher meiner Kindheit boten dagegen nicht viel mehr als Enid-Blyton-Verfilmungen und einen ermüdenden Haufen an Talkshows, entzündeten aber irgendwie trotzdem die Flamme meiner Filmsucht.

Dank dieser Flamme bin ich nun auch für die nächsten sechs Monate Moviepilot-Volontär. Dabei waren Filme früher für mich erstmal nur eins: Mangelware.

Weil ich TV-Zeitschriften verschlang wie andere Kinder Haribo, hatte ich das weitläufige Reich der Filmgeschichte aber trotzdem immer vor der Nase: Dank der Hörzu wusste ich längst, gegen wen Indiana Jones zu Felde zieht und wie John McClane seinen Heiligabend verbringt – und zwar lange, bevor ich Jäger des verlorenen Schatzes oder Stirb Langsam gesehen hatte.

Als ich endlich alt genug war, um von gewissenlosen Verwandten ins Kino geschmuggelt zu werden oder mit völlig offensichtlich gefälschtem Schülerausweis DVDs zu kaufen, war ich so gierig nach der filmischen Welt, dass man mich kaum vom Bildschirm wegbekam.

Matrix öffnet mir die Sci-Fi-Pforten

Düster und wunderschön: Matrix.

Ich stellte schnell fest, dass mich Science-Fiction besonders in ihren Bann schlug. Matrix war der perfekte Film für mich: düster, cool und wunderschön. Ich wollte kämpfen wie Neo, leben wie Rick Deckard und neben Ripley die Nostromo von außerirdischem Gezücht befreien.

Außerdem verschlang ich alles, was mit Star Wars zu tun hatte - auch heute ist es noch mit großem Abstand das Franchise meiner Wahl. Ich war so unersättlich nach der Welt der Jedi, dass ich mir irgendwann ein Star Wars-Lexikon kaufte und fast auswendig lernte. Luke Skywalker hatte damals noch wesentlich mehr Kinder, das kann ich euch sagen.

Meine Vorbilder: Samurai und Kopfgeldjäger

The Mandalorian

Wie viele Jugendliche suchte ich mir Kämpfer und Krieger als Vorbilder - Typ wortkarg und unbezwingbar. Die fand ich vor allem in Martial-Arts-Streifen, Samurai-Filmen und deren abendländischem Cousin, dem Western. Noch heute ist Erbarmungslos einer meiner Lieblingsfilme. Zatoichi - Der blinde Samurai und Samurai Fiction beeinflussten mich so sehr, dass ich wegen ihnen mit dem Kampfsport anfing.

Mit fortschreitendem Alter waren mir Schlachtereien mit Fäusten, Lichtschwertern oder Revolvern nicht mehr ganz so wichtig. Geblieben ist aber eine Faszination für den Antihelden. Für die Hacker des Cyberpunk. Für Clint Eastwoods staubigen Rächer. Oder einen mandalorianischen Kopfgeldjäger, der am Ende eben doch den Helm abnehmen und sein einstiges Auftragsziel in den Arm nehmen kann.

Meine Helden heute: Guy Ritchie und Gebrüder Winchester

Hungrige Antihelden in Snatch

Dieses Dreckige, Düstere, Zweifelnde ist vermutlich das, wohin mich mein Heißhunger nach Filmen geführt hat, wonach ich immer noch in Filmen oder Serien suche. Darum liebe ich heute auch Filme wie Snatch - Schweine und Diamanten oder Serien wie Supernatural über alles: Das sind Helden der Straße. Ohne sauberes T-Shirt oder fettem Fernseher im Wohnzimmer. Aber mit einem guten Herz und einem dämlichen Spruch auf den Lippen. Und immer hungrig nach mehr.

Dafür will ich mein Volontariat nutzen: Um diesen Hunger einzusetzen und in Genres so unterschiedlich wie Sci-Fi und asiatischer Gangsterfilm nach neuen Antiheld*innen zu suchen. Und am Ende immer noch nicht satt zu sein.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News