Doctor Who: Warum Peter Capaldi trotz Skepsis mein Herz erobert hat

04.09.2018 - 10:45 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Peter Capaldi als Doktor in Doctor WhoBBC
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Heute Abend startet die letzte Staffel mit Peter Capaldi als Doctor Who auf One an. Das möchte ich zum Anlass nehmen, diesen Doctor gegen die Kritik zu verteidigen.

Doctor Who hat es in seinen mehr als 50 Jahren auf 12 Doktoren geschafft und den 13. werden wir in wenigen Monaten auf unseren Bildschirmen begrüßen dürfen. Bevor wir den neuen Doktor bzw. die neue Doktorin willkommen heißen, müssen wir uns von dem Vorgänger verabschieden: Peter Capaldi. Dieser hatte keinen allzu leichten Start bei den Fans und spaltete auch sonst die Whovians. Da heute Abend um 21:10 Uhr auf One die 10. Doctor Who-Staffel startet, möchte ich diese Gelegenheit dafür nutzen, um Capaldis Version zu verteidigen und vielleicht manch einen Leser, dem dieser Doctor bisher nicht zugesagt hat, umzustimmen.

Peter Capaldis Doctor ist ganz anders als alle anderen Doctors

Alle Doktoren des Doctor Who-Reboots waren allesamt sehr fröhlich, lebensbejahend, naiv, leichtfüßig und beinahe schon kindisch. Da sich diese Time Lords untereinander nicht so stark voneinander unterschieden haben, gestaltet sich der Übergang von Doctor zu Doctor geradezu fließend. Das änderte sich, als wir uns von Matt Smith verabschieden und Peter Capaldi in Empfang nehmen mussten. Denn wir mussten nicht nur das Ende eine Ära akzeptieren, sondern auch, dass wir zum ersten Mal den lebensbejahenden Time Lord, den wir über mehrere Regenerationen hinweg kennen und lieben gelernt haben, erst mal nicht wiedersehen werden. Denn Capaldis Doctor ist ein überaus zynisches, (stellenweise) angsteinflößendes und (auf den ersten Blick) nicht unbedingt sympathisches und liebenswertes Wesen. Außerdem erweckt er den Eindruck, als hätte er die menschliche Seite, die seine Vorgänger so mühevoll in den vorherigen Staffeln aufgebaut haben, völlig vergessen.

Der Doctor realisiert, dass er ganz alleine ist.

Der erste Doctor des zweiten Regenerationszyklusses stößt daher bei so vielen Doctor Who-Fans auf Widerstand, weil er sich, so sehr von den vorherigen Time Lords unterscheidet und uns Whovians damit den Übergang von einem zu einem anderen Doctor erschwert. Der Abschied von einem alten Time Lord und der Übergang zu einem neuen ist nie einfach. Das fühlt sich an, wie einen geliebten Menschen zu verlieren, an dessen Stelle nun ein völlig neuer tritt, der einfach akzeptiert werden muss. Diese Andersartigkeit des neuen Doctos hat es sowohl dem Doctor als auch den Fans nicht einfacher gemacht, im Trauerprozess weiter voranzuschreiten. Für mich stellte der Übergang von Matt Smith zu Peter Capaldi erst mal einen Schlag ins Gesicht dar - zu schmerzhaft war der Verlust an das, was ich verloren habe, und an das, was ich nie wieder bekommen würde.

Warum es gut ist, dass Capaldis Doctor so ist, wie er ist

Peter Capaldis Doctor macht es einem nicht einfach, ihn zu mögen. Das stimmt. Doch wenn es einem erst mal gelingt, ihn in sein Herz zu schließen, wirken alle anderen Time Lords auf einmal wie lächerliches Spielzeug. Denn im Nachhinein betrachtet, verliert Doctor Who zwar mit Peter Capaldi an Leichtfüßigkeit, die stets einen großen Teil der Science-Fiction-Serie ausgemacht hatte. Doch dafür gewinnt sie etwas (zurück), was schon immer ein elementarer Bestandteil der Serie gewesen ist, zuletzt aber in den Hintergrund gerückt ist. Doctor Who war schon immer spitze darin, uns von jetzt auf gleich im Inneren aufs Tiefste zu berühren. Dadurch findet Doctor Who wieder von seiner kindischen Seite zurück zu seiner erwachsenen und ernsten. Ausschlaggebend dafür ist vor allem Peter Capaldis authentisches Schauspiel.

Der 12. Doctor befindet sich in einer Trauerbewältigung

Um nachvollziehen zu können, warum Capaldis Doctor so zynisch ist und warum ich das mehr als nur verstehen kann, muss ein Blick zurück auf die Vergangenheit des Time Lords geworfen werden. Wie er oft betont, ist er der letzte seiner Art. Während dieser Umstand dem Doctor der vorherigen Staffeln nicht allzu auszumachen schien, ist es dieses Mal anders. Nicht nur der Verlust seines kompletten Volkes, sondern auch die Tode seiner Begleiter lasten auf seinen Schultern. Auf einmal prasselt der ganze Verlust auf ihn ein, den er in seinem mehr als 2000-jährigen Leben durchgemacht hat. Das führt den Doctor in eine Identitätskrise.

Emotionale Momente sind mit dem 12. Doctor selten, das macht diese nur intensiver.

Wenn wir einen Verlust verarbeiten müssen, verändern wir uns, denn wir sind einer neuen Situation ausgesetzt und passen uns dieser an. Nachdem wir verletzt wurden, fahren wir oft Schilde hoch, um uns vor weiteren Verletzungen zu schützen. Dieser Bewältigungsmechanismus ist nur menschlich. Auch wenn ich vorher geschrieben habe, dass Capaldis Doctor etwas von seiner Menschlichkeit einbüßt, da er nicht mehr so sensibel ist, muss ich dem an dieser Stelle teilweise widersprechen. Denn indem der 12. Doctor zu einer kalten Statue wird, um keine Gefühle mehr zu empfinden und nicht mehr verletzt zu werden, wird er menschlicher als je zuvor.

Zu guter Letzt lässt sich sagen, dass der Doctor nicht nur viel verloren hat, sondern auch uralt ist - über 2000 Jahre, um genau zu sein. Da ist es doch nur logisch, dass er irgendwann zu alt für das Herumspringen geworden ist. So sehe ich Capaldis Doctor viel mehr als einen zynischen Opa, der schon viel erlebt, viel gesehen und viel verloren hat. Doctor Who hatte diese Version bitter nötig. Mit Peter Capaldi hatte das Science-Fiction-Drama endlich etwas riskiert, indem es uns mal eine andere Facette von sich gezeigt hat. Zwar mögen viele die nicht gut heißen, diese Änderung stellt für mich aber trotzdem das Beste dar, was Doctor Who nach Matt Smith hätte tun können. Denn für mich hätte niemand Matt Smith ersetzen können - es sei denn, es wird sich für einen völlig anderen Weg entschieden und das haben sie mit Capaldis Doctor wahrlich geschafft. Mit ihm ist eine neue Ära angebrochen.

Wie hat euch Peter Capaldis Doctor gefallen?

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