Dieser verstörende Horrormoment erschütterte 2018 das Kino

30.09.2018 - 08:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Hereditary - Das Vermächtnismoviepilot / Splendid / 24 Bilder
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2018 gab es neben haufenweise Horrorschund zur Abwechslung auch ein paar echte Genre-Perlen zu sehen. Eine davon ist Ari Asters abgründiger Debütfilm Hereditary und besonders eine Szene verstörte uns dieses Jahr im Kino.

Achtung, Spoiler zu Hereditary - Das Vermächtnis: Hereditary - Das Vermächtnis ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Das Spielfilmdebüt des New Yorkers Ari Aster bietet aber zweifelsohne einen der schockierendsten und drastischsten Momente des gesamten Kinojahres 2018. Auch wenn uns an dessen Ende noch die Remakes und Sequel-Reboots von Suspiria und Halloween ins Haus stehen und Gaspar Noé mit Climax in den Startlöchern steht, bin ich mir ziemlich sicher, dass keiner der genannten auch nur ansatzweise eine so viszerale und gnadenlose Szene beinhaltet wie die, die Hereditary bereits nach einer halben Stunde seiner Laufzeit abfackelt. Im Rahmen unserer Aktion Deutschlands Lieblingskino 2018 (diskutiert mit unter #lieblingskino2018) möchte ich euch diesen verstörenden Moment vorstellen.

Der krasseste Horrormoment aus Hereditary - und ganz 2018

Sowohl das Poster als auch der Trailer des Films führen das Publikum bewusst in die Irre. Die Marketingabteilung der Indie-Schmiede A24 (Swiss Army Man, The VVitch) hat es so aussehen lassen, als würde die Beziehung zwischen Hauptfigur Annie Graham (Toni Colette) und ihrer anscheinend vom Bösen besessenen Tochter Charlie (Musical-Jungstar Milly Shapiro) im Zentrum der Handlung stehen. Im ominösen Trailer schnippelt Letztere einer Taube den Kopf ab, kuckt unheilvoll durch die Peripherie und schnalzt auf effektive Art mit ihrer Zunge - klassisches Horrorfilmkind eben. Im Endeffekt ist Charlie nur in der ersten halben Stunde des Filmes zu sehen. In einem Twist - direkt aus Hitchcocks Psycho - verlässt das junge Mädel den Film am Ende des ersten Akts auf spektakuläre und zutiefst erschütternde Weise.

Milly Shapiro in Hereditary

Es läuft folgendermaßen ab: Nach der Beerdigung der Großmutter liegen bei Familie Graham die Nerven blank. Sohnemann Peter (Alex Wolff) will zu einer Hausparty fahren, um sich im Kreis seiner Freunde und Schulkameraden etwas abzulenken. Seine Mutter Annie, die soeben mit dem Wissen konfrontiert wurde, dass auch noch das Grab ihrer Mutter geschändet wurde, trägt ihm auf, seine Schwester Charlie dorthin mitzunehmen. Auf der Fete angekommen, raucht Peter ein bisschen Gras und flirtet mit seinem Schwarm. Alles läuft gut, bis Charlie unbeobachtet ein Stück Kuchen isst, das bei ihr einen allergischen Schock auslöst. Der entsetzte Peter verfrachtet seine Schwester sofort ins Auto und rast Richtung Krankenhaus. Weil Charlie durch ihre geschwollenen Atemwege nicht mehr richtig Luft bekommt, kurbelt sie das Fenster herunter und streckt ihren Kopf aus dem Auto, um den Fahrtwind einzuatmen. Ihr Bruder reißt das Steuer um und weicht einem Tierkadaver auf der Straße aus.

Deshalb wird Charlie von einem Straßenpfosten enthauptet.

Der humanistische Schrecken von Hereditary

Was danach passiert, ist wohl die mit Abstand unangenehmste Folge an Szenen, die in geraumer Zeit in einem Kinofilm zu sehen war. Die Kamera verharrt für eine gefühlte Ewigkeit auf Peters fassungslosem Gesicht. Betäubt von Schmerz, Schuldgefühlen und Horror sitzt der junge Mann regungslos in dem zum Stehen gekommenen Wagen. Er blickt durch den Rückspiegel auf die verstümmelte Leiche seiner Schwester, die außerhalb des Bildes auf dem Rücksitz liegt. Erst lange nachdem sich auch dem Letzten im Publikum der Magen auf maximale Dichte zusammengezogen hat, startet er den Motor erneut und fährt nach Hause. Dort legt er sich ins Bett und rührt sich immer noch nicht, als er am nächsten Morgen von den schmerzerfüllten Schreien seiner Mutter geweckt wird, die den Kadaver in ihrem Auto entdeckt.

Der beste Horrormoment 2018

Was in erster Linie nach einem puren Schockmoment klingt, wird unerträglich dadurch, dass Aster keine Distanz zwischen dem Publikum und seinen Figuren zulässt. Alle Mitglieder der Familie sind sympathisch gezeichnet und der Regisseur zeigt die Konsequenzen der Tragödie auf rohe, intime und zutiefst menschliche Weise. Wo vergleichbare Werke wie The VVitch den Verfall einer Familie mit kühlem nüchternen Abstand betrachten, geht Hereditary dahin, wo es richtig weh tut und offenbart dem Publikum seinen schonungslos echten, greifbaren Horror.

Solche Momente entfalten im Kino ihre volle Wirkung, wenn man in einem prall gefüllten Saal plötzlich eine Stecknadel fallen hören könnte und die Anspannung förmlich greifen kann. Nach so einer Szene sind alle Wetten, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, wieder offen. Es ist unmissverständlich klar, dass diese Reise eine Reise ins Unbekannte ist. Und es ist eine Reise, vor der wir uns fürchten müssen.

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