Betuliche und schwerfällige Päpstin im dreckigen Kostüm

20.10.2009 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Die Päpstin
Constantin Film
Die Päpstin
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Gestern feierte Die Päpstin, laut der Constantin das deutsche Filmereignis des Jahres, in Berlin Premiere. Kritiker sind nicht besonders angetan von dem opulenten Mittelalter-Schinken: Er strotzt vor Kitsch und Vorhersehbarkeit.

Die Päpstin von Sönke Wortmann ist laut der Constantin ein “packendes Historienepos” über eine Frau, die furchtlos gegen Bigotterie und das religiöses Patriarchat antritt. Aber Vorsicht: Pressestexte sind immer so eine Sache und es lohnt ein Blick auf die Kritiken zu Die Päpstin, die heute in den Tageszeitungen erschienen sind. Da ist nicht viel die Rede von packend, sondern eher von deutscher Betulichkeit. Wenn etwas gelobt wird, dann die Ausstattung: Die Darsteller tragen Lumpen und römische Tuniken. 3000 Kostüme wurden per Hand genäht und auch gleich eingedreckt, damit sie wirklich nach Mittelalter aussehen. Schwerter, Pferde und Schlachten gibt es zu sehen sowie prunkvolle Kirchen. Das alles kann die Kritiker aber nicht täuschen.

Viel kann Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel dem Film nicht abgewinnen. Der Filmkritiker hat beim dem Mittelalterfilm markerschütternder Betulichkeit ausgemacht, besonders bei der Hauptdarstellerin Johanna Wokalek. “So zurückhaltend ist ihr Spiel, als wäre sie lieber Neben-Akteurin geblieben. Die Lovestory mit Gerold: ohne jeden Eroberungszauber. Ihr Aufstieg in der klerikalen Hierarchie: immer bloß dienend. Und auch auf den Papstthron gerät sie wie eine Figurantin: husch, husch, die deutsche Waldfee. Überhaupt scheint es, als arbeite auch der Regisseur das feministische Pflichtprogramm bloß ab, um sich umso lustvoller dem Männer-Politintrigenstadl hinzugeben.”

filmsprung ist ebenfalls nicht begeistert. "Auch wenn die Filmemacher den Film zumindest im Trailer als “wahre Geschichte” verkaufen, so handelt es sich dennoch sehr wahrscheinlich nur um eine Legende. Durch die überladene und von Klischees durchtränkte Handlung im Film Die Päpstin wird die Geschichte zu einem schlechten Märchen oder einer lediglich mittelmässigen Parabel über die Selbstbestimmung der Frau. Das liegt aber auch vor allem an der schwerfälligen Inszenierung, in der die Schauspieler zwar jedes Wort sehr genau betonen, aber nicht in der Lage sind, Gefühle zu transportieren."

Einen interessanten Vergleich findet Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau: In seiner schwelgerischen Naivität erinnert Die Päpstin an die Spätzeit des Sandalenfilms." Für Bert Rebhandl von der Berliner Zeitung ist Die Päpstin "tatsächlich der perfekte “Amphibienfilm” geworden, zweieinhalb Stunden lang im Kino, und für das Fernsehen demnächst locker um eine halbe Stunde so verlängerbar, dass ein Zweiteiler für die beste Sendezeit herauskommt." Also hat die Constantin AG Regisseur Volker Schlöndorff zu Recht – in ihrem Sinne – gefeuert und Sönke Wortmann hat perfekt geliefert.

Die Päpstin startet am Donnerstag, dem 22. Oktober in unseren Kinos. Wenn Ihr wissen wollt, ob der Film in Eurer Nähe läuft, dann schaut doch in unserer Kinoprogramm.

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