Was als stinknormale Spionageserie The Avengers begann, wurde im Verlauf von 16 Jahren zu einer Serie, für die es keine Genregrenzen mehr gab. In Deutschland sorgten John Steed und Emma Peel als Mit Schirm, Charme und Melone für Aufsehen – und den einen oder anderen feuchten Traum. Der Siegeszug von The Avengers begann, als die zweite Hauptrolle mit einer Frau besetzt wurde. Unter Vorbehalt wurde Honor Blackman für die Rolle der Cathy Gale gecastet. Blackman war bis dato eher für romantische Mäuschenrollen bekannt, so dass ihr wenig zugetraut wurde – der Produzent warnte sie sogar: Sollte sie noch einmal so freundlich lächeln wie in ihrer ersten Episode, würde ihr Engagement nicht lange dauern. Sie sollte alle überraschen.

Die erste wirklich emanzipierte und unabhängige Frau im britischen Fernsehen ließ nicht mit sich flirten, traf selbstständige Entscheidungen und konnte auch mal zuschlagen. Da es irgendwann langweilig wurde, die Heldin ständig mit einer Waffe in der Handtasche rumlaufen zu lassen, lernte Honor Blackman Judo. Das sieht heute zwar aus, als würde ein besoffenes Pärchen Ausdruckstanz beim Schützenfest aufführen, war für damalige Verhältnisse aber regelrecht “Crouching Pin Up Girl, Hidden Bösewicht”. Cathy Gales neuer Leder-Kampfanzug startete einen Modetrend und The Avengers wurde zum Quotenrenner.

Unbeholfen, aber auf unheimliche Art sexy: Cathy Gale

Nach zwei Staffeln lockte Pussy Galore: Honor Blackman verließ die Serie, um in James Bond 007 – Goldfinger eines der heißesten Bondgirls aller Zeiten zu werden. Eine neue Frau musste her. Die neue Figur sollte Stärke und Emanzipation der Cathy Gale beibehalten, aber nicht so unnahbar sein. Kurzum, gesucht wurde eine Frau mit Männer-Appeal… M-Appeal… Emma Peel! Diana Rigg war sich sicher, die Rolle sei nichts für sie, nahm aber zum Spaß am Vorsprechen teil – und schrieb Geschichte. Mehr noch als ihre Vorgängerin wurde Emma Peel zur Ikone.

Die ganze Serie änderte sich von Grund auf: Brian Clemens und Albert Fennell wurden Produzenten und änderten nicht nur die Figur Steed vom smarten Agenten zum ur-britischen Gentleman. Die Geschichten waren keine Spionagestories mehr, stattdessen bewegten sie sich mehr und mehr in Richtung Science Fiction und Fantasy. Kampfszenen wurden stilisierter, die Sets bizarrer. Die neue Hauptrolle gab dem Begriff “sexy” ein Gesicht… und einen Körper. In rekordverdächtigen 120 Ländern wurde Mit Schirm, Charme und Melone zum britischen Exportschlager.

Die unvergleichliche Emma Peel:

Nach einer Staffel war Mit Schirm, Charme und Melone so erfolgreich, dass ABC, der Co-Produzent aus den USA, die Umstellung auf Farbe forderte. Aus dem Lederdress wurden bunte, hautenge Kampfanzüge – Emmapeelers. Nachdem Diana Rigg in ihrer ersten Staffel weniger verdiente als der Kameramann, verdreifachte sich ihr Gehalt – trotzdem kündigte sie an, die Serie zu verlassen. Ein wiederkehrendes Thema: Auch Diana Rigg verließ The Avengers, um Bondgirl zu werden. Mehr noch: In James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät wurde sie Mrs. Bond – für 5 Minuten…

Was nun? Die beliebteste Serie der Welt hatte Nachfragen ohne Ende – aber keine Leading Lady. Da halfen auch die Intrigen hinter den Kulissen nicht weiter. Clemens und Fannell wurden gefeuert und der neue Produzent castete seine Freundin als Peel-Ersatz. Verdächtig, nicht wahr? Die ersten drei Folgen wurden eine solche Katastrophe, dass das alte Team zurückgeholt wurde. Die neue Hauptdarstellerin ließ sich aber nicht mehr ändern.

Emma geht, Tara kommt:

Linda Thorson, frisch von der Schauspielschule und ohne Schauspielerfahrung, traf von allen am wenigsten Schuld. Ihre Tara King war so ganz anders als deren Vorgängerinnen. Verspielt und jung, zu jung für Steeds Avancen, war sie stattdessen ein Schulmädchen und er ihr Mentor. Anfangs so sexy wie Schlumpfine – und mindestens so oft in der Bedrouille. Zwar konnte auch sie draufhauen, aber zumindest in den ersten Folgen war das Muster “Falle-Tara wird gefangengenommen-Steed rettet”. Der Erfolg der Serie schwand rapide. Tara King war einfach keine Emma Peel, egal wie gut und sexy Linda Thorson mit der Zeit wurde.

Dabei ist die Tara King-Staffel noch komischer, bunter und einfallsreicher als die vorangegangenen Folgen. Der Schaden war da. Da half es nicht, dass Frankreich erstaunlich begeistert war von der neuen Figur. 1969 entschloss sich der amerikanische Co-Produzent ABC, keine weiteren Folgen zu bestellen. Der Geldgeber, der erst dafür sorgte, dass es Emma Peel-Farbfolgen gab und die Serie fortsetzte, killte The Avengers.

Alle Avengers auf einen Blick:

Patrick Macnee sollten die Avengers nie loslassen. Fünf Jahre nach Mit Schirm, Charme und Melone ließ er sich zu The New Avengers überreden. Er übernahm sogar die Rolle des unsichtbaren Archivars in Mit Schirm, Charme und Melone – von dem wir hier besser nicht reden…

Für alle, die auch nicht genug bekommen können von Mit Schirm, Charme und Melone: Jetzt gibt es alle Folgen mit Emma Peel und Tara King und damit die kompletten Jahrgänge 1965 – 1969 digital restauriert auf DVD. Die Einleitung von Avengers-Fanboy Oliver Kalkofe ist das Set fast allein wert. Übrigens: unser Gewinnspiel zu Mit Schirm, Charme und Melone läuft noch – also mitmachen und gewinnen! Einen Teil der Antworten habt Ihr ja jetzt…

Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 1 (8 DVDs)

Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 2

Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 3, Teil 1

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