Die Farben des Lebens

13.08.2016 - 08:55 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Our time is limited, we forget thatParamount Pictures/moviepilot
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Charlie Kaufmanns Filme sind nicht für jeden was, da war auch sein bisher letzter keine Ausnahme. Wer sich jedoch auf Anomalisa einlässt, kann eine Offenbarung erfahren. Und am Ende vielleicht einen so wundervollen Kommentar wie diesen hier schreiben.

Jeden Samstag präsentieren wir euch an dieser Stelle einen Kommentar, der irgendwann mal irgendjemandem von euch auf moviepilot oder gamespilot aufgefallen ist. Weil seine Worte euch berührt haben, euch zum Lachen gebracht haben, etwas in euch zum Klingen gebracht haben - oder besser als der Film waren, zu dem sie geschrieben wurden ... Wenn euch so ein Kommentar auffällt und ein "Gefällt mir" einfach nicht ausreicht, dann schreibt uns und nominiert ihn für diese Rubrik!

Der Kommentar der Woche
Mitunter sehen wir einen kleinen Film, der völlig unscheinbar daherkommt. Ja, den viele sogar gar nicht erst sehen wollen, zum Beispiel weil es ein Animationsfilm wie Anomalisa ist. Mitunter hält uns das nicht ab, und was wir dann auf der Leinwand sehen, spricht zu uns, lässt uns etwas mit in unser Leben nehmen, das mehr ist als der Film. Und mitunter lesen wir anschließend einen Kommentar wie diesen von Amarawish:

Der folgende Text hat nur bedingt mit dem Filminhalt zu tun, ich habe nur eine Facette aufgegriffen. Spoiler sind somit nicht enthalten:

Es gibt Tage, ihr kennt sie bestimmt auch, an denen man von allem und jedem genervt ist. Die Leute reden zu viel, vor allem über Nichtigkeiten, die niemanden interessieren, oder schöpfen den unnötigen Smalltalk aus, jedes noch so unwichtige Geräusch ist unerträglich laut in unseren Ohren, Sympathie wandelt sich ganz schnell zum Gegenteil und die Tollpatschigkeit sowie die unglücklichen Zufälle häufen sich. Abends möchte man einfach einmal die Stille genießen. Genug ist genug. Die Nervenbahnen sind ausgereizt, teilweise schon bis zur Erschöpfung ausgedehnt, sie drohen gleich zu reißen. Am Ende der Suche findest man sie hoffentlich, es dürstet uns nach ihr, nach etwas Ruhe. Kein Telefonklingen. Keine hektischen Stimmen. Keine unehrlichen Höflichkeiten. Keine ausgesprochenen übertriebenen Dankesreden. Unser Innerstes kann endlich präsent sein. Die Stille erlaubt es.

Und dann, ganz plötzlich, hin und wieder, wenn wir allein in unserem Räumen verweilen, gibt es Momente, wo uns die Einsamkeit packt. Da kann man noch so froh sein dem Trubel endlich erfolgreich entkommen zu sein. Unsere Gedanken kreisen, auch wenn wir es gerne anders hätten. Also was tut man um ihr zu entkommen? Man sucht die Gesellschaft der Anonymität. Das funktioniert gut, wenn man weit von Zuhause entfernt ist. Die Alltäglichkeit wollen wir natürlich weit entfernt wissen, immerhin ist sie etwas, was wir erstmal aus unserem Kopf verbannen möchten. Die wäre nur im Weg, mit ihren Mustern und Abläufen, die wir ohne Überraschung Tag aus Tag ein immer wieder durchleben. Die graue Farbe, was soll man damit, wenn man Ablenkung von der bequemen Banalität sucht und längst alle bekannten Räume in dieser Farbe gestrichen sind?

Wenn wir Glück haben, dann finden wir sie, die Stimme, die uns zum Regenbogen geleitet und uns erlaubt darauf zu wandeln. Nein, ohne Goldtopf und ohne fliegende Einhörner, die man eigentlich Pegasus nennen sollte. Die braucht man nicht, denn wenn man einmal diese Engelsstimme, die unser Herz berühren kann gefunden hat, dann ist es egal, welche Farbe uns umgibt. Die grauen Zeiten hoffen wir abhaken zu können, denn wir reden uns ein ab jetzt nur das kunterbunte Leben voller Möglichkeiten vor uns zu haben. Wir kosten die hellen, geschmackvollen Momente des Lebens aus, trübsinnige Gedanken verschwinden in den Grautönen, die dem hellen Gelb der Morgensonne und dem satten Rot einer Cocktailkirsche weichen müssen. Ja, so eine enorme Kraft haben diese Farben und wir sind dankbar dafür, auch wenn wir die Farbe Rosa nicht unbedingt in unserer Welt willkommen heißen, denn sie trübt nur unseren Blick. Anfänglich darf sie es sein, denn wir stören uns nicht daran, wir begrüßen es sogar die Welt einmal anders zu erblicken. Oft ist es allerdings nur von kurzer Dauer, dieses unbeschreibliche Gefühl der Zufriedenheit. Wenn nur etwas von diesem Gefühl bleibt und der Blick zwar nicht rosa, aber immer wieder bunt wie ein Kaleidoskop erstrahlt, dann können wir uns glücklich schätzen, denn dann haben wir sie gefunden, die Farben, die unseren grauen Alltag jeden neuen Tag Vitalität schenken, die Anomalie unseres Lebens.

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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