Die Fankultur hat ein riesiges Problem

07.08.2017 - 11:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Star Trek: Unendliche Weiten?
CBS/Netflix
Star Trek: Unendliche Weiten?
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Doctor Who ist eine Frau? Shitstorm! Star Wars hat mehr weibliche Figuren? Scheiß politische Korrektheit! Immer öfter finden Frauen, LGBTIQ-Figuren und Menschen nicht-weißer Ethnizität Einzug in Comics, Videospiele und Filme. Und das finden die meist männlichen Fans gar nicht gut. Die Konsequenzen sind oft unglaublich brutal. Was soll das Ganze?

Wer kennt sie nicht, die wunderbar nerdige Serie Doctor Who? Und immer wenn sich ein neuer Doctor inkarniert, ist das Anlass zu besonderer Aufregung. Allerdings gab es wohl noch nie so viel Wirbel wie um die 13. Inkarnation, denn diese ist zum ersten Mal eine Frau (Jodie Whittaker). Darauf reagierten viele, vor allem Mädchen und Frauen, so:

https://youtu.be/S5MU5wncDgI

"Doctor" ist und war von Anfang an zwar immer in einem weißen Mann verkernt, aber weder der Name, noch irgendetwas anderes haben dieses zeitreisende Alien einem spezifischen Gender zugeordnet. Für ZuschauerInnen ist der Doctor jedoch seither männlich und auch im Sinne des größeren Bildes, der Nerd-Kultur, ist bisher natürlich immer anzunehmen gewesen, dass es sich um einen weißen Mann handeln muss, denn die Majorität klassischer Fan-/Nerdkultur besteht aus eben diesen. Umso größer schienen der Schock und die Erkenntnis zu sein, dass es auch anders geht. Die Reaktionen auf Jodie Whittaker waren ungehemmt sexistisch.

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Denn, und das ist das Absurde, für viele fühlt sich das Casting einer Frau wie ein Betrug an. Als würde ihnen etwas weggenommen werden. Ein Vorbild, eine Repräsentation ihrer selbst im Fernsehen und Kino. Ihr wisst schon, genau das Zeug, über das sich Frauen und andere "Minderheiten" seit Ewigkeiten bitter beklagen:

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Aber wenigstens sei der neue, weibliche Doctor weiß. Denn zum Seximus paart sich sofort eine ordentliche Portion Rassismus, die stets unter dem Deckmäntelchen der Opposition von "political correctness" versteckt wird. Das kann man sehr gut bei den Reaktionen auf die Serie Star Trek: Discovery sehen, in der Michelle Yeoh die neue Kapitänin und Sonequa Martin-Green die erste Offizierin sein werden.

https://youtu.be/QFY5p1ghkFM

Da sagt einer im Trailer noch: "Veränderung ist ein lebenswichtiger Prozess aller Arten von Existenz. Man muss seine eigenen Vorurteile herausfordern". Und die Fanboys reagieren entsetzt bis durchweg rassistisch und verkünden teils ernsthaft "die Ausrottung der weißen Art".

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Es wäre fast lustig, wäre es nicht so abgrundtief hasserfüllt und ernst gemeint. Was ist da los mit der Fankultur? Wieso gibt es vor allem hier solch massiven Hass und solch unfassbare Angst? Sollten Nerds, die ehemals Ausgelachten und Ausgestoßenen, nicht eigentlich diejenigen sein, die andere Unerwünschte aufnehmen? Sollten nicht gerade sie es besser wissen, immerhin sind zumindest manche negative Erfahrungen, die Frauen, Minoritäten, LGBTIQ-Menschen und Nerds gemacht haben, ähnlich. Aber seit Gamergate  ist ganz klar, dass genau diese Gruppe inzwischen eine der größten Troll- und Bully-Gemeinschaften schlechthin ist. Wenn es um ihre Kultur und ihr Entertainment geht, kennen sie keinen Spaß. Egal ob Videospiele oder Genrekino, hier haben "andere" nichts zu suchen.

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