In Sky - Der Himmel in mir spielt Diane Kruger eine Französin, die mit ihrem Ehemann in die USA reist, um ihre bröckelnde Beziehung zu kitten. Doch der Ausflug in die Ferne entpuppt sich als Einbahnstraße, an deren Ende eine ausweglose Sackgasse steht. Nach einem dramatischen Zwischenfall packt die Frau ihre Sachen und bricht aus. In Los Angeles wagt sie einen Neuanfang und will vor allem eins: frei sein. Nach Frankie und Barfuß auf Nacktschnecken ist es bereits die dritte Zusammenarbeit zwischen der französischen Regisseurin Fabienne Berthaud und der gebürtigen Deutschen. Die Freundschaft der beiden Frauen reicht bereits 15 Jahre zurück, doch das noch Bemerkenswertere an dem Film ist, dass sich die Themen darin - Ausbruch, Veränderung, Leben in der Ferne - auch in Krugers Biografie wiederspiegeln.
Geboren und aufgewachsen in Algermissen, einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen, verfolgte Diane Kruger bereits im jungen Alter hohe Ziele. So wollte sie zunächst Balletttänzerin werden und wurde sogar an der Royal Ballet School in London angenommen. Doch der Traum zerplatzte aufgrund einer Verletzung, nach der Kruger sich gezwungen sah, die Ballettschuhe an den Nagel zu hängen. Anstatt sich zurückzulehnen, schlug sie einen neuen Karriereweg ein. Im Alter von gerade Mal 15 Jahren stand sie für Deutschland im Finale des Modelwettbewerbs Elite Model Look, was ihrer Karriere als Mannequin den Startschuss gab. Daraufhin zog die blutjunge Kruger nach Paris, lernte eifrig Französisch und zog zahlreiche Aufträge mit namhaften Designern an Land.
Doch nur stumm in die Kamera gucken, reichte Diane Kruger schon bald nicht mehr. Nach und nach zog sie sich aus dem Modelgeschäft zurück und begann Schauspielstunden an der renommierten Privatschule Cours Florent zu nehmen. Noch während der Ausbildung gab Kruger ihr Filmdebüt in der Fernsehproduktion The Piano Player, wo sie neben Dennis Hopper und Christopher Lambert zu sehen war. Weitere Rollen in französischen Filmen folgten, darunter an der Seite ihres damaligen Mannes Guillaume Canet in Bad, Bad Things. Im Zuge der Dreharbeiten änderte Kruger ihren Namen zunächst von Heidkrüger zu Krüger und dann zu Kruger, um sich international besser vermarkten zu können. Mit ihrer kulturellen Anpassungsfähigkeit und Mehrsprachigkeit umging Kruger geschickt, auf die Rolle „der Deutschen“ festgelegt zu werden. So wird sie nicht über ihre Nationalität definiert, sondern kann als kosmopolitisches Chamäleon sowohl Französinnen als auch Amerikanerinnen und Deutsche spielen.
Einem größeren Publikum wurde Diane Kruger mit ihrer Rolle als Lisa in Paul McGuigans Mystery-Drama Sehnsüchtig bekannt, wo sie die Geliebte von Josh Hartnett spielt, die unter mysteriösen Umständen verschwindet. Mit ihrer Rolle der Helena in dem Kriegsepos Troja folgte dann im selben Jahr der internationale Durchbruch. Kruger wurde aus 3000 Bewerberinnen für die Rolle der „schönsten Frau der Antike“ ausgewählt. So baute Kruger sich neben Frankreich auch ein Standbein in Hollywood auf. Womöglich wäre sie dort den meisten jedoch als schöne, aber eher wortkarge Helena in Erinnerung geblieben, hätte da nicht ein gewisser Mr. Tarantino bei Kruger angeklopft. 2009 besetzte Quentin Tarantino sie für die Rolle der deutschen Spionin Bridget von Hammersmark. Für ihre außerordentliche Darstellung erhielt Kruger u.a. eine Nominierung für den Screen Actors Guild Award als Beste Nebendarstellerin.
2016, mehr als zehn Jahre nachdem Diane Kruger das erste Mal für Fabienne Berthaud vor der Kamera stand, war es nun Kruger, die es Berthaud dank ihres ausgebauten Netzwerkes in Hollywood ermöglichte, das Low-Budget-Projekt Sky - Der Himmel in mir zu realisieren. Dafür verzichtete Kruger gar auf ihre Gage und ließ für die Besetzung ihre Beziehungen spielen. Kruger, die zeitweilig auch in Los Angeles lebt, ließ ihre eigenen Erfahrungen ins Drehbuch mit einfließen und verhinderte so eine klischeehafte Darstellung des heutigen Amerikas.
Bei so viel Internationalität und Auslandseinsatz fragt man sich nur noch, ob für den deutschen Film auch noch was übrig bleibt. Und ja, tatsächlich: Als langjähriger Fan Fatih Akins wird Diane Kruger in seiner nächsten Regiearbeit Aus dem Nichts zum ersten Mal einen gesamten Film lang in ihrer Muttersprache zu hören sein. Ausgenommen die Filme, in denen sie sich selbst synchronisiert. Denn das macht sie nebenbei bemerkt auch noch.