Fast fünf Jahre wurde die Verfilmung des Frank Schätzing-Bestsellers Der Schwarm entwickelt. Die Vorschusslorbeeren waren groß: Als Serie auf Marvel-Niveau wurde das internationale Mega-Projekt angekündigt, mit Frank Doelger zog ein Game of Thrones-Produzent die Fäden.
Und jetzt das: Erst kritisierte Schätzing höchstselbst die Adaption als "Unsinn ohne Relevanz". Seit dieser Woche sind die ersten drei Folgen in der Mediathek des ZDF verfügbar, der Sender führte die Produktion an. Erste Kritiken wurden veröffentlicht und auch die gehen teilweise hart mit der Sci-Fi-Serie ins Gericht. Hat der Schwarm das alles wirklich verdient?
ZDF-Serie Der Schwarm im Kritiken-Kreuzfeuer
Worum geht es in der Serie? Der Schwarm erzählt von rätselhaften Ereignissen, die die Zivilisation erschüttern. Es beginnt in den Tiefen der Ozeane und breitet sich in der ganzen Welt aus. Feindselige Wale, gefährliche Krabben und ein bis dato unbekannter Eiswurm treiben ihr Unwesen. Offenbar rächt sich die Natur an den Menschen für ihr rücksichtsloses Verhalten. Eine Gruppe aus internationalen Wissenschaftler:innen geht der Frage nach, was hinter der geheimnisvollen Schwarmintelligenz steckt. (Hier kommt ihr zur kompletten Besetzung von Der Schwarm)
Was wird eigentlich an der Serie kritisiert?
Die TAZ wirft Der Schwarm mangelhafte Effekte vor:
Neben durchaus beeindruckenden Landschaftsaufnahmen und Bildkompositionen drängen sich wenig gelungene Computeranimationen und Studioaufnahmen. Diese sind so merkwürdig, dass sie einen wie bei dem Walangriff auf das Ausflugsboot aus der Geschichte reißen.
In dem Artikel kommen auch die Dialoge schlecht weg. Fazit: "Die hohen Erwartungen konnten nicht erfüllt werden."
Der Schwarm will eine Blockbuster-Serie sein, aber laut RP scheitert die Produktion genau an diesem Anspruch:
[...] Das sieht gut aus, und das Problem der Serie liegt denn auch woanders: Sie ist bieder. Man denkt doch: Wenn schon Armageddon, dann bitte mit Pauken und Trompeten.
Am Ende bliebe da "[...] die mit Frank Schätzing geteilte Enttäuschung über all die verpassten Möglichkeiten, die diese immer dringlicher wirkende Romanvorlage geboten hätte."
Den für eine Serie dieser Art wohl schmerzhaftesten Punkt liefert der SWR :
Die Serie verlässt sich viel zu sehr auf ihre Bilder, die Dialog- und Charakterentwicklung wirkt dagegen lieblos, irgendwie bruchstückhaft dem Buch verpflichtet, ohne eigene erzählerische Kraft zu entwickeln.
Das ist nur eine Auswahl verschiedener Reviews. Neben härteren Verrissen wie von der SZ ("Fernsehen für Doofe ") finden sich viele gemischte Kritiken. Nie aber durchweg positive.
Wie schlecht oder wie gut ist Der Schwarm wirklich?
Fassen wir die Kritikerwertungen zunächst zusammen: Der Schwarm hat miese Effekte, Dialoge, eine schwache Erzählung und geht schludrig mit dem großen Potenzial der Vorlage um. Auch wir haben die ersten drei Folgen gesehen und all diese Punkte treffen mehr oder weniger zu.
Die Serie tut sich vor allem schwer darin, und das überrascht bei einer Roman-Adaption, eine druckvolle, zusammenhängende Handlung zu erzählen. Noch die 3. Folge ist damit beschäftigt, das Konzept vorzustellen. Das ermüdet, zumal die Figuren nicht wirklich fesselnd gestaltet sind. Und einigen Action-Szenen sieht man deutlich an, dass hier der Topf mit dem Effekte-Budget bereits leergefischt war.
Jetzt kommen wir zu den vielen Abers: 40 Millionen Euro Budget wirken auf den ersten Blick wie ein gewaltiger Betrag. Blockbuster-Serien wie Stranger Things und House of the Dragon hantieren allerdings mit viel größeren Geldsäcken. Zum Vergleich: Jede Folge (!) der 4. Staffel Stranger Things soll 30 Millionen Dollar gekostet haben. Der Schwarm ist international nicht erste Liga.
So zeigen die Kritikpunkte auch: Von der (vermeintlichen) Blockbuster-Serie wurde unheimlich viel erwartet. Um daran und an den Hoffnungen der Buch-Fans nicht zu scheitern, hätte Der Schwarm sehr hoch springen müssen.
Wenn man aber diese Schätzing-Adaption als B-Movie (bzw. eine B-Serie) akzeptiert, kann man viel Spaß mit ihr haben. Das Konzept, in dem Meeresbewohner sich an den ausbeuterischen Menschen rächen, ist hochinteressant und sorgt für teilweise bizarre, unterhaltsame Szenen. Außerdem machen die vielen Ortswechsel und die tollen Landschaftsaufnahmen Lust auf Urlaube in Kanada, Norwegen oder auf rauen schottischen Inseln.
Wenn man Der Schwarm einen Vorwurf machen kann, dann, dass die Serie sich viel zu ernst nimmt. Denn zu lachen gibt es leider eher wenig.
Die ersten drei Folgen Der Schwarm sind jetzt in der ZDF-Mediathek abrufbar. Die lineare TV-Ausstrahlung folgt am 6. März im ZDF.
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