Die Sitcom King of Queens umfasste ganze neun Staffeln mit 207 Episoden. Doch nur 174 davon konnten etwas aufweisen, dass die anderen nicht hatten: Jerry Stiller spielte darin mit. Sechs Jahre begleitete mich diese Serie im deutschen Fernsehen und schenkte mir viele witzige und berührende Momente. Doch unter all den sympathischen und liebenswert verschrobenen Figuren konnte mir keine so ein herzhaftes Lachen entlocken wie die des Arthur Spooner. Deshalb betrachte ich es nur als angemessen, ihm mein Serienherz zu überreichen.
- Zum Weiterlesen: King of Queens-Star Jerry Stiller ist tot
Denen, die King of Queens verfolgten, muss ich die Handlung der Serie nicht erklären. Für alle, die sie noch nicht kennen, was sich hoffentlich nach diesem Text bald ändert, fasse ich das Wesentliche noch einmal zusammen: Hauptfigur der Serie ist Durchschnittstyp Doug Heffernan, wunderbar authentisch gespielt von Kevin James. Dieser ist glücklich mit Carrie (Leah Remini) verheiratet und führt ein gemütliches, normales Leben. Bis Carries Vater Arthur sein Haus versehentlich abfackelt und fortan bei den beiden im Keller wohnt. Von da an ist nichts mehr so wie es war, denn Arthur sorgt mit seinem exzentrischen Verhalten mehrfach für Chaos im Hause Heffernan. So viel dazu. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden, denn wie bereits erwähnt, sind es vor allem die Charaktere, allen voran Arthur, die den besonderen Charme der Sitcom ausmachen.
Die Macher von King of Queens liegen wahrscheinlich heute noch abends im Bett und danken dem Comedyserien-Gott, dass er ihnen damals Jerry Stiller geschickt hat. Dieser ist, im Grunde genommen, das Herz und die Seele der Serie, die ohne ihn einfach nicht das Gleiche gewesen wäre. Der Gedanke daran, dass ursprünglich Jack Carter die Rolle übernehmen sollte und erst nach einigen gedrehten Szenen durch Jerry Stiller ersetzt wurde, verschafft mir heute noch eine beunruhigende Gänsehaut. Dennoch ist es nicht nur ihm, sondern auch den Autoren zu verdanken, dass Arthur Spooner zu dem wurde, was er ist: ein legendäres Unikat.
Seniler, alter Zirkusaffe oder Kellerrentner mit Herz?
Alles beginnt mit einem Hausbrand. Nämlich dem Haus von Arthur, das er selbst abbrannte, weil er unbedingt etwas auf seiner "Glückskochplatte" zubereiten musste. Hier lässt sich bereits erahnen, was uns bei diesem exzentrischen Greis erwartet. Arthur pendelt permanent zwischen Wahnsinn und noch größerem Wahnsinn. Er ist seltsam, manchmal etwas nervig, aber auch absolut liebenswert. Immer wieder überrascht er, gerade wenn man glaubt, ihn gut zu kennen. Arthur Spooner: Ein Chamäleon in Strickjacke. Obwohl er so ziemlich jedes Leiden hat, das man als alter Mann haben kann, strahlt er jedoch unbändigen Tatendrang aus. Seine oftmals fehlgeleitete Energie überstrahlt alles und durchdringt sogar den TV-Bildschirm, dass wir uns zwangsläufig zu sämtlichem Blödsinn angestachelt fühlen. Er lebt das Kind in sich exzessiv aus, vergisst dabei jedoch häufig die Folgen. Er ist im Herzen ein Abenteurer, den nur sein mangelndes Budget daran hindert, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Arthur hat mehr erlebt, als man erleben kann und vermutlich hat er den Großteil davon auch noch vergessen. Mit seinen Sprüchen und Anekdoten könnte man mehrere Seiten füllen, aber das würde schlicht den Rahmen sprengen. Deshalb kommt hier eine kleine Auflistung mit bedeutenden Fakten über Arthur Spooner, die für King of Queens-Fans nichts Neues sein werden, aber dennoch nach Erwähnung schreien.
1. Arthur ist ein Worcaholic
Keiner hatte wohl schon so viele Jobs wie Arthur Spooner. Die Liste seiner beruflichen Tätigkeiten ist ellenlang und von zahlreichen Skurrilitäten durchzogen. So arbeitete Arthur schonmal als Schleifenverkäufer oder gravierte Bowlingkugeln. Nichts, was eine große Zukunft verspricht. Doch war er auch ein talentierter Schauspieler, der am Broadway tätig war, dies jedoch für seine Tochter Carrie aufgab. Weiterhin war er auch bei der Sesamstraße beschäftigt, und zwar von März ´76 bis Mitte März ´76. Seine ersten Groschen verdiente er mit seiner Beteiligung am Bau des Empire State Buildings, wo er auch als "flotter Tänzer" in den Pausen für Unterhaltung sorgte. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von Arthurs Jobkarriere.
2. Arthur ist ein Frauenheld
Arthur ist auch im hohen Alter noch ein Mann, dessen Libido manchmal lauter schreit, als er selbst. Er verehrt Frauen und zollt ihnen auf seine eigene Art und Weise den nötigen Respekt. Sei es ein Schäferstündchen im Baumhaus oder ein romantisches Dinner. Kein Wunder, dass er also zum Ende der Serie bereits zum vierten Mal heiratet. Zu seinen Verflossenen zählen unter anderem auch Dougs Tante Sheila und eine gewisse Peppermint Patty, an die er seine Jungfräulichkeit verlor. Laut eigener Aussage hatte er jedoch noch nie etwas mit einer Holländerin.
3. Arthur ist ein Multitalent
Der alte Kauz sollte schlicht und einfach nicht unterschätzt werden. Nicht nur, dass Arthur ein sehr guter Tänzer und Sänger (er war als Kind im Chor tätig) ist. Nein, er ist auch noch ein ungekrönter Meister im Ping Pong. Der Grund dafür ist wohl der, dass er diesen Sport noch auf der Straße lernte, wo es Sieg oder Tod hieß. Zudem ist er sehr kreativ. Zu seinen Erfindungen gehören ein krümelloser Krümelkuchen, ein Schraubenzieher, feuchte Toilettentücher und - jawohl - auch der Kaffee. Seine Redegewandtheit ist ein weiterer Punkt, der seine Mitmenschen alt aussehen lässt. Er weiß sich aus jeder Situation herauszureden und argumentiert logisch und gekonnt. Einen Beweis dafür könnt ihr hier sehen:
4. Arthur ist ein Mysterium
Vermutlich wird niemand Arthur jemals verstehen können. Weiß dieser Mann, was er da tut? Auf einer Farm aufgewachsen, scheint er dennoch kein Händchen für Tiere zu haben. Zwei Papageien, Douglas und Douglas II., segneten unter seiner Obhut das Zeitliche. Im einen Moment schreit er seine Mitmenschen lauthals an, im anderen hört er Enya bei einem gemütlichen Schaumbad. Auch seine dunklen Seiten kommen zum Vorschein. Er verspielte nicht nur den Namen seiner Tochter beim Poker, sondern kämpfte auch jahrelang mit seiner Nasenspray-Sucht. Im zweiten Weltkrieg erlebte er das Grauen hautnah und fürchtet sich dennoch vor einem Papier-Gespenst. Arthur ist ein wahres Rätsel, das er vermutlich nicht einmal selbst lösen kann.
Dies waren nur ein paar Einzelheiten über Arthur Spooner. Als die letzte Folge von King of Queens gesendet wurde, war es nicht nur traurig um die Serie, sondern auch um diesen besonderen Charakter. Die Macher waren sich dem wohl bewusst und schenkten Arthur den letzten Moment der Serie, die leider ein sonst sehr unwürdiges Ende bekam. Was übrig blieb, war die Erinnerung an eine der besten Sitcoms der Welt und einen sehr bemerkenswerten, alten Mann. Ich wage sogar die dreiste Behauptung, dass mit dem titelgebenden King of Queens eigentlich immer Arthur Spooner gemeint war.
Was waren eure liebsten Momente von Arthur aus King of Queens?