David (Matt Damon) gegen Goliath (Kapitalismus) in Soderberghs The Informant!

08.09.2009 - 11:37 Uhr
0
0
Matt Damon als schnurrbärtiger Insider in einer auf Tatsachen beruhenden Wirtschaftskomödie von Steven Soderbergh. The Insider! kam in Venedig überraschend gut an.

Am sechsten Tag der Filmfestspiele in Venedig wurde gestern Der Informant! von Steven Soderbergh zum ersten mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Komödie, in der Matt Damon einen “Whistleblower” spielt, der Insiderinfos über üble Machenschaften eines Unternehmens ans Tageslicht bringt und sich dabei in absurde Lügengespinste verstrickt, wurde überraschend einstimmig aufgenommen. Allerorten wird der auf einer wahren Geschichte beruhende Der Informant! als cleverer und vor allem sympathischer, vielleicht etwas beliebiger Film beschrieben.

Im Hollywood-Branchenblatt Variety nennt Todd McCarthy den Film “Erin Brockovich s putzigen kleinen Bruder” und lobt: “Soderbergh spielt seine Trümpfe nicht für direkte Lacher, aber er hat so einige Comedydarsteller in Nebenrollen besetzt (…) und lässt die Komödie aus dem schwindelerregenden Strudel aus Ereignissen und mentalen Scharaden entstehen. Die Entscheidung, Originalschauplätzen zu drehen, erdet die Höhenflüge der fabulierenden Hauptfigur.”

Felicitas Kleiner schreibt in ihrem Venedig Tagebuch auf Film-Dienst: “Soderbergh entwickelt die auf einem realen Fall beruhende, in den 1990er-Jahren spielende Geschichte als höchst amüsante, ‘stylische’ (Aufmachung und Kostüme erinnern ein bisschen an die 1960-er) Corporate-Crime-Movie-Parodie, in der nicht zuletzt die Kluft zwischen der Handlung im Bild und deren Off-Kommentierung durch Damons Figur (die ein bisschen wie eine Persiflage auf Russell Crowes ‘Insider’ wirkt) für Komik sorgt.”

Auch Susan Vahabzadeh von de Süddeutschen zeigt sich angetan: “Der fröhliche, amüsierte Ton dieses Films ist zum Teil wirklich musikalisch, der ‘Informant!’ wird von einem Score von Marvin Hamlisch vorangetrieben, der Scott Joplins Ragtime für Der Clou fitgemacht hat; und Die Firma taucht mehrfach auf – ein leiser Gruß an den im vergangenen Jahr verstorbenen Sydney Pollack, an seine Art, vom hässlichen Verhältnis zwischen politischer Entscheidungsmacht und wirtschaftlichen Interessen zu erzählen, ohne je zu verzagen.”

Auf KleineZeitung.at schreibt Sascha Rettig: “Mit seinem eher trockenen Thema ist der Film nicht ganz die Wirtschaftssatire, die er sein will, gewinnt mit immer weiteren Unwahrheiten aber deutlich an Fahrt und Witz. Auf die Frage nach seiner größten Lüge verwies Damon an seinen Regisseur Soderbergh: ‘Lügen sind wichtig, sie sind schließlich dafür verantwortlich, dass wir uns nicht alle gegenseitig umbringen.’”

Sogar Wendy Ide von der britischen Times, die einzige, die eine wirklich lange Liste an Kritikpunkten in ihrer Rezension abarbeitet, kommt am Ende zu dem Schluss: “Obgleich es mit seinen 108 Minuten etwas lang geraten ist, arbeitet dieses Gespinst aus Dummschwätzereien sehr hart, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Letztlich kombiniert der Film die Wirtschaftsparanoia von The Insider und die taumelnde Döppelbödigkeit von Catch Me If You Can. Er sollte wahrscheinlich nicht funktionieren, tut es aber doch.”

Der Informant! startet am 5. November in den deutschen Kinos. Hier nochmal der Trailer:

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News