Das wahre Gesicht der Entwicklungshilfe in Afrika

06.02.2013 - 15:01 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Schlafkrankheit
Farbfilm (24 Bilder)
Schlafkrankheit
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Der deutsche Regisseur Ulrich Köhler wuchs als Kind von Entwicklunghelfern auf. Er kennt also das Gesicht der westlichen Hilfe in Afrika. Heute zeigt er es euch auf ARTE mit seinem Film Schlafkrankheit. Ein Einschalten lohnt sich.

Der in Marburg geborene Ulrich Köhler verbrachte als Kind von Entwicklungshelfern einen Großteil seiner Kindheit in Zaire. Als er die Natur und das Leben dort mit neun Jahren hinter sich lassen musste, war das hart für ihn. Er hätte sich nie vorstellen können, nochmal zurückzukehren, geschweige denn, einen Film dort zu drehen. Zu unserem Glück hat er es getan und damit ein, manchmal fast schon zu reales Bild der Entwicklungshilfe in diesem Land gezeichnet. Im Wettbewerb der Berlinale 2011, wo er den Silbernen Bären für die Beste Regie erhielt, feierte Schlafkrankheit Premiere und dieses Jahr eröffnet der Film den eigenen Berlinale-Schwerpunkt von ARTE.

Ebbo und Vera Velten leben seit fast 20 Jahren in Afrika. Durch ihre Arbeit als Ärzte und Entwicklungshelfer reisen sie viel über den Kontinent. Ebbo (Pierre Bokma) leitet ein Schlafkrankheitsprojekt und geht komplett in seiner Arbeit auf. Vera (Jenny Schily) allerdings leidet sehr unter der Trennung von ihrer Tochter Helen, die mit 14 Jahren ein Internat in Deutschland besucht. Entweder Ebbo gibt die Arbeit auf, die ihm so wichtig geworden ist, oder er verliert die Frau, die er liebt. Doch er hat Angst vor der Rückkehr in ein Land, das ihm fremd geworden ist. Einige Jahre später: Der junge, französische Mediziner Alex Nzila (Jean-Christophe Folly) der selbst aus dem Kongo stammt, reist nach Kamerun. Dort soll er ein Entwicklungshilfeprojekt recherchieren und bewerten. Er war sehr lange nicht mehr auf dem Kontinent. Der Mensch, den er vorfindet ist destruktiv und verloren. Doch irgendwie muss er versuchen, den Kontakt zu Ebbo aufrecht zu erhalten.

In schönen Bildern und Naturaufnahmen führt uns Ulrich Köhler in der Deutsch/Niederländisch/Französischen-Co-Produktion durch den Kontinent, den er so lange seine Heimat nannte. Wer die durch Hollywood etablierten Afrika-Panoramen erwartet, ist hier falsch. Ulrich Köhler weiß genau, was er sowohl von dem Land, als auch den Menschen zeigen möchte. Die schwere, seltsame Freundschaft, die er zeigt, ist spannend und interessant. Nach Action à la Blood Diamond sucht der Zuschauer hier vergeblich. Wer also einen einfühlsamen, anspruchsvollen Film sehen möchte und das etwas andere Afrika erleben will, sollte heute um 20:15 Uhr auf ARTE bei Schlafkrankheit vorbeischauen.

Heute im TV: Schlafkrankheit
Wann: 20:15 Uhr
Wo: ARTE

Was wird denn bei euch heute so eingeschaltet?

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