Das Volk gegen ... Eddie Murphy

02.11.2011 - 08:50 Uhr
Das Volk gegen ... Eddie Murphy
Paramount/moviepilot
Das Volk gegen ... Eddie Murphy
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Heute muss sich Eddie Murphy unserem Richterspruch stellen. Die Anklage lautet: Zuschauerquälerei durch Norbit. Schuldig oder nicht schuldig – das dürft ihr entscheiden!

Es gibt Menschen, die meinen, Eddie Murphy könne wegen fast jedem seiner Filme vor dieses Gericht geladen werden und wieder andere, die den Humor des amerikanischen Schauspielers so sehr schätzen, dass sie all diesen Ärger nicht nachvollziehen können. In einem Fall aber ließ sich die Verhandlung nicht vermeiden und so wird Herr Eddie Murphy heute für ein besonders kritisches Vergehen vor dieses Gericht gestellt.

Auf der Anklagebank: Eddie Murphy und all seine Alter-Egos
Die Tat: Norbit

Anklägerin: SchnabelPower
Verteidiger: Mattes Teschabai

Führungszeugnis:
Eddie Murphy hat uns im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen Komödien erfreut. Wohl am bekanntesten ist Beverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden Fall und die darauf aufbauenden Filme, sowie sein frühes Werk Der Prinz aus Zamunda. In Der verrückte Professor demonstrierte er seine Wandlungsfähigkeit und trat in verschiedenen Rollen auf, seine Fähigkeiten als Synchronsprecher stellte er in Shrek – Der tollkühne Held unter Beweis. Dass er auch ernsten Rollen durchaus gewachsen ist, beweist der Film Dreamgirls, für den er sogar eine Oscarnominierung und einen Golden Globe erhielt. Seit Anbeginn seiner Schauspielkarriere ist er sowohl als Drehbuchautor und Produzent als auch als Musiker aktiv.

Anklageverlesung:
Herr Eddie Murphy hat sich mit seiner Tat Norbit der Zuschauerquälerei schuldig gemacht. Es mag ja sein, dass hinter dieser sinnbefreiten Komödie wohlwollende Intentionen lagen, doch fühlt sich gar niemand durch das Ergebnis unterhalten. Das beweisen auch die drei Goldenen Himbeeren, die Eddie Murphy für drei seiner Rollen in eben diesem Film erhalten hat, darunter sogar die Auszeichnung für die Schlechteste NebendarstellerIN. Der Film Norbit verfügt weder über einen originellen Plot, noch über ansprechenden Humor, sondern macht sich lediglich die niederen menschlichen Gefühle des Fremdschämens zu Nutze. Darüber hinaus ergeht er sich in gar krimineller Weise der Diskriminierung von an Adipoitas erkrankten Frauen. Dies darf nicht ungestraft bleiben.

Verteigung
Es ist offenbar, dass Norbit ein Akt der Selbstlosigkeit ist. Nachdem Eddie Murphy mit seiner Hochglanz-Performance in Dreamgirls in Oscarnähe gekommen war, wollte er sich wieder in die Untiefen der Himbeer-Kategorien stürzen. Und er hat das geschafft. Ich sehe darin eine konsequente Linie. Eddie Murphys Karriere zeichnet sich durch die Bandbreite seines Schaffens aus. Er fürchtet sich nicht vor behämmerten Rollen und zaubert trotzdem immer wieder ganz Großes aus dem Hut. Norbit strotzt vor entgrenzter Peinlichkeit. Das ist eine Grenzerfahrung und als solche ist sie nötig für Filmgeschichte. Wir dürfen ihn doch nicht dafür verurteilen, dass er eine Goldene Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin bekommen hat, das gerade adelt ihn!

Schlussplädoyer der Anklage
Mutwillig hat Herr Eddie Murphy mit Norbit das Kinopublikum in gleich drei Rollen gequält. Gerade weil er durch Dreamgirls demonstriert hat, dass er sehr wohl den Unterschied zwischen richtig und falsch kennt, ist Norbit als Definition der unlustigen Komödie ein unentschuldbares Vergehen. Herr Murphy gehört dafür zur Rechenschaft gezogen, denn Humor ergibt sich nicht nur aus der Zurschaustellung menschlicher Niederungen, sondern ist sehr wohl ein Vorgang, der mit Intelligenz untermauert werden sollte. Diese jedoch ist in Norbit schlichtweg abwesend.

Schlussplädoyer der Verteidigung
Ich bleibe bei meiner Positionierung und rufe auf, Norbit als eine Grenzerfahrung der Komödie zu akzeptieren. Eddie Murphy schöpft aus einer bunten Kiste der politisch unkorrekten Vorurteile und schießt mit seinem Ergebnis völlig über das Ziel hinaus. Dass das dramaturgisch nicht funktioniert, ist eine Sache. Doch dass er sich für diese unangenehm-peinliche Show nicht zu fein ist, adelt ihn als Komödiant. Ich denke nicht, dass Eddie Murphy dafür verurteilt gehört. Er demonstriert uns seine Bereitschaft zur Geschmacklosigkeit. Das ist meiner Meinung nach kein Grund zur Verurteilung, sondern ein Angebot, eine Möglichkeit. Unschuldig!

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