Am Abend leuchtet der grüne Heckenbogen, durch den die Besucher den Vorgarten des Labia in Kapstadt betreten. Hinter der Hecke beginnt ein Ort, der nur ein Thema kennt. An kleinen Tischen sitzen Besucher vor dem Eingang zum Kino und reden ausschließlich über Filme. Zumindest an dem Abend, an dem wir dort waren.
"Call me by your Name" haben wir gesehen. Wir haben aber nicht den Film ausgewählt - wir haben uns für Kino 1 entschieden. Im größten Saal mit 167 Plätzen konnten wir noch etwas spüren von dem Ballsaal der italienischen Botschaft, der sich hier früher befand. Die Pracht des Art Déco ist immer noch da - Lampen, Wandbespannung, Kinositze sind so gewählt, dass das Kino als historischer Ort bestens funktioniert.
Denn das Kino hat eine große Geschichte zu erzählen. Als der Tanz vorbei war, diente es der aus Italien stammenden Prinzessin Labia als Privattheater, in dem sie mit ihren Gästen private Shows anschauen konnte. Und ein bisschen italienisch fühlt sich ein Aufenthalt dort immer noch an, vor allem der grüne Innenhof hat Verona-Feeling.
In den 1970er-Jahren gab es dann die ersten Filmvorführungen, bevor das Labia 1989 als reines Kino wiedergeboren wurde. Heute zeigt es Filme aus aller Welt, fühlt sich aber besonders dem europäischen Arthouse-Kino verpflichtet. Vier Kinosäle beherbergt es, die drei kleineren haben alle unter 100 Plätze.
Das Größte am Labia ist aber sein Foyer. Tickethäuschen und Süßigkeitentresen sind zwar offensichtlich nicht aus Italien, sind aber so stilecht, dass der Besucher direkt in die goldene Zeit dieses Kinos katapultiert wird. Ganz stilvoll gibt es sogar Cocktails, und in Zusammenarbeit mit italienischen Restaurants kann man gleich das Menü vor oder nach der Vorstellung buchen.