Das Omen - Der bahnbrechendste Horrorfilm aller Zeiten

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Das Omen
Twentieth Century Fox/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Das Omen
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Ein moviepilot-User hat sich entschlossen, uns einen Text zu seinem Lieblingsfilm Das Omen, natürlich das Original, zuzusenden.

Der legendärste Kommentar auf moviepilot, der seinerzeit beim erstmaligen Erscheinen unglaublich Staub aufwirbelte, tiefe Spuren in jeder Biographie von Filmkennern hinterließ, gleichzeitig bei ihnen schwere Depressionen und Psychosen hervorrief, völlige Neuorientierung in allen Belangen erforderte und in weiteren Dimensionen mp-Geschichte schrieb – ist nun endlich mal unzensiert, ungeschnitten, historisch überarbeitet und neu in autorisierter Form juristisch freigegeben (anzufechten gab es nämlich nichts).

Lesen Sie das bitte!

Das Omen (1976) ist in jeder erdenklichen Hinsicht DER Klassiker des subtilen Horrorfilms. Es gibt keinen einzigen größeren Film in diesem Genre. Niemand, keiner! Weder… (ok, ich erwähne sie halt für Euch Hype-People mal zwangsläufig: Hitchcock, Polanski, Kubrik, kurz davor noch Friedkin (Der Exorzist, fast eine Lachnummer im Vergleich) oder gar der überschätze Lynch oder neu: Nolan) brachte DAS Werk der Vollendung fertig: Es war kein Geringerer als Richard Donner! Kein einziger aller dieser Regisseure hat jemals solche Innovation und solchen tiefgründigen und dennoch eleganten und gleichzeitig gradlinigen Thrill geboten. Seien Sie gnädig denen, die so was mal zwangsneurotisiert nachprobiert haben und verzeihen Sie ihnen großzügig ihre Unfähigkeit oder ihr versuchtes Ringen um Anerkennung: Es gab da das schaurige Remake Das Omen (2006), ganze drei dolle (ungeplante!) Sequels und ganz viele sonstige, unzählige, endlose Nachahmer. Hier lesen Sie, warum das Werk in die Top 10 aller Filme gehört & Achtung, Kommentar enthält zwangsweise einen sehr kleinen Spoiler [x]:

- Die Story war ein Novum in seinem absolut glaubwürdigen biblischen Kontext, sie ist dramaturgisch äußerst subtil aufgebaut und zieht nur einfach geradewegs in den konsequenten Bann, aus dem jedes Entrinnen chancenlos ist: Jeder Dialog, jede Handlung sitzt wie Gusseisen, Ablenkung ist ausgeschlossen. Darum hat der tolle Film auch nach 35 Jahren noch immer kein Milligramm Staub angesetzt, schier unglaublich (bei anderen “Klassikern” sieht die nüchterne Bilanz dann anders aus!).

- Es war Richard Donners erste Kino-Regie & wurde als “poor Hoboken” von vielen Produzenten belächelt, Ergebnis: Es wurde alles gegeben und wie! Richard weckte alle morgens 5h & dann wurde losgefilmt: Kater vom Saufen des Vorabends zählte nicht! (Bitte nachlesen in Billie Whitelaws grandioser, 2003 erschienen, Biographie, dem Buch “Who He?”)

- Der fast unerträgliche Spannungsfaktor sind u.a. (!) die ewig andauernden Zweifel von Gregory Peck, mit dem der Zuschauer den ganzen Film hindurch mitleidet, immer der Moment vor Augen, wann das nächste Unglück wohl passieren mag, oder wie er wohl reagieren wird (“Es ist ja nur ein Kind”). So wird sogar ein einfacher Flug im Flugzeug unerträglich. Aber auch sonst ist die Dramaturgie in jedem Detail geschliffen.

- [x] Das “Böse” wird hier erstmals in der Filmhistorie konsequent & ohne Kompromisse an Hollywood durchgezogen: Überlebende gibt es nämlich schlicht keine, von so was wie Happyend ganz zu schweigen!

- Die Schockeffekte waren bis dato ungesehen und werden noch heute kopiert, z.B. in Final Destination. Aber der Film bot eben genauso die leisen und subtilen, stimmungsvollen Details, eben genau die Mischung, die wir heute so unglaublich vermissen.

- Richard Donner entwickelte den visionären “Wegschau-Effekt”, d.h. dreht der Zuschauer die Augen ab vor Furcht und schaut erneut, ist der Effekt noch am laufen (z.B. die Szene als David Warners Kopf einfach weiterrollt). Dieser tolle Effekt war im Remake natürlich voll nicht drin. Die haben doch eh kein Millimeter dieses Film in seiner Genialität begriffen!

- Das erste Mal ist ein Kind nicht der niedliche Träger des Familienglücks, sondern das genaue Gegenteil davon.

- Die suggestive Choralmusik von Jerry Goldsmith war ein unheimlicher Begleiter, bis dato in seiner Art ungehört und bescherte ihm seinen einzigen Oscar.

- Die schauspielerischen Leistungen waren extrem ambitioniert und ebenso toll (Peck hatte keine Rollen mehr, David Warner und Billie Whitelaw waren im Theater größer als im Film). Erwähnt sei besonders die von Billie, der großartigen Lieblingsschauspielerin des meisterlichsten GB-Dramatiker Samuel Beckett: Billie Whitelaw spielt “The Nanny From Hell” mit einer Diabolik, die seinesgleichen sucht und Filmgeschichte schrieb. Wie das, die wegen Rosemaries Baby überschätzte Mia Farrow im Remake nachmachen wollte, war nicht nur kümmerlich, sondern nur noch bemitleidenswert und das gab sie noch in Interviews noch selbst zu. Es spricht für die Courage und den Stil, dass die große, oftmals belächelte Lee Remick die Rolle der todgeweihten Botschaftsfrau annahm – der Satz, den sie zu hören bekam “Fürs weiße Haus bist du viel zu sexy” wurde einer der berühmtesten aus Hollywoods Filmgeschichte. Aber auch David Warner (der zwei Jahre später grandios Nazi Heydrich im TV-Klassiker Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss verkörperte), spielte den Fotografen Jennings so monströs gut, dass der abgehobene Botschafter Peck sich ihm einfach anvertrauen musste – Klasse!

- Die detailverliebte Symbolik, die den ganzen Film durchzieht: z.B. genau im Moment als Pater Brennan im Sturm aufgespießt wird, ist der Sturm genau dann weg und die Sonne scheint wieder. Ein weiteres tolles Detail: Die Fokussierung der Augen. In der Spitalszene scheinen sich Whitelaw und Remick nur durch die hypnotische Kraft der Blicke zu bekämpfen – mit fatalen Folgen! Auch dieser Augen-Effekt wurde immer wieder und wieder kopiert – hier ist er im Original!

- Das Werbekonzept mit ca. 20 verschiedenen Plakat-Sujets war erst- und einmalig und sah grandios toll aus mit der schwarz-rot-weißen – vor allem typografisch gehaltenen Grafik.

- Der Film wurde seinerzeit von der Kritik völlig verrissen und spielte das Zehnfache seiner Kosten ein. Der feige William Holden, der den Part als Robert Thorn abgelehnt hatte und für ihn dann der viel mutigere und auch bessere Gregory Peck (Billie: “He was one of a gentleman!”) übernahm, spielte dankbar im misslungenen Sequel Omen 2 – Damien mit. Wahrscheinlich ärgert er sich noch heute darüber!

- Wer das alles nicht glaubt, soll es mit dem Remake (2006) eins zu eins vergleichen und dann das Ergebnis unter dem Strich anschauen. Wir, Hüter von echter klassischen Kunst, sind ja eigentlich geehrt, dass da jemand ebenso große Ambitionen hegt, aber gleichzeitig schier entrüstet über das miserable Ergebnis. Und niemand muss sich ja eigentlich schämen, so eine unübertroffene Großartigkeit kopieren zu wollen, denn die Genies sind eben auch offenherzig, das gehört zur Großzügigkeit und Kulanz ihrer selbst!

Es ist keine Frage, Das Omen (1976) ist der innovativste, spannendste und bahnbrechendste Film des subtilen und psychologischen Horrors aller Zeiten! Er ist ein Schlüsselerlebnis für jeden Zuschauer; kein Mensch vergisst jemals so was – der Film verfolgt einem über Wochen – wie könnte man nur so was vergeblich verdrängen? Der Film gehört in die gleiche Liga wie all die wichtigsten – teilweise aus dubiosen Motiven heraus bewerteten – “Klassiker”. Seine Progressivität und seine kompromisslose Kunst und Genialität hindert “echte Filmkritiker” noch immer daran, ihn im obersten Olymp der größten Filmklassiker aller Zeiten endlich nach jahrelangem, intellektuell begründetem Streit aufzuführen.

Die Zeit dazu ist jetzt gekommen!


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