Dardenne-Brüder räumen mit Lornas Schweigen ab

08.10.2008 - 13:13 Uhr
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Das Sozialdrama der beiden Belgier Luc und Jean-Pierre Dardenne läuft morgen an

Le Silence de Lorna, den die Brüder Luc Dardenne und Jean-Pierre Dardenne dieses Jahr in Cannes vorstellten, startet morgen in den deutschen Kinos. Wie in Rosetta oder Das Kind beschäftigt sich auch Le Silence de Lorna mit Figuren am Rand der Gesellschaft, mit Armut, Einzelgängertum und Verzweiflung. Rosetta erhielt 1999 die Goldene Palme in Cannes, L’enfant 2005. Beide mischten nicht nur durch ihre ungewöhnlichen Geschichten die Filmlandschaft auf, sondern vor allem auch durch cinematologische Eigenheiten wie Laiendarsteller, Handkamera und seltene Schnitte. Auch Le Silence de Lorna wurde in Cannes ausgezeichnet – diesmal für das Beste Drehbuch.

Le Silence de Lorna erzählt nun die Geschichte der Albanerin Lorna, die nach Belgien (dem Heimatland der Dardenne-Brüder) immigriert, weil sie auf ein besseres Leben dort hofft. Mit dem Junkie Claudy (verkörpert von Jérémie Renier musste Lorna eine Scheinehe eingehen, denn ohne eine EU-Staatsbürgerschaft hätte sie weder das Recht auf Aufenthalt in Belgien, noch auf Arbeit, noch auf Sozialleistungen. Ihr Traum ist es, mit ihrem albanischen Freund eine kleine Snackbar zu eröffnen. Ein bescheidener Traum, möchte man meinen. Doch nicht, wenn man aus Albanien stammt. Die Lüge des Musterbeispiels an Sozialstaat trifft nicht zu, so hört man leise die Botschaft der belgischen Filmemacher, die sich in den 1980ern mit unkonventionellen Dokumentarfilmen einen Namen machten. Vor allem nicht für Nicht-EU-Bürger. Um eine Staatsbürgerschaft zu erhalten, die den Zugang zu einem besseren Leben garantiert, sind Nicht-EU-Bürger entweder in die Illegalität oder in die Scheinehe gedrängt.

Lorna muss schweigen. Denn Fabio, der skrupellose Belgier, der ihre Heirat mit einem reichen Russen einfädeln möchte, drängt sie dazu, ihren Ehemann Claudy durch eine Überdosis zu töten. Heiratet Lorna den reichen Russen, so erhält dieses die belgische Staatsbürgerschaft und sie eine Stange Geld. Genug, um die Snackbar zu eröffnen…

Arta Dobroshi ist zwar keine Laiendarstellerin, aber die Hauptrolle in Le Silence de Lorna ist ihre erste Rolle in einem Film aus der EU. Für die Rolle lernte die im Kosovo geborene Nachwuchsdarstellerin innerhalb von zwei Monaten französisch (nachzulesen auf der deutschen Filmseite). Jérémie Rénier begeistert die Kritiker in der Rolle des Junkies, den er wie einen willenlosen Haufen Menschenfleisch spielt. Kritiken könnt ihr nachlesen im Spiegel, in der SZ oder im moviepilot-Pressespiegel.

Hier der Trailer:

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