Curt Siodmak, König des B-Film Horrors

10.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Curt Siodmaks Der Wolfsmensch
Universal
Curt Siodmaks Der Wolfsmensch
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Heute würde der oft als ein König des B-Film-Horrors beschriebene Drehbuchautor Curt Siodmak 110 Jahre alt. Seine Kreaturen wie der Wolfsmensch Larry Talbot oder Donovans Gehirn üben auch Jahrzehnte nach ihrem Debüt noch ihre Anziehungskraft aus.

Sogar ein Mann mit reinstem Gemüt,
der Gebete sagt jede Nacht
Kann zum Wolf werden wenn die Wolfsblume blüht
Unter des Herbstmondes goldener Pracht

Diese Warnung taucht einige Male in Der Wolfsmensch auf, der berühmtesten Kreation von Curt Siodmak. Für sein Drehbuch zum Horrorklassiker erhielt Siodmark als Vorgabe vom Studio nur den Titel, die Namen der Schauspieler sowie sieben Wochen Zeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Universal-Monstern wie Dracula, Frankenstein oder dem Unsichtbaren basierte der Wolfsmensch nicht auf einer spezifischen literarischen Vorlage. In seinem Drehbuch popularisierte Siodmak etliche der heute gebräuchlichen Vorstellungen über Werwölfe: Ihre ausschließliche Verletzlichkeit durch silberne Waffen, das Pentagramm als Zeichen des Werwolfs (ein Zeichen des Todes, das angesichts von Siodmaks Biographie nicht von ungefähr an einen Judenstern erinnert) sowie Mondlicht als Auslöser der Verwandlung zum Werwolf. Auch die eingangs erwähnte Warnung stammt aus Siodmaks Feder, und nicht etwa aus einer alten Legende, wie häufig angenommen.

Curt Siodmak wurde am 10. August 1902 als Kurt Siodmak in Dresden geboren und starb am 2. September 2000 in Three Rivers, Kalifornien. Er begann als Romanautor von Science-Fiction-Geschichten, schrieb aber bald auch Drehbücher. Siodmak hatte die Idee zum Stummfilm-Klassiker Menschen am Sonntag, dessen Drehbuch Billy Wilder schrieb, und dessen Regie sein Bruder Robert Siodmak übernahm. Ein weiterer großer Erfolg in Deutschland war der Film nach seinem Zukunftsroman F.P. 1 antwortet nicht. Die antisemitische Rede von Nazi-Propaganda-Minister Joseph Goebbels über die zukünftige deutsche Filmpolitik war schließlich der Auslöser dafür, dass Siodmak, ein Jude, zunächst nach England, 1937 dann in die USA emigrierte. In den USA schrieb er Drehbücher zu vielen Horrorfilmen, darunter etliche Fortsetzungen der berühmten Universal-Horrorklassiker. Wie die Berliner Zeitung bemerkte, mischte er dabei auf einzigartige Weise Elemente der Schauerromantik mit denen des deutschen (Stummfilm-)Expressionismus. Er selbst sagte: “Ich glaube nicht, dass ich jemals eine wirklich gewalttätige Szene geschrieben habe. Ich habe den Horror der Vorstellungskraft des Publikums überlassen.”

Der Unsichtbare kehrt zurück war seine erste Horror-Arbeit mit einem klassischen Universal-Monster, es folgten Der Wolfsmensch, Der Unsichtbare Agent, Frankenstein trifft den Wolfsmenschen, Draculas Sohn und Frankensteins Haus. Von all den Monstern ist Wolfsmensch Larry Talbot eines der tragischsten, wird er sich doch bewusst, welches Unheil er als verfluchter Werwolf des Nachts anrichtet, ohne etwas dagegen tun zu können. Ohne dass er es beabsichtigte, konstruierte Siodmak den Wolfsmenschen wie eine griechische Tragödie. Später sagte er: “Über dem Leben selbst lastet der Fluch des Wolfsmannes: leiden zu müssen, ohne selbst schuldig zu sein.” Zu dieser Sicht trugen Siodmaks Erfahrungen in Nazi-Deutschland das ihre bei: “Ich wurde in ein Schicksal gezwungen, das ich nicht wollte: ein Jude in Nazi-Deutschland zu sein. Ich hätte das nicht als mein Schicksal gewählt.” Um diesem Schicksal zu entkommen, emigrierte Siodmak; der Wolfsmensch Larry Talbot sucht in der Fortsetzung Frankenstein trifft den Wolfsmenschen den berühmten Doktor auf, da dieser das Geheimnis von Leben und Tod kennt, und Talbot endlich sterben möchte.

Neben den Arbeiten für Universal schuf Siodmak auch andere zeitlose Drehbücher und Charaktere, die oft direkt oder indirekt als Vorlage für viele spätere Werke dienten. Er schrieb am Drehbuch für die Val Lewton -Produktion Ich folgte einem Zombie, ebenso wie den Ray Harryhausen -Klassiker Fliegende Untertassen greifen an und Die Bestie mit den fünf Fingern mit Peter Lorre. Sein Roman Donovans Hirn wurde gleich dreimal verfilmt und diente unzähligen weiteren Filmen als Inspirationsquelle. Noch mehr als die Idee der körperlosen Hand aus Die Bestie mit den fünf Fingern fand das ebenso körperlose Gehirn aus Donovans Hirn Eingang in den Science-Fiction-Kanon und tauchte in zahllosen Variationen immer wieder auf. Siodmaks Werwolf-Version konnte jedoch keine seiner weiteren Kreaturen an Popularität überbieten.

Wie steht ihr zu klassischem Grusel à la Curt Siodmak?

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