Crowdfunding für Dummies und Spike Lee

27.07.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Crowdfunding für Dummies und Spike Lee
Spike Lee/moviepilot
Crowdfunding für Dummies und Spike Lee
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Ein Vögelein hat Regisseur Spike Lee geflüstert, dass es auf Kickstarter Geld zu holen gäbe. Trifft sich gut, denn er braucht gerade welches. Nur will er nicht verraten wofür. Ein Aufreger über den billigsten und faulsten aller Versuche an unser Geld zu kommen.

Man kann von den aktuellen Entwicklungen auf Kickstarter in puncto Hollywood halten, was man will – Stichwort David Fincher (The Goon), Veronica Mars und Zach Braff (Wish I Was Here) – eines muss man den bisherigen Kampagnen lassen: Sie haben sich bemüht und uns wahrlich den Hof gemacht. Mit viel Zuckerguss und schönen Worten. Man fühlte sich begehrt und wichtig. Geben wir’s doch zu, es hat uns es gefallen.

Doch die Schmetterlinge sind verflogen, das Süßholz aufgebraucht, die Liebe der harten Realität gewichen. Wir, die Internetcommunity, haben bereits für Hollywood die Beine breit gemacht, also sollen wir uns gefälligst nicht so anstellen und uns auch weiterhin brav fügen. So fühlt es sich zumindest an, wenn man sich die jüngste Kickstarter Kampagne eines US-amerikanischen Filmemachers ansieht. Spike Lee hat von einem seiner Studenten gesagt bekommen, dass es auf Kickstarter was zu holen gäbe. Er will Geld. 1,25 Millionen Dollar. Soviel lässt er uns immerhin wissen. Aber wofür, das hat nicht zu interessieren. Man solle ihm – einem gefeierten Hollywoodregisseur – einfach glauben und nutzt das Kickstartervideo als Egoshow. Seine Hood, seine Filme, sein Erfolg. Aber von einem vernünftigen Projekt fehlt jede Spur…

Nennt mich altmodisch, aber zumindest ein Strauß Blumen und eine grobe Vorstellung davon, was er überhaupt mit dem Geld vor hat, wäre das Mindeste, bevor ich mich ein weiteres Mal flachlegen lasse. Ein Aufregerbrief der Woche an Spike Lee.

Yo Spike!
Zunächst, erlaube mir bitte, dich Spike zu nennen. Wir sind schließlich zwei Filmenthusiasten unter sich. Außerdem fühle ich eine starke Bindung zwischen uns. Ich verbinde deinen Namen mit vielen besonderen Filmerlebnissen. Zugegeben, wirklich gerissen hast du in jüngster Zeit nichts. Aber hey, wir alle haben mal Durchhänger, nich’ wahr?

Dein Appell auf Kickstarter hat mich tief bewegt. Du beklagst dich in deinem Aufrufvideo, dass heutzutage nur noch Superhelden, Comicbücher und technikgetriebene Tentpolemonster ihren Weg auf die Leinwand finden. Es würden nur noch Filme gemacht, die entweder Franchise- oder globales Verwertungspotential besäßen (China lässt grüßen). Oder sich in McDonalds-Marketingkampagnen zwängen lassen. Auch mag ich deine Vision, was Kino eigentlich sein sollte. Du hast Recht, wir Filmfans sehnen uns nach einem vielseitigen, abwechslungsreichen Kinoprogramm. Eines, das auch dir und deinen Filmen Platz bietet.

Aber eines macht mich stutzig. Du schwörst auf Gott und auf das Grab deiner Mutter, dass jeder Cent in das Projekt und nicht in deine eigene Tasche fließt. Schön, das ehrt dich. Aber warum diese Betonung auf etwas, was wir ohnehin als Voraussetzung betrachten? Ich weiß auch nicht, ob es unbedingt förderlich war, deine Kickstarter Kampagne The Newest Hottest Spike Lee Joint zu nennen. Aber gut, wer bin ich schon. Der eigentliche Grund meines Schreibens ist ohnehin ein anderer: Was in aller Welt willst du uns denn überhaupt andrehen?!?

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