Corinna Harfouch wollte schon immer mit Andreas Dresen drehen - Whisky mit Wodka ist dabei rausgekommen

02.09.2009 - 08:50 Uhr
Corinna Harfouch als Bettina Moll in Whisky mit Wodka
Senator Film
Corinna Harfouch als Bettina Moll in Whisky mit Wodka
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Corinna Harfouch über die Atmosphäre beim Dreh von Whisky mit Wodka, die Arbeit mit Henry Hübchen und die seit langem ersehnte Gelegenheit, mit Andreas Dresen zu drehen.

Corinna Harfouch zählt zu den wichtigsten deutschen Schauspielerinnen. Im Gespräch über ihre Rolle in Whisky mit Wodka findet sie viel anerkenndende Worte für Regisseur Andreas Dresen und ihre Schauspielkollegen. Corinna Harfouch ist unter anderem Trägerin des Adolf Grimme-Preises und des Bayerischen Filmpreises.

Was ist das für eine Figur, die Sie in Whisky mit Wodka spielen?

Bettina ist eine etwas in die Jahre gekommene Schauspielerin, die offenbar nicht Theater spielt, sondern sich in der Filmbranche bewegt. In dieser Scheinwelt stark und selbständig zu bleiben, ist eine schwierige Herausforderung für einen Menschen – und es gelingt ihr auch nicht: Sie gerät ins Schwimmen. Sie spielt sich ein bisschen als Mutti auf, weil sie ihrem berühmten, gestrandeten Kollegen Otto eine neue Hauptrolle verschafft hat. Vielleicht sieht sie darin eine sinnvolle Aufgabe, Otto zum Film zurückzuholen. Sie hatte mal was mit ihm, kommt aber emotional nicht an ihn ran, weil er sich immer völlig unverbindlich verhält. Jetzt ist sie mit dem Regisseur des Films liiert – und nicht gerade glücklich dabei.

Mögen Sie sie?

Nicht besonders. Ich würde ihr mehr Leichtigkeit, Humor und Übersicht wünschen. Trotzdem finde ich das, was mich an ihr stört, absolut von innen ausgehöhlt wird. Aber auch die anderen Figuren in Whisky mit Wodka sind Schwimmer, die das Ufer nie wirklich erreichen, sondern ziellos in der Brühe ihres Lebens herumpaddeln. Vermutlich geht es uns allen mehr oder weniger so. Insofern glaube ich, dass man sich als Zuschauer in den Figuren durchaus wiedererkennen kann.

Was war für Sie der besondere Reiz an der Rolle?

Der primäre Reiz des Projektes lag für mich in der Möglichkeit, endlich einmal mit Andreas Dresen drehen zu können. Ich kenne ihn schon lange und schätze ihn sehr, aber eine Zusammenarbeit hatte sich nie ergeben. Er hatte mir zwar schon mal eine Rolle angeboten, doch die konnte ich aus Termingründen nicht annehmen. Seitdem hatte ich den Wunsch, mit ihm zu arbeiten. Und wenn einem der Regisseur so wichtig ist, dann prüft man das Drehbuch nicht mehr sooo genau wie bei anderen Angeboten.

Und wie haben Sie die Zusammenarbeit mit ihm empfunden?

Ich habe festgestellt, dass sich seine soziale Kompetenz nicht nur in seinen Filmen zeigt, sondern auch in seinem Umgang mit dem gesamten Filmteam. Noch nie in meinem Leben habe ich so herzerfrischende, entspannte Dreharbeiten erlebt: Die Atmosphäre war extrem familiär und herzlich, geprägt von Feierlust, aber auch von großer Ernsthaftigkeit in der Arbeit. Denn Andreas Dresen arbeitet sehr genau; er weiß exakt, was er will, und er kann das auch präzise formulieren. Er ist eindeutig der Chef, ohne herumbrüllen zu müssen wie andere Chefs. Man bringt ihm Respekt entgegen, weil er einen scharfen Verstand hat und man das, was er sagt, immer interessant fi ndet. Und er versteht es auf eine sehr angenehme Weise, die Leute zu motivieren.

Hat er Ihnen viele Freiheiten gelassen?

Er bietet den Schauspielern die Freiheit, sich ganz in ihre Rollen hineinfallen zu lassen. Denn bei einem so sorgfältig arbeitenden Regisseur wie ihm muss man glücklicherweise als Darsteller nicht die fehlende Kraft des Chefs auffüllen mit Aktivitäten, die einen nichts angehen. Was jedoch die Freiheit der Improvisation betrifft: Dafür war bei Whisky mit Wodka absolut kein Platz. Das lag allerdings nicht unbedingt an Andreas Dresen, sondern an den Dialogen von Wolfgang Kohlhaase: Der rundet jede Szene mit einer Pointe ab – und da muss einfach jedes Steinchen, das zu dieser Pointe führt, perfekt sitzen. Das ist ein sehr ausgefeiltes, geschlossenes System.

Ihr Leinwand-Partner Henry Hübchen dürfte Ihnen ja bereits von früher vertraut gewesen sein…

Ja, wir haben schon öfters zusammen gearbeitet, sowohl am Theater als auch vor der Kamera, und wir waren lange Zeit sogar Nachbarn in Berlin. Ich würde ihn zu meinem Freundeskreis zählen – und ich halte ihn für einen ganz tollen Schauspieler. Einer, der ständig an sich zweifelt und deshalb im Gegensatz zu manchen Kollegen immun ist gegen Eitelkeit und Egomanie. Was ich an ihm besonders liebe: Er ist bei der Arbeit nie wurstig, sondern bleibt immer dran und sucht bis zum Schluss nach dem Richtigen. Und in diesem Film finde ich ihn wirklich grandios – was er da macht, ist wunderbar komisch und traurig und herzergreifend.

Als Darstellerin waren Sie bei Whisky mit Wodka in einer ähnlichen Situation wie Ihre Filmfigur Bettina: Sie mussten die Szenen zwei Mal drehen, mit zwei verschiedenen Kollegen. Wird man da nicht wahnsinnig?

In eine solche Lage zu geraten wie Bettina, finde ich eigentlich unvorstellbar: Den Sarkasmus, der nötig wäre, um so eine Situation zu meistern, würde ich wohl nie im Leben aufbringen. Tatsächlich waren aber die Dreharbeiten für mich gar nicht schwierig, zumal ich zwei großartige Partner hatte. Und ich fand es interessant zu beobachten und zu bewerten, was da jeweils vor meinen Augen passierte.

Haben Sie Markus Hering, der den Arno spielt, ebenfalls schon vorher gekannt?

Nein. Anfangs war ich sogar etwas irritiert über die Besetzung. Aber dadurch wurde mir etwas mitgeliefert, das ich gar nicht mehr spielen musste: Bettina ist ja auch zunächst skeptisch und kommt dann irgendwann an einen Punkt, an dem sie „Wow!“ sagt. Und diesen Punkt gab es bei mir während der Dreharbeiten ebenfalls. Außerdem ist er ein großartiger Kollege, sehr bodenständig und unglaublich herzlich. Ich finde die Rolle mit ihm genial besetzt: höchst überraschend und alles andere als klischeehaft. Überhaupt muss ich sagen, dass mir die Schauspieler in diesem Film ganz ausgezeichnet gefallen haben.

Eine Kollegin kennen Sie aus Ihrer gemeinsamen Zeit am Deutschen Theater in Berlin: Valery Tscheplanowa, die in Whisky mit Wodka die junge Darstellerin verkörpert, die am Set allen den Kopf verdreht.

Ja, von dieser Frau bin ich vollkommen begeistert. Ihre Rolle ist ja eigentlich ganz klein und unscheinbar – sie könnte da durchhuschen wie ein Hase. Aber sie haucht dieser Figur wirklich Leben ein: Wie sie reagiert, was sie für Pausen setzt, das ist komplett unkonventionell und etwas ganz Besonderes. Eine Offenbarung, dieses Mädchen. Ich wünsche ihr von Herzen, dass sie noch viel mehr als bisher zeigen darf, was sie alles kann!

Mit Material von Senator Film.

Whisky mit Wodka startet am 03. September in den deutschen Kinos. Schaut doch in unser Kinoprogramm, wenn Ihr ihn sehen wollt.

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