John Kreese' Wandlung in Cobra Kai ergibt keinen Sinn: 3 gute und 3 schlechte Dinge in Staffel 4

09.01.2022 - 12:15 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Cobra KaiSony Pictures Television
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Die 4. Staffel Cobra Kai bei Netflix war wieder ein Fest. Die Serie hat sich in vielen Bereichen verbessert. Dennoch weist sie einige Schwächen auf. Der Rückblick auf alle neuen Folgen.

Seit Silvester 2021 ist Cobra Kai Staffel 4 bei Netflix verfügbar. Die Soap mit Martial-Arts-Elementen (oder Martial-Arts-Serie mit Soap-Elementen?) ist eine der derzeit am besten geführten Serien. Die Formel aus Generationenkonflikten, Beziehungsdramen und natürlich rasant choreografierten Fights sitzt einfach.

Staffel 4 gilt bei vielen Fans als beste Season bisher – genau wie die dritte Staffel vor ihr. Vieles, aber natürlich nicht alles, läuft perfekt. Ich habe die 10 Folgen begeistert in einem Rutsch abgerissen, bei manchen Plots und Entwicklungen jedoch auch gestutzt. Das ist die Zusammenfassung meiner Eindrücke von Cobra Kai Runde 4.

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Was in Cobra Kai 4 gut lief: Die Entwicklung von Tory und Robbie

Okay, ich war schon immer Fan von Tory Nichols (Peyton List) und Robbie Keene (Tanner Buchanan). Aber in Staffel 4 überperformen beide Charaktere und kicken die anderen Karate Kids mit metaphorischen Roundhouse-Tritten weit in den Schatten. Robbie hat einen Zen, eine innere Balance entwickelt. Er lässt sich nicht mehr auf eine Seite ziehen, und das macht ihn zur Herausforderung. Wäre er ein Star Wars-Charakter, wäre er Luke Skywalker in Rückkehr der Jedi-Ritter.

Zusammen mit Tory bildet er ein Power-Couple. Toris Haupteigenschaft ist immer noch grenzenlose Wut auf ihre gesamte Umwelt, was mir eigentlich schon reicht, aber die Autor:innen kitzeln in Staffel 4 neue Facetten wie Rücksicht und ein Bedürfnis nach Wärme aus ihr heraus.

Was in Cobra Kai 4 schlecht lief: Der extrem simple Rache-Subplot

Es beginnt mit einer vergleichsweise harmlosen Mobbing-Attacke von Miyagi-do-Schülern gegen die neue Figur Kenny (Dallas Young). Der Konflikt zwischen den Dojos schaukelt sich dadurch hoch zu Strafbeständen wie Nötigung und Freiheitsberaubung, angeführt vom oben genannten Robbie. Das Opfer: Hawk.

Das ist ein klassischer Cobra Kai-Hebeleffekt: Es beginnt immer unscheinbar, bis am Ende ein Schüler mit gebrochener Wirbelsäule im Krankenhaus liegt. Die Autor:innen lieben solche Teufelskreise. Das bedeutet auch, die beteiligten Figuren müssen sich einer größeren Erzählmacht unterwerfen und handeln nicht mehr authentisch.

Der Racheplot ist nicht nur nervig redundant, er ignoriert auch den größeren Entwicklungsbogen von Robbie. Eine Konzentration auf den sehr interessanten Kenny-Arc plus Ekel-Balg Anthony LaRusso (Griffin Santopietro) hätte hier vollkommen gereicht.

Was in Cobra Kai 4 gut lief: Der Kampf zwischen Hawk und Robbie

Die Fights in Cobra Kai waren schon immer gut choreographiert, manchmal fehlt es ihnen an Schnelligkeit, gerade bei den hüftsteiferen Erwachsenen. Das ist aber der Preis für eine schnittarme Inszenierung mit nur punktuell eingesetzten Stunt-Personen. Nun zur 4. Staffel, denn hier erreichen die Fights ein neues Level an Dynamik, Übersicht und Kreativität. Das könnte an einem etwas höheren Produktionsniveau liegen, das mit dem endgültigen Wechsel der Serie zu Netflix einhergeht.

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Wahrscheinlich ist es ein Mix aus wachsender Erfahrung der Choreograph:innen und der beteiligten Kämpfer:innen. Ebenfalls ein großer Faktor: Die wichtigsten Fights fanden erstmals seit 2 Seasons wieder unter Wettkampfbedingungen statt und erhalten damit eine höhere Intensität.

Bestes Beispiel ist hier das Männer-Finale des All Valley-Turniers zwischen Robby und Hawk, das den dramatischsten und spannendsten Kampf der bisherigen Serie hervorbrachte. Der Mangel an Treffern war das Salz in der Suppe. Defensive gewinnt Titel.

Was in Cobra Kai 4 schlecht lief: Die LaRussos werden immer unsympathischer

Kann es sein, dass die LaRussos in dieser Staffel nochmal etwas schlechter wegkommen als sonst schon? Ja, Daniel (Ralph Macchio) zieht am Ende den Kopf aus der Schlinge, als er doch noch von seinem starren Miyagi-do-Kurs abrückt. 95 Prozent der Staffel verhält er sich aber wie ein selbstgerechter Gockel. Johnny (William Zabka) wirkt da deutlich beweglicher, also im Kopf jetzt.

Der übertoxische LaRusso-Eindruck verfestigt sich beim Rest der Familie. Sam (Mary Mouser) ignoriert in blinder Wut die Einlenkversuche von Tory. Mit ihrer Mutter Amanda (Courtney Henggeler) hat sie eine manipulativere Partnerin an der Seite, die ihre Privilegien gezielt einsetzt.

Und dann ist da natürlich noch der plötzlich beachtete Sohn Anthony, in dem sich das gesamte Fehlverhalten der Eltern spiegelt, was die natürlich kaum glauben können. Die Stärke von Cobra Kai ist ja eigentlich, widerspenstige Gefühle zu erregen. Für die LaRussos bleibt aber fast nur Antipathie über.

Was in Cobra Kai 4 gut lief: Terry Silver als Schurke

Terry Silver (Thomas Ian Griffith) ist die perfekte Steigerung zu John Kreese (Martin Kove). Gerissener, subtiler, diabolischer. Die Reaktion von Daniel auf den neuen Cobra Kai-Sensei war bestes Foreshadowing für alle, die Silver nicht aus Karate Kid III kennen, wo er bereits als Karikatur eines psychopathischen Schurken auftrat.

Die Autor:innen entblättern ihren Teufel behutsam, die Wandlung zum Besseren nimmt man ihm fast ab. Dann bricht erst in einer erschreckenden Szene das gesamte Gewaltpotential aus ihm heraus, als er "Stingray" (Paul Walter Hauser) krankenhausreif prügelt. Im Finale offenbart er schließlich eiskalte strategische Fertigkeiten, die ihn zum besten Schurken der Serie machen. Und vielleicht sogar zum Endgegner.

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Was in Cobra Kai 4 schlecht lief: John Kreese' Wandlung

Je böser Terry wurde, desto einfühlsamer durfte John sein. Aus dem Nichts entwickelte der Ex-Schurke Mitgefühl und ein soziales Gewissen. In Cobra Kai muss niemand böse bleiben, aber etwas glaubwürdiger und weniger ruckartig darf eine Wandlung vom potentiellen Mörder zur warmherzigen Vaterfigur dann doch vonstatten gehen.

Womöglich erkannte er sich selbst in seinem Kameraden und das brachte eine Art Seelenwanderung in Gang. Es wirkte aber einfach, als hätten die Autor:innen ganz vergessen, welche moralischen Verbrechen sie John in den ersten 3 Staffeln begehen ließen. Nur, um jetzt einen Redemption-Arc durch die Hintertür zu erzwingen.

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