Breaking Bad überfordert die Deutschen nicht

03.09.2011 - 08:31 Uhr
Sieht Bad aus
AXN/moviepilot
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Was bekommen wir nicht alles zu hören über tolle Serien, die in den USA laufen. Zu dumm, dass wir davon nur hören, sie aber nicht sehen. Und weil das so ist, könnte einem der Ärger zu den Ohren herausquillen.

Wie schön kann es doch sein, sich entspannt hinzusetzen und eine hochklassige Serie anzugucken. Doch in Deutschland wird dieses Vorhaben häufig genug unterbunden, da sich die besten Serien, die es international gibt, gar nicht erst ins bundesrepublikanische Fernsehen verirren. Und das ist nicht nur unverständlich, sondern geradezu ärgerlich.

Ihr werdet es schon ahnen, dass der Aufreger der Woche die hierzulande ausgestrahlten Serien behandelt – aber auch mit kleinen Positivbeispiel aufwarten kann.

Erfolg durch Wiederholung
Der deutsche Serienfan hat es nicht leicht: In den USA feierten und feiern Serien wie Game of Thrones, The Wire, Breaking Bad oder Mad Men Erfolge, bei uns kennt sie kaum jemand. Warum? Ganz einfach deshalb, weil sie nie im Free-TV ausgestrahlt wurden und unzusammenhängend oder auf einem Nischensender ohne großartige Ankündigung kamen. Auf gut deutsch: Es wurden Perlen vor die Säue geworfen. Es ist zwar nicht so, dass es bei uns keine Serien im TV gäbe, aber die meisten davon laufen als Wiederholungen in Dauerschleife. Dr. House, ein Erfolgsformat aus den Vereinigten Staaten, konnte sich bei uns zwar durchsetzen, aber die keinem ersichtlichen Konzept folgenden Wiederholungen zwischen den neuen Staffeln führen immer mehr zu einem Übersättigungseffekt. Auch mit anderen Serien verhält es sich so, von Sitcoms wie dem dauernd runtergenudelten Two and a Half Men bis hin zur ausgelutschten Krimiserie CSI: Den Tätern auf der Spur. Den Mut, mal etwas gewagtere Formate zu bringen, scheint in Deutschland fast keiner zu haben. Sogar eine einheimische Produktion wie Im Angesicht des Verbrechens wird so lange im Terminkalender herumgeschoben, bis auch noch der letzte Zuseher abgesprungen ist.

Der Deutsche versteht das schon
Aber warum ist das denn so? Ein schon älteres Interview mit TV-Entwickler Steve Blame gibt Aufschluss: Offenbar scheuen es deutsche Sender, dem deutschen Zuschauer komplexe, komplizierte, ja sogar intelligente Serien zuzumuten, aus Angst, sie würden ihn überfordern. Anders ausgedrückt: Der deutsche Fernsehzuschauer ist zu blöde für gute Serien. Und weil das Risiko offenbar zu hoch ist, dass US-Themen von Schwaben, Sachsen, Bayern, Berlinern etc. nicht verstanden werden und sie deshalb ab- oder umschaltet, bringen deutsche Sender diese Formate erst gar nicht. Das ist ein hartes Brett, das uns da vor den Kopf geknallt wird. Aber, und da können wir uns sicher sein, so bescheuert sind wir Deutschen gar nicht. Wie kann es denn sein, dass diese Serien überall funktionieren, aber bei uns soll das nicht der Fall sein? Wie kann es sein, dass auf moviepilot gerade Serien wie Die Sopranos oder 30 Rock am beliebtesten sind? Ihr scheint also keine Probleme mit dem Verständnis zu haben. Entweder seid ihr überdurchschnittlich gebildet, oder die allgemeine Einschätzung des deutschen Serienguckers ist per se nicht korrekt.

Etwas Hoffnung gibt es doch
Was bleiben für Alternativen? Zuerst einmal: Verzicht. Das ist aber keine wirkliche Alternative. Pay-TV wäre auch eine Lösung, denn dort laufen die neuen US-Serien. Aber wie n/a gezeigt hat, müssen wir immer damit rechnen, dass eigenwillige Schnitte gemacht werden, die einem das Vergnügen verderben. Bleibt der Griff zur DVD. Da viele dieser Serien nicht oder nur sehr zögerlich in Deutschland veröffentlicht werden, bleibt einem nur der Import. So oder so, es ist ein kostenintensives Unterfangen. Aber durch den wolkenverhangenen, düsteren Serienhimmel Deutschlands scheint hin und wieder ein kleiner Sonnenstrahl. Einer dieser Strahlen heißt ZDFneo. Es ist zwar ein Ärgernis, dass dem Hauptsender ZDF selbst die Eier fehlen, Spitzenserien zu zeigen, aber immerhin wird auf dem Spartensender etwas Platz freigeräumt, um Serien wie Mad Men, 30 Rock oder In Plain Sight – In der Schusslinie zu zeigen. Das andere positive Beispiel ist ARTE, ebenso ein eher kleiner Fernsehsender, auch ein öffentlich-rechtlicher, aber einer, der Sendungen bringt, die über den national manifestierten Tellerrand hinausblicken. So erwarb ARTE beispielsweise die Rechte an Breaking Bad.

Es sind keine Sprünge, sondern eher Tippelschritte, die die Serienentwicklung in Deutschland macht. Aber wir sind ja schon froh, dass keine völlige Stagnation vorherrscht. Aber wir wünschen uns trotzdem, dass die komplette Fernsehlandschaft Deutschlands doch einmal einen Blick auf das internationale Geschehen wirft und sich bei der Programmgestaltung daran orientiert, denn auch Menschen ohne Geldscheißer würden vielleicht gerne gute neue Serien zu sehen bekommen. Es muss doch möglich sein, solche Formate angemessen zu platzieren und nicht irgendwo unbeachtetet herumgammeln zu lassen. Allerdings wird an dieser Praxis auch der Aufreger der Woche womöglich wenig ändern.

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