Mit Breaking Bad-geschliffener Feder schreiben Vince Gilligan und sein Writers Room seit mehr als drei Jahren an der tragikomischen Anwaltserie Better Call Saul. Geschmeidiger geskriptete Serien gibt es derzeit kaum auf dem Markt und seine erzählerischen Ressourcen wendet Better Call Saul zu großen Teilen zur Erfassung der Hauptgifur James McGill/Saul Goodman auf. Bob Odenkirk lebt in der Rolle ganz frei seine Stand-up-Wurzeln aus, während Vince Gilligan ihm eine bittersüße Lebenstragik an den Leib heftet.

Anfang März habe ich Bob Odenkirk zu einem kurzen Interview getroffen. Tags zuvor beim Panel mit Netflix-Content-Chef Ted Sarandos hatte Bob Odenkirk gesagt, es sei als Schauspieler einfacher, vom Komischen ins Dramatische zu wechseln als umgkehrt. Aber gibt es da überhaupt eine Lücke, ist beides nicht eigentlich miteinander verbunden, gerade im Hinblick auf die Figur Saul Goodman?

Bob Odenkirk: Ich mache Sketch-Comedy, was ein weites Feld ist. Man macht sich in seiner Performance meist über sich selbst lustig. Oft macht man sich auch über seine eigene Performance lustig. Und man ist sich dessen bewusst. Da ist schon ein großer Unterschied zum Drama. Du musst dich im Moment verlieren. Du musst dir bewusst sein, welche Reaktionen du hervorrufst. Ich denke, für mich ist beides weit voneinander entfernt. Aber das liegt vielleicht an der Art Comedy, die ich mache. In manchen Komödien wird mehr geradeheraus gespielt, dort wird mehr Drama gespielt.

James McGill wird oft erdrückt vom Leben, krümmt sich aber nicht unter den Lasten, sondern stemmt sich nach einer kurzen Phase des Sammelns gegen sie. Schmerz gärt in Better Call Saul sehr schnell zu Humor. Wie definiert Bob Odenkirk Comedy? Ist es Tragödie plus Zeit?

Bob Odenkirk: Comedy ist Tragödie plus Übertreibung. Es geht darum, die Reaktionen gerade so zu übertreiben, dass eine Distanz zum tatsächlichen Schmerz, der Demütigung oder der Peinlichkeit entsteht, oder was immer diesem Moment entnommen wird. Du ziehst immer mehr aus diesem Moment, verzerrst ihn, bis er lustig wird und die Stimmung sich mehr von dem eigentlichen Gefühl unterscheidet. Aber ich denke, dass es in der Komödie um menschliche Interaktion geht, es dreht sich um wirkliches Verhalten. Wenn du nur alles weit genug übertreibst, wenn du nur einen Aspekt davon übertreibst, bist du in der Lage, darüber zu lachen.

Breaking Bad war ja meistens nicht so lustig ...

Bob Odenkirk: ... manchmal war es sehr lustig! Wenn du Breaking Bad kennst, kannst du dir die gleiche Episode zwei Mal ansehen; beim ersten Mal ist es eiskalt, ernst und furchteinflößend. Und wenn du sie dir nochmal anschaust, wirken einige der Dialogzeilen zwischen den Charakteren auf einmal sehr lustig. Es liegt beim Betrachter, wie sich diese Show entfaltet.

Seit sieben Jahren arbeitet Bod Odenkirk jetzt mit einem der größten Showrunner der Gegenwart. Vince Gilligans Drehbücher sind so klar, dass selbst ein Schauspieler wie Bob Odenkirk, der Szenen eigenmächtig zu dehnen vermag, die Gestaltung ganz dem Autor überlässt. Wie ist es, mit VG zu arbeiten?

Bob Odenkirk: Nun, Vince Gilligan ist ein wahrer Gentleman und ein unfassbares Genie mit einem genialen Geist. Er leidet wirklich, um die Geschichten seiner Serien zu beleben und auszuarbeiten. Er arbeitet sehr sehr hart, und wenn er dir das Skript gibt, dann siehst du ein großartiges Stück Arbeit, das perfekt ist, wie es ist. Es benötigt keine Art der Entdeckung oder Interpretation. Du spielst deinen Teil, du bist ein Rädchen in einer Maschine. Und das ist toll. Denn es ist eine sehr gut ausgearbeitete Maschine.

Eine Letzte: Jonathan Banks (als Mike Ehrmantraut) kam zurück und Giancarlo Esposito (als Gus Fring) bald auch. Freut sich Bob Odenkirk darauf, wieder mit den alten Breaking Bad-Buddys zu arbeiten?

Bob Odenkirk: Es ist wundervoll, wenn diese Breaking Bad-Charaktere zurückkommen und es kommen noch mehr zurück in dieser Staffel. Mehr als ihr zu diesem Zeitpunkt wisst. Es ist immer eine Freude, ihre Namen im Skript zu lesen und sie zu treffen und einige von ihnen habe ich zum ersten Mal getroffen. Und es ist eine der tollen Eigenschaften von Better Call Saul, dass all diese Charaktere diese Welt bewohnen.

Better Call Saul-Star Bob Odenkirk im Interview

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