Berührendes IRA-Drama mit Liam Neeson

17.06.2010 - 08:52 Uhr
Liam Neeson und James Nesbitt in Five Minutes of Heaven
Koch Media
Liam Neeson und James Nesbitt in Five Minutes of Heaven
Morgen startet das Nordirland-Drama Five Minutes of Heaven mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Der Film erzählt von den Auswirkungen, die ein Akt der Gewalt auf die Beteiligen haben kann.

Die Geschichte von Five Minutes of Heaven ist schnell erzählt: Während des Nordirland-Konflikts in den 1970ern wird der Bruder des elfjährigen Joe Griffin von einem anderen Jugendlichen erschossen. Der Mörder ist ein 16-jähriges Mitglied der protestantischen Ulter Volunteer Force, die den Briten die Treue hält. Mehr als 30 Jahre später trifft Joe (James Nesbitt) im Rahmen einer Fernsehsendung auf den Mörder Alistar Little (Liam Neeson). Vor laufenden Kameras sollen die beiden sich die Hände schütteln und so ein Zeichen der Versöhnung setzen.

Im Vordergrund des Filmes steht nicht die Gewalt, sondern vor allem die Auswirkungen, die sie hat – nicht nur für diejenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben, sondern auch für die Täter. Der Oscar-Preisträger Liam Neeson verkörpert in Five Minutes of Heaven eindrucksvoll den reuigen und gebrochenen Mörder, der nach 12 Jahren im Gefängnis nun geläutert ist, aber noch immer gegen seine Schuldgefühle ankämpft.

Auch Joe findet keine Genugtuung und es gelingt ihm nicht, die Geschehnisse seiner Kindheit abzuschütteln. Noch immer verfolgen ihn die Vorwürfe seiner Mutter, er hätte seinem Bruder helfen und die Tragödie verhindern können. Joe ist zu einem komischen Kauz herangewachsen, der dem Zuschauer mit seinem trockenen Sprüchen mehr als einmal ein Lachen entlockt. Seine Exzentrik ist jedoch mehr als nachvollziehbar, ist er doch Zeuge eines derart brutalen Verbrechens geworden und musste mit ansehen, wie sein Bruder durch einen Kopfschuss getötet wurde.

Der Konflikt ist mit dem Zusammentreffen von Opfer und Mörder bei der Fernsehaufzeichnung noch nicht gelöst, denn es geht weiter um Leben und Tod und Joe wünscht sich nichts sehnlicher, als nur ein Mal in seinem Leben für fünf Minuten den Himmel auf Erden zu spüren.

Der nordirische Hauptdarsteller Liam Neeson, der in seiner Heimat selbst mehrere Jahrzehnte lang die Gewalt und den Hass zwischen seinen Landsleuten miterlebt hat, betont die politische Relevanz von Five Minutes of Heaven. „Dieser Film handelt von zwei Männern, die sich [mit der Gewalt und dem Hass] auseinandersetzen. Diese Geschichte könnte leicht auf jeden Krisenherd der Welt bezogen werden, sie besitzt Allgemeingültigkeit.“

Der Film des Regisseurs Oliver Hirschbiegel (Der Untergang) ist authentisch und berührend, bringt dem Zuschauer auf bewegende Weise ein historisches Thema nahe, jedoch ohne dabei sentimental zu werden. Der Drehbuchautor Guy Hibbert hat akribisch für Five Minutes of Heaven recherchiert, zwei Männer, die tatsächlich von dem Konflikt betroffen waren, interviewt und schließlich deren Schilderungen und Gefühle in das Drehbuch einfließen lassen. Oliver Hirschbiegel ist es gelungen, diese erschütternde Authentizität auf die Leinwand zu bringen. Er vermittelt die politische Brisanz des Themas, ohne die filmische Unterhaltung zu vernachlässigen oder gar Partei für eine der beiden Seiten einzunehmen.

Five Minutes of Heaven ist ein eindrucksvoller und engagierter europäischer Film. Auch wenn es eigentlich nur um die althergebrachten Motive von Vergebung und Aussöhnung geht, so regt der Film doch zum Nachdenken über den Nordirland-Konflikt an. Einen Konflikt, der nach wie vor aktuell zu sein scheint, denn erst Anfang des Jahres gab es nach längerer Zeit der Ruhe wieder Anschläge in Nordirland.

Diejenigen unter euch, die sich den Film im Original ansehen, seien hiermit gewarnt: Der Film kommt mit einem sehr starken irischen Akzent daher, der es wirklich in sich hat.

Das Drama Five Minutes of Heaven läuft ab morgen in den Kinos. Wann der Film in eurem Lieblingskino läuft, könnt ihr in unserem Kinoprogramm nachsehen.

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