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Berlinale 2015 - 6. Tag

13.02.2015 - 09:58 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Farzana Nawabi in "Mina Walking"
Baraki Film
Farzana Nawabi in "Mina Walking"
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Die jungen Stars der Berlinale

Mein 6. Tag endete mit einem überraschenden Debutfilm im Haus der Kulturen der Welt, dem Premierenhaus der Sektion Generation. Hier fand die Weltpremiere der afghanisch-kanadischen Produktion Mina Walking statt. Zwei Stunden lang folgt eine Handkamera der jungen Mina bei ihrem Alltag in Kabul. Zwei Stunden lang sieht man die junge Farzana Nawabi als Mina nonstop auf der Leinwand und sie trägt diesen Film in einer Art und Weise, dass Lola rennt im Vergleich zu einem gemütlichen Spaziergang verblasst.

Mina lebt mit senilem Großvater und Junkie-Vater in einer kümmerlichen Behausung und sorgt sich um alles. Auf der Straße verdient sie das Geld für die Familie mit dem Verkauf von Schals. Und dennoch ist sie stets pünktlich beim Unterricht in der Schule. Als der Großvater stirbt, organisiert sie bis zum Sonnenuntergang die Beerdigung, während der Vater sich im Opiumrausch befindet. Sie denunziert den Dealer des Vaters bei der Polizei als angeblichen Selbstmordattentäter, um den Vater vom Drogenkonsum abzuhalten. Als der Dealer dann tatsächlich auf der Flucht vor der Polizei erschossen wird, ist Mina in der kleinen Gemeinschaft isoliert. Aufgrund ihrer Lüge möchte niemand mehr etwas mit ihr zu tun haben. Als sie erfährt, dass ihr Vater sie in die Ehe aufs Land verkaufen möchte, verlässt sie ihn. Sie kauft eine Burka und schließt sich einer Gruppe von Bettlerinnen an, die aber ebenfalls von einem Mann geführt wird, der vom Erbettelten 50 % erhält.

Das klingt alles sehr, sehr trostlos und aussichtslos. Warum der Film dennoch auch Hoffnung ausstrahlt, liegt ganz allein an der Hauptdarstellerin. Ihr Gesicht spiegelt den Willen wider, sich jeder Herausforderung im Leben zu stellen. Die Energie dieses Mädchens trägt den gesamten Film. Und als sie in der letzten Szene ihr Gesicht unter der Burka verbirgt, weiß man, dass das Leben vor ihr noch schwieriger wird, aber man hat auch das Gefühl, dass sie mit einem unbändigen Willen zur Selbstbestimmung auch dies meistern wird. Die junge Farzana Nawabi ist für mich der junge Star dieser Berlinale.



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