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Beobachtet euch mal selbst

01.08.2015 - 11:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Lass uns...was?
Columbia Pictures, bearbeitet von Grimalkin
Lass uns...was?
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Na, wer kriegt es hin? Der spielerisch-freche Titel unseres Blogprojekts fordert gerade dazu auf, a) neugierig zu sein und b) im Endeffekt selbst mitzuwirken! Jeden Monat gibt es ein Thema und hoffentlich ganz viele kreative Ergüsse. Dieses Mal im Programm: Selbstreflexion oder soweit sie überhaupt möglich ist...

„Die Wahrheit als Realitätsdruck wäre nicht auszuhalten, deshalb flüchten wir.“
- irgendwer, irgendwann

* * *


Über der Kulisse hängt eine schwere Wolke der Dunkelheit. Plötzlich ein gleißendes Leuchten, der Raum füllt sich mit zuckenden, blitzenden und dann wieder abklingenden Lichtern. Der Fernseher wurde eingeschaltet. Nun richten sich die Augen des Rezipienten auf das vorgetragene Schauspiel, gefesselt vom sich anbahnenden Ereignis.
Mit ein wenig Abstand wird das Geschehen beobachtet. Draußen scheint die Sonne, es ist warm, das Radio spielt die 100 besten Sommerhits.

Was schauen wir eigentlich? Und weshalb?

Kino als Abbild der gesellschaftlich-konstruierten Wirklichkeit, als Psychogramm des Künstlers, des Erschaffers und als Vorlage, als Inspiration für den Rezipienten. Man sieht: sich gegenseitig beleidigen aufgrund einer anderen Auffassung bezüglich eines Werkes ist nicht nur kindisch und dämlich, sondern entbehrt auch jeglicher Grundlage. Ist aber nur natürlich: wer würde nicht gerne seine persönliche Einstellung, seine eigenen Prinzipien verteidigen? Es ist ein ständiger Kampf zwischen der Unterdrückung der Anderen und des Selbst. Letztlich gewinnt immer das narzisstische Ich (*wir alle wollen bedeuten, dabei vergessen wir aber, dass die anderen das doch auch wollen). Ausbeutung der Anderen zum eigenen Vorteil - man kennt das. Doch darüber machen wir uns keine Gedanken, wir sind gefangen in der fernen, fantasiehaften Welt des Kinos, die eigentlich nie so realitätsfern ist. Bloß voller Fantasie, voller Ideen. Auch die Eintönigkeit des sich immer wiederholenden Musters birgt dies - aber die Konsequenz der Repitition vernichtet jegliche Inspiration.

Ich kämpfe hier an mehreren Fronten: einerseits entfliehen wir der Realität und zum Kino, andererseits lassen wir uns durch die ewige Wiederholung in unserne Möglichkeiten im Leben einschränken. Das Mainstreamkino heutzutage ist eine Einöde, ein ausgelatschter Trampelpfad - aber er glitzert doch so schön, dieser Weg. Und er ist einfacher, als mal durch's hohe Gras zu gehen und etwas zu riskieren. No risk, no fun - das war mal. Heute gilt: no risk, no risk - die Rendite zählt.

Ich hab' für so eine Karte gezahlt, da möchte ich auch gerne das bekommen, was ich erwarte, ansonsten hab' ich Zeit und Geld verschwendet. Damit hätte ich dann viel produktiveres anstellen können und müsste jetzt nicht darüber nachdenken, dass es mich wieder so schwer getroffen hat.

Unsere Gesellschaft ist im Stadium des Spätkapitalismus zu einem großen Maße ökonomisiert worden. So wird unser Handeln von Effizienz- und Profitdenken gesteuert. Habt ihr euch mal selbst beobachtet? Ich hab' das mal gemacht und realisiert: es kann erschreckend enden. Wir befinden uns im Jahr 2015 und bevor ich einen Film (im Kino) sehen kann, hab' ich mir schon eine umfassende Meinung darüber gebildet. Sei es durch Trailer, Reviews, Poster, Marketing, Tweets oder Artikel. Selbst wenn man wollte, man kann sich dem nicht vollkommen entziehen. (Früher ging es sicherlich auch nicht ganz ohne, aber das Ausmaß, was es mittlerweile angenommen hat, sprengt jegliche Grenzen). Hypes führen zu Erfolg des Produkts, der Konsument feiert es überschwänglich - bis zum obligatorischen Backlash, der all die präsentiert, die gerne das haten, was die Masse mag und die, die mit der viel zu hochgelagerten Erwartungshaltung an jenes herangegangen sind. Ein paar Monate später erscheinen dann diejenigen auf der Bildfläche, die beides abgewägt haben und sich eine absolut individuelle, differenzierte Meinung gebildet haben. Aber natürlich.

Sicher: niemand ist davon gefeit, vor-beeinflusst zu werden. Es ist auch überhaupt nicht weiter tragisch - doch das epische Ausmaß, welches Hypes (und all das, was darauf folgt) im Verbund mit der Eintönigkeit und immer währenden Wiederkehr des Gleichen, annimmt, könnte gefährlich werden. Unser Bewusstsein wird nicht umsonst dadurch stimuliert, dass wir immer wieder das gleiche konsumieren.

Nur ein Gedankenanstoß, ich gehe dem mal weiter nach.

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Die Artikel meiner Kollegen*innnen:


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Das Thema für den 1. September
lautet "Es war einmal...".

Eine Reise in die Vergangenheit, ein Blick auf historische Ereignisse
und ferne Zeiten und Kulturen oder einfach nur alte Dinge in
einem Zustand, als noch kein Staub angesetzt hatte.

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