Ben Mendelsohn bringt seinen Star Wars-Bösewicht zurück, um die Beziehung von Denise Gough und Kyle Soller zu crashen – das imperiale Andor-Trio im Interview

01.05.2025 - 13:11 UhrVor 1 Monat aktualisiert
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Während die 2. Staffel von Andor in den Ghorman-Arc geht, haben wir das imperiale Trio Denise Gough, Kyle Soller und Ben Mendelsohn zum Interview getroffen, um über das große Star Wars-Finale zu sprechen.

Zwei Figuren durften auf keinen Fall in der 2. Staffel von Andor fehlen: Dedra Meero und Syril Karn. Die ISB-Supervisorin und der ehemalige Deputy Inspector von Preox-Morlana gehören zu den spannendsten imperialen Star Wars-Figuren, die wir bis dato kennenlernen durften. Dieses Mal sind sie allerdings nicht allein – sie bekommen Gesellschaft von Todesstern-Enthusiast Orson Krennic aus Rogue One.

Wie bringt man einen ikonischen Bösewicht zurück? Wie spielt man ein toxisches Paar im Star Wars-Universum? Und was hat die Kultserie Love Boat damit zu tun? Darüber und mehr haben wir mit Denise Gough (Dedra Meero), Kyle Soller (Syril Karn) und Ben Mendelsohn (Orson Krennic) in einem – minimal chaotischen – Interview gesprochen, das auch erklärt, warum die gefeierte Star Wars-Serie so brillant ist.

Moviepilot: Wenn ihr euch eure Figuren in Andor anschaut – wer von ihnen ist moralisch am verkommensten?

Denise Gough: Er! [deutet auf Ben Mendelsohn]

Ben Mendelsohn: Nein, nein. Er hier! [deutet auf Kyle Soller]

Denise Gough: Doch, natürlich bist du das.

Ben Mendelsohn: Nein, er ist es! [deutet wieder auf Kyle Soller]

Kyle Soller: Was? Nein! Du bist definitiv der Schlimmste. Du baust den Todesstern.

Ben Mendelsohn: Ich folge nur den Zielen und der Führung unserer Regierung. Aber bei dir finde ich es beunruhigend, wie du dich weigerst, in deinem zugewiesenen Bereich zu bleiben. Das empfinde ich als moralisch zutiefst verwerflich.

Kyle Soller: Ich habe nur ein bisschen gezögert. Ich war nervös. Fehler passieren.

Ben Mendelsohn: Siehst du! Hätten wir das geklärt. Nächste Frage.

Ich war auf alle Fälle fasziniert von der Beziehung eurer Figuren. Vor allem Dedra und Syril sind für mich eine der größten Entdeckungen von Andor. Ich habe mich fast dabei ertappt, die beiden zu shippen.

Denise Gough: Shippen? Was in aller Welt ist shippen?

Oh je, wie erkläre ich das? Also im Grunde geht es darum, dass man als Fan hofft, dass zwei Figuren in einer romantischen Beziehung zusammenkommen.

Ben Mendelsohn: Ahhhhhhhh, das gefällt mir!

Denise Gough: Aber woher kommt der Begriff? Hat es etwas mit Schiffen zu tun?

Ben Mendelsohn: Na, es kommt vom Love Boat, also der Serie! Jemanden zu shippen, heißt, jemanden ins Love Boat zu setzen. Wenn sie vorher kein Paar waren ... [beginnt die Melodie des Love Boat-Themes zu singen] ... sind sie es bald. Man verschifft sie ins Liebesglück, im wahrsten Sinne des Wortes.

Kyle Soller: [lacht]

Denise Gough: Selbst wenn das nicht die richtige Bedeutung ist – jetzt ist sie es.

Ich befürchte, was Ben Mendelsohn sagt, ist Gesetz.

Denise Gough: Absolut.

[Anm. d. Red.: "shipping" geht auf "relationship" zurück, das englische Wort für Beziehung]

Aber wie versteht ihr die Beziehung der beiden? Ich finde, man kann sich nie sicher sein, was tatsächlich zwischen Dedra und Syril passiert. Ist es Liebe oder am Ende doch nur eine Transaktion?

Denise Gough: Wir haben tatsächlich gerade erst mit [Serienschöpfer] Tony [Gilroy] darüber gesprochen. Im Grunde gibt das Drehbuch den Ton vor. Wir spielen, was auf der Seite steht, und reagieren auf das, was uns gegeben wird. Die Figuren verhalten immer noch so, wie wir sie in Staffel 1 kennengelernt haben. Der Unterschied ist, dass sie jetzt zusammen unter einem Dach leben. Bei den Dreharbeiten ging es also sehr viel darum, herauszufinden, wie sie sich in so einer häuslichen Situation verhalten. Also, was genau machen sie eigentlich so den ganzen Tag?

Kyle Soller: Oh ja, das war eine große Frage, über die wir oft gesprochen haben.

Denise Gough: Zum Beispiel die Szene, in der Syrils Mutter zu Besuch kommt. Dedra und Syril laufen nicht nervös durch die Wohnung und fragen sich, ob alles perfekt vorbereitet ist. Sie stehen einfach nur da und warten. Stille. Das Einzige, was sie tun, ist diese eine nervöse Bewegung mit ihren Händen, mit ihren Fingern. Ich frage ich mich manchmal wirklich, worüber sie an einem normalen Tag reden würden.

Genau das habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt. Sind das überhaupt echte Menschen? Wie funktionieren die beiden, wenn sie ausnahmsweise mal nicht mit ihrer Arbeit für das Imperium beschäftigt sind?

Kyle Soller: Das sind sie nie. Kann ich mir nicht vorstellen.

Denise Gough: Sie sind seeeehr seltsam. Aber hey, für jeden gibt es jemanden.

Und Ben, wie war es für dich, in diese Beziehung zu crashen? Hättest du je gedacht, dass du Orson Krennic noch mal spielen würdest?

Ben Mendelsohn: Nach Rogue One dachte ich eigentlich, dass es das mit der Rolle war. Doch dann kam Andor und plötzlich fragten mich alle, ob ich irgendwann darin auftauchen werde. Am Anfang konnte ich gar nichts dazu sagen. Jetzt freue ich mich umso mehr, wieder ein Teil von diesem Universum zu sein.

Ich kann mir vorstellen, dass es bei so einer markanten Rolle gar nicht so einfach ist, etwas Neues hinzuzufügen. Hast du dir darüber Gedanken gemacht?

Ben Mendelsohn: Nein, nein – wen interessiert das schon? Lass mich das kurz erklären: Schauspiel ist kein innerer Selbsterfahrungs-Trip. Ich bin nicht daran interessiert, irgendwas "für mich" zu machen. Ich bin interessiert am Publikum. Denn dem will ich die bestmögliche Version von dem geben, was im Drehbuch steht. Allein darum geht es mir. Ob ich mich dabei wiederhole oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Früher hat mich das eher frustriert. Ich wollte nicht ständig denselben Part wieder und wieder spielen, weil ich Angst hatte, auf etwas festgelegt zu werden. Das ist aber lange her.

Was mich an Andor begeistert, ist, dass es zwei sehr spannende Ebenen in der Serie gibt: Beziehungen – richtig starke, komplexe Beziehungen. Dedra und Syril sind das beste Beispiel dafür. Und dann kommen da die ganzen Systeme dazu, die bis ins kleinste Detail erforscht und durchleuchtet werden. Wie funktionieren sie? Wie greifen die Zahnräder ineinander? Gerade in den Ghorman-Episoden sieht man das wunderbar.

Das war für mich auch einer der spannendsten Aspekte. Nach Andor versteht man, was hinter einem einfachen Bild wie dem Todesstern steckt, von der Infrastruktur des Imperiums bis zur Beschaffung der Ressourcen.

Ben Mendelsohn: Genau! Das ist es, was uns Tony gibt – und zwar mit jeder Menge Protein. Ein proteinreiches Star Wars! Man kann Andor als erwachsener Mensch schauen und komplett davon umgehauen werden. Die Serie ist wirklich sehr raffiniert.

Denise Gough: Und weil wir gerade über Wiederholung gesprochen haben: So wie Tony die Serie geschrieben hat, geht sie eigentlich immer nur nach vorne. Ein Ereignis greift in das andere. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion. Tony würde nie etwas wiederholen, nur, weil es einmal erfolgreich war. Er will, dass du beim Lesen des Drehbuchs eine Seite nach der anderen umblätterst, weil du nicht abwarten kannst, wie die Geschichte weitergeht. Wenn man die Serie schaut, holt man gar nicht erst sein Handy aus Langeweile heraus. Das liegt an Tonys Einstellung. Er sagt immer: "Wenn du Leute bittest, dir zwölf Stunden ihres Lebens zu schenken, dann muss es sich lohnen."

Was hat euch dabei am meisten getroffen und nicht mehr losgelassen?

Kyle Soller: Ganz klar: die Szenen mit Eedy – die waren hart. Aber im Ernst: Tony hat jeder einzelnen Figur einen wunderschönen Arc geschrieben und diesen mit einer tragischen Hintergrundgeschichte ausgestattet. Staffel 2 erzählt von den furchtbaren Entscheidungen der Figuren, die alles dafür geben, um in dieser düsteren Welt eine Zukunft für sich zu schaffen. Vieles läuft dabei grundlegend falsch und Cyril ist für mich die Figur, die das am besten verkörpert.

In Staffel 1 war er ein junger Mann, der nicht wusste, was er tat, und sich von der Propaganda des Imperiums völlig fehlleiten ließ. In Staffel 2 wird seine Menschlichkeit durch die Begegnungen auf Ghorman auf die Probe gestellt. Er ist eine Figur, die ständig in der Krise steckt und von allen Seiten unter Beschuss steht. Ständig wird er herumgeschubst. Tony hat ihn einmal komplett durch den Fleischwolf gedreht. Das war eine große Herausforderung, aber es hat auch unheimlich viel Spaß gemacht.

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Die 2. Staffel von Andor läuft seit dem 23. April 2025 bei Disney+. Jeden Mittwoch werden drei neue Folgen veröffentlicht. Insgesamt umfasst die Staffel zwölf Folgen.

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