Keine unsterbliche Horror-Figur ist auch in ihren Adaptionen so ewig wiederkehrend und nicht tot zu kriegen wie ein gewisser Vampir. Demnächst knöpft Kult-Regisseur Luc Besson sich seine Geschichte vor, Anfang des Jahres tat es Robert Eggers. Dabei sehen wir das Geschehen immer aus der Perspektive altbekannter Figuren. Immer? Moment mal. Vielleicht nicht ganz "immer".
Die letzte Fahrt der Demeter sucht sich bewusst einen Teil der Buchvorlage aus, der selten ausführlich bebildert wird und dessen Hauptzeugen einmal ganz andere Charaktere sind als sonst: die Schiffsreise übers Meer bis nach England. Diese ist ein Glanzbeispiel für den Horror des isolierten Ausgeliefert-Seins und wartet derzeit bei Amazon Prime im Abo als Erlebnis auf euch.
In Die letzte Fahrt der Demeter bei Amazon Prime verwandelt sich ein Schiff in eine Todesfalle
Die Besatzung des bescheidenen Segelschiffs Demeter unter Kapitän Eliot (Liam Cunningham) freut sich: Ihnen wurde eine fürstliche Entlohnung für eine spontane private Lieferung von einigen Frachtkisten nach London geboten. Da sie es ohnehin nicht leicht hat, jetzt, wo die großen Dampfschiffe ihr die Kunden ablaufen, nimmt sie den Auftrag gern an.
Auch der Arzt Clemens (Corey Hawkins) schifft sich mit der Demeter ein und schließt bald Freundschaft mit einem Großteil der Crew. Doch bald häufen sich merkwürdige und beunruhigende Ereignisse. Die Nutztiere werden allesamt hingeschlachtet aufgefunden. Dann gibt es den ersten Toten. Und bald müssen die Passagiere feststellen: Es ist ein Monster an Bord.
Die letzte Fahrt der Demeter ist ein absolut tragischer, grauenhafter Überlebenskampf aus neuer Perspektive
Seien es Nosferatu, BBCs Dracula oder die zahlreichen anderen Versionen des vampirischen Grafen da draußen: Sie alle lassen die Reise der Demeter entweder außen vor in ihrer Erzählung, oder bleiben doch eng bei Dracula oder den bekannteren Figuren der Geschichte. Die einfachen, ahnungslosen Mitglieder der Crew sterben meist namenlos als Statisten. Dabei sind sie so eine perfekte Quelle des Schreckens.
Die letzte Fahrt der Demeter funktioniert ähnlich wie Alien: Wir erleben den Alltag einer Schiffsbesatzung, die einfach nur ihre Fracht von A nach B befördern wollen – bis das Grauen alles zerstört. Und darin liegt die große Stärke des Films. Es wird so persönlich und tragisch wie bislang selten, weil es für die einfachen Leute hier kein Entkommen gibt. Weil niemand weiß, wie man sich wehren kann.
Das hier sind Menschen wie du und ich. Menschen mit bescheidenen Träumen, mit kleinen und großen Macken, mit Familie und einem eigenen Leben. Hier sind sie plötzlich die Hauptfiguren, deren Schicksal grausam realistisch inszeniert wird. Monsterbisse enden in spürbaren Todesqualen. Familien werden entzweigerissen. Und bald müssen schier unmenschliche Entscheidungen getroffen werden.
Wer sich diese ganz neue Perspektive auf die klassische Dracula-Geschichte ansehen will, kann das derzeit im Streaming-Abo bei Amazon Prime.
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