Filmproduzent feiert heute seinen 90.

01.08.2008 - 08:04 Uhr
Einer der Filme von Atze Brauner: Der Würger von Schloss Blackmoor
Einer der Filme von Atze Brauner: Der Würger von Schloss Blackmoor
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Das Kino der bundesdeutschen Nachkriegszeit kam an Atze Brauner nicht vorbei.

Was haben wir dem schillernden Filmproduzenten Artur Brauner nicht alles zu verdanken: Die Rückkehr von Fritz Lang und seines Dr. Mabuse ins Kino der 1950er Jahre, die Winnetous und Old Shatterhands, spannende Krimiunterhaltung, die wirkliche Entdeckung von Romy Schneider, die ersten bundesdeutschen Filme über die Schrecken des Nationalsozialismus.

In allen Genre war er zuhause. Er schwamm auf der Welle des Erfolges beim unvermeidlichen, seichten und kitschigen Heimatfilm, scheffelte Geld mit Schlagerfilmen und deren Ohrwürmern, eroberte ein Millionenpublikum mit bunten Karl May-Adaptionen und dunklen Edgar Wallace-Krimis. Der unseriöse Sexfilm stand ebenfalls auf seinem Programm, wie exotische Großproduktionen oder der Frauenfilm. Dazwischen immer wieder kleine Meisterwerke wie Morituri oder Menschen im Hotel oder Mädchen in Uniform oder Die Weiße Rose oder, oder …. Er brachte Stars vor die Kamera, als Westdeutschland noch welche hatte, etwa Lilli Palmer und Maria Schell, Hans Albers und Heinz Rühmann, Curd Jürgens und O.W. Fischer.

Artur Brauner ist der Weltrekordler unter den Produzenten, an mehr als 250 Filmen war er beteiligt. Die Berliner CCC, seine Produktionsfirma mit Studios im Spandauer Haselhorst, verhalf dem bundesdeutschen Film wieder zu Renommee und wurde gern als Spandauer Hollywood bezeichnet; er verdiente Millionen und manch Berliner glaubte zu wissen, dass dem Filmproduzenten der halbe Berliner Kurfürstendamm gehörte. Der polnisch-jüdische Holzhändlersohn hat es in die oberen Kreise der Stadt geschafft, war – und ist – der Mittelpunkt Berliner Filmschaffens.

Hinnehmen musste er so manche Kränkung. Als Opas Kino bei den jungen deutschen Wilden am Pranger stand, wurde die CCC immer kleiner. Seine Pläne zur Verfilmung der Lebensgeschichte von Oskar Schindler wurden von der Filmförderanstalt zweimal abgelehnt – lange bevor Steven Spielberg das Material für sich entdeckte. Sein Film Hitlerjunge Salomon wurde international gefeiert, aber von den Deutschen geschmäht. Und doch versteht sich Artur Brauner mehr und mehr als Arbeiter für die Erinnerung. Mit seinen Millionen aus leichter Unterhaltungsware drehte er anspruchsvolle Werke über die jüngste deutsche Geschichte. Er erzählte von Opfern, den Schrecken im Nazideutschland, den Ängsten auch in der Bundesrepublik.

Auch heute noch, im Alter von 90 Jahren, lässt ihn das Kino nicht los. Er arbeitet an einen Film über die Freundschaft von russischen und deutschen Kindern während des Zweiten Weltkrieges. Andere Projekte sind in Vorbereitung. Glückwunsch, Atze!

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