ARD verursacht Sodbrennen

26.11.2009 - 07:00 Uhr
ARD
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Gestern kochten Jan Josef Liefers und Anna Loos dem Zuschauer Hausmannskost. Das muss nicht schlecht sein. Schade nur, dass sich das angekündigte Festmahl dann doch nur als aufgewärmter Eintopf entpuppte.

Der Blick zurück auf einen der Stars des 50er-Jahre Fernsehens hätte ein Leckerbissen werden können. Regisseur Kaspar Heidelbach wusste aber scheinbar nicht ganz, was er mit Es liegt mir auf der Zunge anfangen wollte. Was als charmante, spitzbübische Komödie begann, geriet zwischendurch zum Ehedrama und wurde am Ende auch noch tragisch. Jedenfalls blieb der Film auf jeder Ebene unbefriedigend. Als sich dann auch noch handwerkliche Fehler einschlichen, schmeckte die Suppe ziemlich versalzen. Doch der Hunger kam beim Essen, dafür sorgten schon Jan Josef Liefers und Anna Loos.

Fotostrecke: Die Bilder zu Es liegt mir auf der Zunge

Jan Josef Liefers spielte gestern Abend den von jedem (außer von sich selbst) unverstandenen Clemens Wilmenrod, der zum größten deutschen Fernsehkoch der Wirtschaftswunderzeit avancierte. Mit Charme und Feingefühl, was Frauen betrifft, wurde Wilmenrod vom Erfolg verwöhnt, aber irgendwann brachen ihm Affären, Alkoholismus und Vorwürfe der Schleichwerbung das Genick. Ein Männerfilm also, wäre da nicht Anna Loos, die die kulinarische Souffleuse und Ehefrau des Möchtegern-Meisterkoches spielt.

Soviel zur Handlung, die wir eigentlich schon hundertmal gesehen haben: Ein Pärchen ist arm, aber glücklich; mit dem Erfolg kommen die Affären und die Eheprobleme; Trennung und Absturz… Jan Josef Liefers und Anna Loos, die auch im wahren Leben verheiratet sind, glänzten jedoch mit solchem Charme, dass sie selbst diese Klischeegeschichte erträglich machten. Auch das übrige Ensemble spielte exzellent. Das Fleisch war definitiv Filet, doch leider glich das Rezept insgesamt eher einem der ungenießbaren Kochexperimente Wilmenrods. Zu behäbig die Regie, zu fad war das Drehbuch.

Das Erste versuchte schamlos, auf den kulinarischen Zug von Julie & Julia aufzuspringen und scheiterte daran grandios. Wo Nora Ephron ein exquisites Menü auftischte, wärmte die ARD leider nur schnell eine Dose Linsensuppe auf.

“Vom Hohlraum und wie er wohl am besten zu füllen sei…”

Für elegante Zeitsprünge wie in Julie & Julia war Es liegt mir auf der Zunge viel zu uninspiriert und banal. Dementsprechend dillettantisch kamen offensichtliche Patzer daher, die in den Zeitsprüngen offensichtlich wurden. Immerhin wirkte kein bitterer Nachgeschmack durch ein schwülstiges Ende nach. Den Selbstmord Wilmenrods zeigte das Erste dann doch auf angenehme, elegante Weise.

Euch liegt auch was auf der Zunge? Gebt Euren Senf ab zu Es liegt mir auf der Zunge!

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