Das Kino der französischen Nouvelle Vague strotzte vor einer ungezügelten Energie. Dass man sich als Zuschauer dieser kaum entziehen konnte, verdanken die Filme auch ihren Darstellern. Jean Seberg, Jean-Paul Belmondo oder Anna Karina waren die Gesichter einer neuen Filmgeneration, die ihre Erfahrungen, Beziehungen und politischen Ansichten nicht nach den Regeln der Eltern auf die Leinwand bringen wollte. Wie heute bekannt wurde, ist Anna Karina, Star aus Elf Uhr nachts, Die Außenseiterbande und Die Nonne, in Paris gestorben.

Anna Karina - Vom Model zum Gesicht der Nouvelle Vague

Mit 17 Jahren kam die 1940 in Dänemark geborene Hanne Karin Bayer nach Paris, wo sie als Model arbeitete und sich den Künstlernamen Anna Karina zulegte. Über eine Seifenwerbung wurde Jean-Luc Godard auf Karina aufmerksam, zu einem geplanten Casting in Außer Atem kam es jedoch nicht. In Godards Der kleine Soldat (1960) übernahm sie schließlich die weibliche Hauptrolle.

In ihrem ersten Kinofilm gibt sie ein Fotomodell, das durch eine Liebesgeschichte zwischen die Fronten des Algerienkriegs gerät. Nach dem Dreh heirateten Regisseur und Schauspielerin und läuteten die vermutlich populärsten Phasen ihrer jeweiligen Karriere ein.

Anna Karina und die Filme von Jean-Luc Godard

Sieben Spielfilme und ein Teil-Segment eines Films drehte Anna Karina mit Jean-Luc Godard, darunter Die Geschichte der Nana S. (1962), Die Außenseiterbande (1964) und Alphaville - Lemmy Caution gegen Alpha 60 (1965). Dabei durchzog die private Beziehung der beiden ihre gemeinsamen Arbeiten.

In Elf Uhr nachts gibt Jean-Paul Belmondo ein Alter Ego des Regisseurs und Autors, der die widersprüchliche Anziehungskraft seiner realen Partnerin mit ihrer Unterstützung als weibliche Hauptdarstellerin aufarbeitet. Protokoll von Genese und Zerfall einer Beziehung sind diese sieben Filme damit auch, eines das von Schauspielerin und Regisseur geschrieben wurde.

Die Nonne und andere Filme von Anna Karina

Anna Karina wird heute in erster Linie mit ihren "Godard-Filmen" assoziiert. Sie drehte aber mit einigen der bekanntesten Autorenfilmer der Zeit, beispielsweise beim Skandalfilm Die Nonne von Jacques Rivette, dessen Kinostart nach Protesten der Katholischen Kirche zeitweise durch das französische Informationsministerium verboten wurde.

Karina arbeitete später auch mit Luchino Visconti (Der Fremde), Volker Schlöndorff (Michael Kohlhaas - der Rebell) und Rainer Werner Fassbinder (Chinesisches Roulette).

Ab den 90er Jahren wurden ihre Leinwandauftritte rar. Eine ihrer letzten Rollen fing Jonathan Demme im Remake Die Wahrheit über Charlie ein, wo sie als "Karina" ein Lied von Serge Gainsbourg sang, wie damals 1967 im Musical Anna. Die Ikone des französischen Kinos der 60er beehrte die Hommage mit ihrer Präsenz.

Wie France24 berichtet, ist Anna Karina am vergangenen Samstag an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Sie wurde 79 Jahre alt.

Anna Karina ist tot: Ikone der Nouvelle Vague mit 79 Jahren gestorben

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