Anil Kapoor gleicht dem Brad Pitt Bollywoods – und spätestens seit Sonntagnacht ist sein Name auch dem Rest der Welt geläufig. Denn Slumdog Millionär gewann vorgestern 8 Oscars, darunter denjenigen für den Besten Film (wir berichteten hier). Schon im Vorfeld herrschten jedoch in Indien Unstimmigkeiten, das Drama um einen indischen Jungen aus Mumbais Slums gefiel keineswegs jedem. So wurde beklagt, der Film rücke den indischen Subkontinent in ein schlechtes Licht und vermittele, dass alle Inder entweder in einem Slum leben oder Gangster seien (siehe hier). Auch Bollywood-Ikone Amitabh Bachchan, der Übervater der Filmindustrie Mumbais, äußerte sich skeptisch (siehe hier).
Schließlich wurden Vorwürfe laut , das Filmteam ließe die Kinder bewusst weiterhin in den Slums leben und hätte ihnen nur eine geringe Unterstützung zugesprochen: “Der britische Daily Telegraph berichtete Ende Januar nun, die beiden Kinder würden immernoch in Armut leben, was angesichts des Erfolges des Films eine Schlagzeile ist. Um es abzukürzen: Sie haben einmalig 2400 bzw. 800 Dollar erhalten, (ursprünglich) kein Haus (was die Eltern kritisieren) und monatliche 20 Pfund für Schule und Essen. Sollten sie die Schule bestehen, erhalten sie eine größere Summe (über deren genaue Höhe sich Fox ausschweigt). Die offizielle Darstellung besagt, es sei von Anfang an ein langfristiger Plan gewesen, den Kinder für lange Zeit im Leben zu helfen, die Entscheidung sie in den Slums und ihrer Community zu belassen eine moralische (mehr dazu in einem ABC-Radio-Interview mit Danny Boyle)”, liest man so im Blog TV und so .
Anil Kapoor jedenfalls scheint das (Schlecht)-Gerede nicht weiter zu kümmern, sondern ihn nur in seiner Absicht zu bestärken, etwas für die Ärmsten der Armen in seinem Land zu unternehmen. Er hat nun seine komplette Gage aus Slumdog Millionär zu spenden, damit die Hilfsorganisation Plan Kindern in Prekarität, wie man hierzulande gerne sagt, zu einer Geburtsurkunde verhilft. Denn in Indien braucht jedes Kind eine Geburtsurkunde, um Zugang zu medizinischen Behandlungen in Krankenhäusern erhalten oder sich für Prüfungen in Schulen anmelden können. Ein ehrenhaftes Projekt, welches der Schauspieler bereits seit zwei Jahren unterstützt.
Der Produzent von Slumdog Millionär, Christian Colson, reagierte derweil auf die Vorwürfe, die Filmcrew schere sich kaum um die Kinder, die im Film mitspielen und habe diese manipulativ eingesetzt, als sie zur Oscar-Gala eingeladen wurden. “Wir lassen diese Kinder nicht alleine”, versprach er laut Berichten in der indischen Presse. Konkret handelt es sich nun darum, Projekte aufzubauen, die dem zehnjährigen Azharuddin Mohammed Ismail und der neunjährigen Rubina Ali Qureshi zu einer Zukunft verhelfen, die nicht in den Slums stattfindet. Möglich sei beispielsweise der Aufbau eines Kindermusicals zum Film. Ein von der Filmcrew aufgebauter Hilffonds betrage derweil bereits eine halbe Millionen britischer Pfund.
Alles nur Diffamierung oder ist ein Körnchen Wahrheit dabei, die Kinder würde ausgebeutet werden?