American Vandal - Auch in Staffel 2 eine der besten Netflix-Comedys

19.09.2018 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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American Vandal, eine der meistgebingten Netflix-Serien, geht in die 2. Runde. Aus diesem Grund solltet ihr die herrlich vulgäre True-Crime-Mockumentary auf dem Schirm haben.

Seit letztem Wochenende ist die 2. Staffel American Vandal auf Netflix verfügbar. Bei der Serie handelt es sich um die meistgebingte Netflix-Show 2017, die dazu auch eine sehr empfehlenswerte ist - vor allem für Fans von Dokumentar-Serien wie Making a Murderer als auch Mockumentarys wie This Is Spinal Tap. In der 1. Staffel American Vandal wird der Schul-Rowdy Dylan vom Unterricht ausgeschlossen, weil er in Verdacht steht, die Autos des Lehrkörpers mit Penis-Schmierereien beschädigt zu haben. Die ambitionierten Jung-Dokumentarfilmer und Mitschüler Dylans Peter und Sam glauben jedoch an seine Unschuld und versuchen, diese mithilfe einer True-Crime-Show der Marke Making A Murderer zu beweisen.

Die 2. Staffel der Parodie führt dieses bewährte Konzept nun fort und verlegt es auf eine andere Thematik und einen anderen Handlungsort. Erzählt die Serie nur denselben Witz noch einmal oder kann American Vandal dem Format in Staffel 2 doch noch etwas Neues abgewinnen?

So funktioniert der American Vandal-Humor

Das Erfolgsrezept der Serie ist seit jeher die Ernsthaftigkeit, mit der der Fall und die mit ihm in Verbindung stehenden Personen behandelt werden. Auch wenn der Ton schon allein aufgrund der Absurdität des Verbrechens ein komödiantischer ist, hat American Vandal viel zu sagen über Identität, Vorurteile und Image-Konstruktion. Die Figuren, deren wahre Persönlichkeit im Rahmen der Ermittlungen immer wieder entlarvt wird, sind zwar überzeichnet, ihre Hoffnungen, ihre Rolle im sozialen Gefüge und vor allem ihre alltäglichen Probleme aber nachvollziehbar und glaubwürdig. Außerdem wirft American Vandal einen informierten Blick auf die Einflüsse von Social Media und die Schwierigkeiten, mit denen Teenager heutzutage konfrontiert werden, ohne diese ins Lächerliche zu ziehen. Das hat sich auch in Runde zwei nicht geändert.

Peter und Sam aus American Vandal

Darum geht es in Staffel 2 von American Vandal

American Vandal verlegt seine Handlung diesmal an eine katholische Privatschule und ersetzt den Genital- mit Fäkalhumor: Der Außenseiter Kevin McClain (Travis Tope) wurde unter Hausarrest gesetzt, weil er seine Mitschüler angeblich mit Abführmittel vergiftet hat. Auf Druck der Polizei gestand er, die Fakultät mit zahlreichen weiteren fäkalfokussierten Verbrechen terrorisiert und die schamvollen Bilder seiner Taten stolz über soziale Netzwerke geteilt zu haben. Eine Mitschülerin glaubt jedoch fest an eine Verschwörung gegen McClain und bittet Peter und Sam, die Unschuld des Sonderlings zu beweisen und den wahren Täter zur Strecke zu bringen.

Sam und Peter, deren persönliche Konflikte und wachsende Popularität in Staffel eins ein elementarer Teil der Handlung waren, treten in Staffel 2 in den Hintergrund und lassen den Protagonisten ihres Dokumentarfilms dadurch mehr Raum. Das hat zur Folge, dass auch die Tragik der Verdächtigen und Opfer stärker im Fokus steht und American Vandal weniger lustig und dafür nachdenklicher daherkommt als zuvor. Einsamkeit und Isolation sind die zentralen Themen der Staffel - und diese werden schonungslos behandelt.

American Vandal - We need to talk about Kevin

Der Abführmittel-Anschlag ist im Vergleich zu den Penisschmierereien der letzten Staffel kein dummer Jungenstreich, sondern eine verachtenswerte kriminelle Handlung. Ob bewusst oder nicht - die Kamera-Aufnahmen aus Episode 1, die das Ausmaß der Katastrophe zeigen, erinnern in ihrer Präsentation stellenweise sogar an Bilder tatsächlicher Gewaltverbrechen und Massaker an amerikanischen Schulen. So ist es auch kein Wunder, dass unser Hauptverdächtiger voll in das von den Medien propagierte Profil eines Amokläufers passt.

Travis Tope in Boardwalk Empire

Kevin ist ein irritierender, prätentiöser Einzelgänger, der im Vergleich zu seinem Vorgänger Dylan extrem unauthentisch auftritt, was ihn als Figur aber nicht weniger interessant oder unterhaltsam macht. Die Darstellung des Sonderlings durch Travis Tope zählt eindeutig zu den Highlights der 2. Staffel. Und auch die Jungschauspieler, die in den restlichen Hauptrollen besetzt sind, sind allesamt wieder ausgezeichnet.

Darum ist American Vandal in Staffel 2 besser als zuvor

Einige Fans werden sich zwangsweise an der nüchterneren Marschrichtung der Serie stören, die Schöpfer verdienen jedoch größten Respekt dafür, die zweite Staffel deutlich von der ersten abzugrenzen und nicht einfach dieselben Situationen und Jokes zu wiederholen. Humor gibt es natürlich trotzdem reichlich, in erster Linie hat American Vandal 2 aber etwas zu sagen. Das tut sie vor allem in der zweiten Hälfte der Staffel kompromisslos. In Netflix' starkem Comedy-Portfolio mit so interessanten Serien wie GLOW und BoJack Horseman braucht American Vandal sich nicht verstecken. Die True Crime-Mockumentary ist eine besten und zeitgemäßesten Comedy-Serien derzeit.

Durch den Fokus auf das Erzählen einer Geschichte entgehen die Serienschöpfer auch der Falle, sich zu sehr auf die Lustigkeit der Präsentation zu verlassen. Bis auf wenige Ausnahmen entstehen die Witze erfreulicherweise aus den Dialogen und Interaktionen zwischen den Figuren. Das hält die Serie frisch und macht Hoffnung auf mehr American Vandal in der Zukunft. Wenn das Ziel der 2. Staffel gewesen ist, die Langlebigkeit des Konzeptes zu beweisen und ihre eigene Existenz zu rechtfertigen, wurde diese Vorgabe mehr als erfüllt. Wer es nicht ohnehin schon getan hat, sollte der Serie also spätestens jetzt unbedingt eine Chance geben.

Staffel 2 von American Vandal läuft seit dem 14.09.2018 auf Netflix.

Was haltet ihr von American Vandal?

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