Nichts führt einem das eigene Älterwerden so gut vor Augen wie ein Filmjubiläum, das unmöglich stimmen kann. Schon die zweite Null? Das kann nicht sein! Doch es ist so: e-m@il für Dich feierte am 18. Dezember 1998 seinen US-Kinostart, war zwei Monate später auf den deutschen Leinwänden zu sehen, und ist damit heute 20 Jahre alt. In der romantischen Komödie führte Regisseurin Nora Ephron zwei Stars der 1990er Jahre, Tom Hanks und Meg Ryan, nach Joe gegen den Vulkan (1990) und Schlaflos in Seattle (1993) zum dritten Mal in einem Film als Paar zusammen und schuf damit ein romantisches Werk, das heute noch funktioniert, auch wenn die "moderne Technik" von damals auf den ersten Blick veraltet wirkt.
Die liebenswert veraltete Romantik von e-m@il für Dich
Wir erinnern uns: In e-m@il für Dich verlieben sich zwei nur über das Internet kommunizierende Menschen unbekannterweise ineinander. Im wahren Leben sind die einen kleinen Buchladen besitzende Kathleen Kelly (Meg Ryan) und der ein großes Buch-Kaufhaus eröffnende Joe Fox (Tom Hanks) in New York City allerdings erbitterte Konkurrenten. Als Joe erfährt, wer seine E-Mail-Freundin ist, könnte er zunächst nicht irritierter sein. Doch dann beginnt er, zunehmend ihre Nähe zu suchen.
Ob ein Film wie e-m@il für Dich 20 Jahre später mit einer Handlung noch durchkommen würde, in der ein Mann eine Frau erst in den Ruin treibt, um dann durch Lügen (bzw. das Vorenthalten der Wahrheit) dafür zu sorgen, dass sie sich in ihn verliebt, ist zurecht fraglich. Doch wer könnte dem gutherzigen Gesicht von Tom Hanks rückblickend böse sein? Der Film stammt aus einer anderen Zeit und auch wenn das keine Entschuldigung ist, kann ich die RomCom mit diesem Wissen trotzdem als liebenswert gemeint genießen. Immerhin lehrte der Film seine Zuschauer wichtige Lektionen zum Thema Schlagfertigkeit, Deko-Essen und dass die Liebe zu Büchern und dem Internet sich nicht ausschließen müssen.
Vergangene Moderne wird in e-m@il für Dich auf Film für die Ewigkeit festgehalten
Apropos andere Zeit: e-m@il für Dich befand sich zur Zeit seiner Veröffentlichung im Jahr 1998 an der Schwelle des digitalen Zeitalters, in der bald jeder einen Computer und Anschluss ans Internet haben würde. Rückblickend lassen einen die klotzigen "modernen" Laptops natürlich ebenso schmunzeln wie zwei Jahre später Erin Brockovichs Backstein-formatiges "neues" Handy. Trotzdem bringt das kratzig-piepsende Modem-Geräusche aus einer Epoche, in der es noch notwendig war, sich ins Internet einzuwählen, Erinnerungen zurück (und könnte eine jüngere Mediengeneration vor Rätsel stellen). Damit ist e-m@il für Dich zugleich ein wertvolles Dokument seiner Zeit.
Interessanterweise war e-m@il für Dich zu seiner Zeit bereits schon die Modernisierung einer älteren Geschichte: Der Film ist nämlich ein Remake des Ernst Lubitsch-Films Rendezvous nach Ladenschluss aus dem Jahr 1940, in dem das körperlose Dating zweier Unbekannter noch über den Austausch von handgeschriebenen Briefen funktionierte. (Wobei dieser Film wiederum eine Adaption des ungarischen 1937er Theaterstücks Parfumerie von Miklós László war.) Doch die Welt dreht sich weiter und Geschichten verändern sich mit der Zeit, in der sie erzählt werden. Doch im Kern bleibt eben doch vieles gleich.
Auch, wenn ein Gerät oder Programm aus e-m@il für Dich notgedrungen irgendwann veraltet, findet sich etwas Ähnliches heute noch in der einen oder anderen Form wieder. Selbst wenn die Technik damals noch neu und aufregend gewesen sein muss. So ist das Online-Dating über E-Mails beispielsweise in der Gegenwart längst von Tinder und Co. abgelöst geworden und auch Instant-Messages existieren heut in modernisierter veränderter Form noch. Doch die Partnersuche und das Verlangen nach großen Gefühle gegen die Einsamkeit ist dasselbe geblieben. Selbst die zunehmende Existenz von Patchwork-Familien, in denen deine Tante jünger als du selbst sein kannst, hatte e-m@il für Dich schon verinnerlicht. Nur die Schleichwerbung (eigentlich sollten wir in diesem Fall fast schon Trampelwerbung sagen) würde heute wohl etwas subtiler vorgehen, als den AOL-Spruch "You've Got Mail" gleich zum Filmtitel zu erheben und so das Product Placement zur Prämisse einer Handlung werden zu lassen.
Nostalgische Gefühle für Liebesfilme aus einer anderen Zeit: e-m@il für Dich
Doch wer darüber hinwegsehen kann, der bekommt trotz allem eine gutgelaunte Liebeskomödie zu sehen. So altbacken das auch klingen mag: Liebesfilme dieser Art werden heute leider nicht mehr produziert. Die Ära der romantischen 90er-Jahre-Filme ist zu Ende gegangen, bleibt uns aber mit Werken wie e-m@il für Dich erhalten. So ein Rückblick darf auch wehmütig sein, denn während der einstige Star Meg Ryan mittlerweile vor einem Rollen-Vakuum steht, kann sich Tom Hanks nicht über fehlende neue Rollen beklagen. Was bleibt, ist jedoch ein Film, den ich mir auch nach 20 Jahren noch gerne anschaue. Wenn auch ihr e-m@il für Dich noch einmal (oder erstmals) gucken wollt, dann habt ihr zum Jubiläum derzeit folgende Möglichkeiten:
- Im TV: Dienstag, 18.12.2018 um 20:15 Uhr auf kabel eins
- Im TV: Mittwoch, 19.12.2018 um 02:35 Uhr auf kabel eins
- Als Stream: seit Dezember jederzeit bei Amazon Prime
Zählt e-m@il für Dich auch bei dir zu den romantischen Klassikern?