Der Dezember ist bekanntlich der Monat, in dem wir nicht nur Fluchtpläne schmieden, wie wir am Heiligabend der Familie entkommen können, sondern auch der, in dem wir auf das vergangene Jahr zurückblicken. In den letzten 12 Monaten sind viele Videospiele erschienen, die auch für Filmfans von Interesse sind: Sei es nun die filmische Postapokalypse von The Last of Us, das stargespickte Beyond: Two Souls oder sogar das katastrophale Aliens: Colonial Marines.
Während diese Blockbuster-Titel sicher eure Aufmerksamkeit verdienen, haben viele den entscheidenden Nachteil, dass sie nur für PS3 oder Xbox 360 erschienen sind, was sie für alle unzugänglich macht, die nicht sowieso schon in die Kategorie Gamer fallen. Ändern lässt sich daran zwar leider nichts, allerdings sind dieses Jahr auch abseits der AAA-Titel Spiele erschienen, die für Filmfreunde interessant und selbst unter Spielern manchmal zu kurz gekommen sind. Daher habe ich mich entschlossen, eine Liste mit sieben Underdog-Titeln zu erstellen, auf die auch Nicht-Gamer 2013 einen Blick riskiert haben sollten und für die ihr keine Konsole benötigt.
Für Science-Fiction-Liebhaber: The Swapper
Science-Fiction-Games müssen nicht zwangsläufig Horrorspiele sein oder sich imposanter Action widmen. Der Puzzle-Platformer The Swapper macht das deutlich. Auf den ersten Blick wirkt das Spiel simpel, nach und nach entfalten sich aber Komplexität von Gameplay und Story.
Ihr spielt einen Astronauten, der sich selbst klonen kann, um Hindernisse zu überwinden. Ihr habt keine direkte Kontrolle über diese Klone, denn sie machen genau das, was der Haupt-Astronaut auch tut und verschmelzen mit ihm, sobald sie ihn berühren. Über kurz oder lang seid ihr gezwungen, eure Figur zu opfern und stattdessen einen der identischen Klone zu übernehmen. Je länger ihr The Swapper spielt, desto bedrückender werden Fragen um die Bedeutung von Identität und was einen Mensch tatsächlich ausmacht.
Für Fans minimalistischer Dramen: Papers, Please
Ich vertrete die Theorie, dass Videospiele wie Filme nicht unbedingt Spaß machen müssen-. Niemand würde schließlich behaupten, dass er Spaß an Schindlers Liste hatte, das macht ihn aber nicht weniger bedeutsam. Ähnlich verhält es sich mit Papers, Please, von dem ich nicht zwangsläufig sagen würde, dass es unterhaltsam ist, trotzdem halte ich es es für einen der wichtigsten Titel 2013.
Als Grenzbeamter kontrolliert ihr Einreisepapiere im fiktiven Staat Arstotzka. Stimmt etwas mit ihnen nicht, müsst ihr den Antragsteller ablehnen. Tut ihr das nicht, weil ihr Mitleid mit einer Mutter habt, deren Pass abgelaufen ist und die ihren im Land lebenden Sohn seit Jahren nicht gesehen hat, werdet ihr bestraft. Wer ist euch wichtiger: eine Fremde mit einer rührenden Geschichte oder euer eigener Sohn, der krank ist, weil ihr euch aufgrund von Fehlern keine Heizung leisten könnt?
Papers, Please ist weder ein hübsches, noch ein freundliches Spiel. Es ist eine schleichende Erfahrung, die euch auf minimalistische Art mit moralischen Entscheidungen konfrontiert, die euch zwischen Hammer und Amboss werfen. Es ist ein Spiel, das sich für manche unangenehm vertraut anfühlen wird und ein besseres Verständnis für all die verteufelten Beamten schafft, denen wir in Filmen und im echten Leben immer wieder begegnen.
Für Fans von Twin Peaks: Deadly Premonition
Deadly Premonition ist furchtbar. Deadly Premonition ist genial. So lautet der allgemeine Konsens des ehemals Konsolen-exklusiven Titels, der Kritikermeinungen so gespalten hat, dass er im Guinnessbuch der Rekorde gelandet ist. Deadly Premonition ist ein ungewöhnliches Third-Person-Psychological-Horror-Game, in dem ihr einen FBI-Agenten steuert, der einen Mord in einer Kleinstadt aufklären soll. Obwohl die Geschichte zuerst recht gewöhnlich klingt, ist es das Resultat keinesfalls. Dafür sorgen eine vertrackte Handlung, absurder Humor, unerwartete Wendungen, ein exzentrischer Protagonist und die vielen Ähnlichkeiten zu Twin Peaks.
Wer auch noch Jahre später unter dem Ende der Show leidet, mit der Idee eines Reboots aber nichts anfangen kann, sollte einen Blick auf Deadly Premonition riskieren. Ihr werdet es lieben. Oder hassen. Einen Mittelweg gibt es nicht.