4D-Technik macht sich in den Kinos breit

23.07.2012 - 09:01 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Spy Kids 4D
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Kaum verblasst der 3D-Hype, da schiebt die Filmindustrie die nächste technische Errungenschaft hinterher. Denn nun soll 4D die Kinos erobern und für gesteigerte Einspielergebnisse sorgen.

Über die Kinoflucht wurde hier schon ausführlich geschrieben, ebenso über den abflauenden Erfolg der 3D-Technik als Lockmittel, um die Massen zum Lösen von Tickets zu verleiten. Wenig überraschend kommt deswegen die Nachricht, dass in den USA seit einigen Wochen der Ausbau von 4D-Kinos begonnen hat. Neben der scheinbaren Dreidimensionalität des Filmgeschehens dürfen wir uns also auf Geruchsaromen und wackelnde Sitze freuen, die uns weiter in die Welt des Films bzw. die Kassen der Kinobetreiber ziehen sollen. Der Film als Freizeitpark-Erlebnis rückt uns also immer weiter auf die Pelle.

200 gegen den Rest der Welt
Über 4D wird schon eine ganze Weile spekuliert und das meist mit einem belustigten Lächeln, welches die Mundwinkel der Cineasten umspielt. In den vergangenen Wochen ist der Trend allerdings zu neuem Leben erwacht. Denn wie die L.A. Times berichtet, will die südkoreanische CJ Group Kinos in den USA mit der 4D-Technik ausstatten. Der Konzern kontrolliert die größte Kinokette Asiens und versucht nun, in den Staaten das hauseigene 4DX-System salonfähig zu machen. Der Vorstoß wirkt weniger größenwahnsinnig, wenn die Erfahungen der CJ Group mit der Technik in Betracht gezogen werden. Laut eigenen Aussagen sei die vierte Dimension in Thailand, Südkorea und Mexiko bereits ein Renner. Der logische nächste Schritt seien nun Kinos in amerikanischen Großstädten. 200 an der Zahl sollen in den nächsten fünf Jahren mit den notwendigen Anlagen ausgestattet werden.

Die CJ Group ist nicht die einzige Firma, die auf 4D setzt. Bereits um die 100 entsprechend ausgerüstete Kinos in den USA werden von der kanadischen Firma D-Box Technologies betrieben. Bewegliche Sitze für den vollen Genuss von Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile. waren der Anfang. Der Reboot Spy Kids 4D – Alle Zeit der Welt von Robert Rodriguez warb hingegen schon im Titel mit dem Gimmick, griff dafür allerdings auf recht simple Duftkarten zurück.

Das Versprechen von 4D für die Kinobetreiber und Studios ist offensichtlich. Rund 8 Dollar mehr als bei einem normalen 2D-Screening kostet ein Ticket für einen 4D-Film. Die Annäherung von Kino und Freizeitpark wirkt wie ein verzweifelter Kampf gegen das häusliche Filmerlebnis, das, ob legal oder nicht, Multiplexen und Arthouse-Kinos gleichermaßen Besucher abgräbt. Der vierdimensionale Drang, im Kino etwas zu bieten, dass es nur dort gibt, hat seine Wurzeln in den 50er Jahren, als etwa William Castle seine Zuschauer für Schrei, wenn der Tingler kommt mit surrenden Sitzen erschrecken wollte. Wie schon der 3D-Effekt könnte also ein weiterer, alter Bekannter bald eine muntere Renaissance spüren.

Wolken voller Spektakel
Mit Duftkarten will die CJ Group die amerikanischen Zuschauer naturgemäß nicht von sich überzeugen. Die 4D-Anlagen wirken deutlich komplexer. Es dauert beispielsweise 16 bis 20 Tage, um die 4D-Effekte mit Hilfe einer Software für einen Film zu programmieren. Dazu gehören: bewegliche Sitze, winzige Düsen, die Wasser versprühen, Nebel, Blasen, Luft und natürlich verschiedene Düfte, etwa die von Kaffee, Parfüm, Blumen und vielem mehr. Mit Hilfe von Lichteffekten und Wind sollen zudem Blitze und ähnliches suggeriert werden. Entsprechend teuer ist das ganze denn auch. Für den Umbau eines Kinos fallen 2 Millionen Dollar an. Die Hälfte der Kosten übernimmt bei den aktuellen Maßnahmen die CJ Group, die andere müssen die Betreiber selbst stemmen.

Ob die 4D-Technik die zugegebenermaßen unfreiwillig komische Vorstellung hinter sich gelassen hat, die wackelnde Sitze und Duftwolken bei mir heraufbeschwören, ließe sich erst im Selbstversuch klären. Auf Grund der hohen Kosten, die sich zu den noch laufenden der 3D-Umstellung addieren, ist die massenhafte Ausbreitung von 4D-Technik in den Kinos der USA, geschweige denn denen in Deutschland, zu bezweifeln. 4D dürfte zumindest am Anfang ein exklusives Erlebnis sein, das dementsprechend viel kostet. Der kleine Freizeitpark um die Ecke sozusagen. Um hier nicht unbegründeten Pessimismus aufkommen zu lassen, muss ich zugeben, dass ich gespannt bin auf die Anregung der Sinne, die moderne 4D-Effekte in Kombination mit einem Film zu liefern in der Lage sind. Wäre es nicht spannend, die glitschigen Höhlen in Prometheus riechen zu können? Andererseits: Können wir das nicht längst in unserer Vorstellung?

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