Die besten Filme - Forum Berlinale 2015
- TheFeud?Western von Tonie van der Merwe mit Kay Magubane und Innocent Gumede.
Umbango ist eine Rarität. Der südafrikanische Western wurde gegen Ende der Apartheid komplett auf isiZulu und mit Ausnahme eines Gringos in schwarzer Besetzung gedreht.
Dieses kuriose Werk ist ein Produkt des staatlichen Filmfördersystems, das von 1973 bis 1990 zig sogenannte B-Scheme-Filme von meist weißen Produzenten für ein schwarzes Publikum förderte, und einer der wenigen noch erhaltenen Western aus dieser Zeit. Mit Popo Gumede und Hector Mathanda als Jet und Owen in den Hauptrollen (die offizielle Zulu-Version von Bud Spencer und Terence Hill) erzählt der Film eine typische Wildwestgeschichte vom Kampf Gut gegen Böse, Vergeltung und Vergebung. Als der brutale, mächtige Kay Kay den Tod seines Bruders rächen will, stellen sich Jet und Owen gemeinsam dem finalen High-Noon-Showdown.
Wie schon Joe Bullet, zeigt der Film den Einfluss des amerikanischen Kinos auf die B-Scheme-Filme und die Art, wie Genres abgewandelt wurden, um den schematypischen Mix aus Massenunterhaltung und moralischer Botschaft zu bedienen. Umbango ist einer der letzten Filme, die im Rahmen des Fördersystems gedreht wurden, bevor es Ende der 80er Jahre an einem Sumpf aus Korruptionsvorwürfen zugrunde ging. (Text: Berlinale) - La DolceSiriaEG (2014)?1von Ammar Al Beik.
Ein italienischer Zirkus kommt nach Syrien, aber in Rimini war er sicher nie, denkt der Regisseur. Statt den Kindern Freude zu bereiten, zerfleischt ein Löwe vor den Augen des Publikums einen Dompteur. Es gibt Bomben statt Feuerwerk. Und keinen Fellini.
(Text: Berlinale)
- Mudimbe’s Order ofThings?2Dokumentarfilm von Jean-Pierre Bekolo.
Der kongolesische Literaturwissenschaftler Valentin-Yves Mudimbe spricht in seinem Haus in den USA über das Leben im Exil. Im autobiographischen Interview bezieht er Position zu den kulturellen, sozialen und politischen®Evolutionen der Zeitgeschichte.
(Text: Berlinale)
- CancelledFacesKR (2015)?1von Lior Shamriz mit Hye-na Kim und Ye Soo-Jeong.
Ein Mann strebt nach Autonomie und lebt in der ständigen Angst, von seinem Liebhaber vereinnahmt zu werden. Korea: Als Unk den Jungen Boaz auf der Straße anfährt, entspinnt sich eine Amour Fou, die sich zu eine Ballade der Abhängigkeiten entwickelt.
(Text: Berlinale)
- BlackPresident?Dokumentarfilm von Mpumelelo Mcata.
“Was ist Schwarze Schuld? Ich habe mich oft gefragt, warum der Künstler Kudzanai Chiurai nicht einfach Blumen malen kann oder sowas… Wenn er das will.”
Black President hinterfragt die Verantwortung afrikanischer Künstler in einem zunehmend globalisierten Universum, in dem wir unwillkürlich versuchen, den Westen ‚einzuholen‘, anstatt unsere eigenen Wege zu gehen. Sind wir Opfer unserer Vergangenheit, auf ewig unserer angeblichen Unterentwicklung verpflichtet? Oder ist unsere Superkraft unsere Bürde? Werden wir jemals wirklich frei genug sein uns auszudrücken, ohne die Pflicht, mit jedem Atemzug für ‚uns alle‘ zu sprechen? Oder ist das Bedürfnis nach dieser Art Freiheit schlicht verantwortungslos? (Mpumelelo Mcata)
(Text: Berlinale)
- Out on theStreet?Doku-Drama von Jasmina Metwaly und Philip Rizk.
Zehn Arbeiter aus Helwan, einer ägyptischen Industriestadt nahe Kairo, nehmen an einem Theaterworkshop teil. In den Proben kommen Geschichten über Ungerechtigkeit, Polizeibrutalität, korrupte Richter und ausbeuterische kapitalistische Arbeitgeber zu Tage.
(Text: Berlinale)
- AcapellaEG (2014)?1von Islam Safiyyudin Mohamed.
Eine Gruppe junger Männer ist in kleinen, würfelförmigen Zellen gefangen. Ihre Köpfe sind gesenkt, dann erhalten sie an Fäden kleine Botschaften und kommunizieren über Klopfgeräusche bis schließlich ein Gesang einsetzt – und damit die Befreiung. (Text: Berlinale)
- A Field Guide to theFernsUS (2015)?von Basma Alsharif.
Zwischen Apathie und Wut entsteht tief in den Wäldern New Hampshires eine Hommage an Ruggero Deodatos Horror-Kult-Klassiker Cannibal Holocaust. Die primitive Grausamkeit und die Brutalität der modernen Welt treffen mehrfach gedoppelt aufeinander.
(Text: Berlinale)
- 20 Handshakes forPeaceDE (2014)?von Mahdi Fleifel.
13. September 1993: Zwei Staatsmänner reichen sich die Hand, flankiert von einem Dritten. Jassir Arafat, Jitzchak Rabin und Bill Clinton stehen im Garten vor dem Weißen Haus. Ein historischer Moment, verbunden mit unzähligen enttäuschten Hoffnungen.
(Text: Berlinale)
- The Boda BodaThieves?21Drama von Donald Mugisha.
Es könnte eigentlich ganz ok sein, das Leben in Kampala heute. Außer man gehört zu den jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Job und hat einen Vater, der ein Boda-Boda besitzt und einen dazu drängt, sich eine Existenz aufzubauen. Boda-Boda sind die Motorradtaxis, mit denen auch Lastenfahrten gemacht werden – “border-to-border”, oder für Insider: Boda-Boda. All das trifft auf Abel zu, einen “drifter”, dessen junges Leben auf eine Existenzprobe gestellt wird, als sein Vater durch einen Unfall fahruntüchtig wird und der Sohn plötzlich das Vehikel der Freiheit zu seiner vollen Verfügung hat. Eine fantastische Gelegenheit auszubrechen aus dem vorgeschriebenen Plot des Lebens – aber nicht ohne Risiko. Es gibt Profis in der Stadt, spezialisiert auf Handtaschenklau vom Boda-Boda aus. Mit Touristen und Trotteln lässt sich viel Geld verdienen. Mit einer Verbeugung vor Vittorio De Sicas Ladri di biciclette gelingt Yes! That’s Us ein neorealististisches Städte-Porträt von Kampala, aktualisiert durch Musik, Drehorte und Darsteller aus Uganda. Abaabi ba boda boda ist eine formidable Auseinandersetzung mit einem europäischen Kinoklassiker – aus einer jungen, afrikanischen Perspektive. (Text: Berlinale)
- BrazilianDreamBR (2014)?von Marcelo Pedroso mit Edilson Silva und Adeilton Sebastião Sena.
Brasilianische Zuckerrohrschneider, die sich zur Rettung ihrer Nation in Astronauten verwandeln. Monumentale Bagger, die zu opulenter Orchestermusik Ballett tanzen. Brasiliens Nationalflagge hoch am Himmel über Wolkenkratzern, triumphal gehisst an einem gigantischen Baustellen-Kran…
Brasil S/A – die Brasilien AG – ist ein Eldorado für Augen und Ohren: Körper, Maschinen und Landschaften in heroischer Bewegung. Choreografien einer schönen neuen Welt, in der stets die Sonne scheint. Statt Handlungssträngen gestaltet Regisseur Marcelo Pedroso berauschende Bilder in einem Land der Superlative, das sich bedingungslos dem Glauben an Fortschritt und Erfolg verschrieben hat. Einzelbilder, die durch ihren eindrucksvollen Zusammenbau plötzlich jedoch nicht nur fröhlich und schön, sondern vielmehr schaurig-monströs wirken – und den Rausch zum Kater erstarren lassen. Pedrosos Schneideraum ist eine standfeste Montagehalle im Fabrikkomplex der Brasilien AG, in der gemeinsam mit Pablo Lamars brillant gearbeiteter Tonspur die Bilder selbst zu wirkungsvollen Werkzeugen werden. Ein dialogloser, aber stimmgewaltiger Film, der die Verheißungen des Fortschritts satirisch in Frage stellt. (Text: Berlinale) - Counting?42Essay-Film.
Jem Cohens jüngstes Werk ist ein persönlicher, essayistischer Dokumentarfilm, eingefasst in 15 Kapitel. Mit bemerkenswerter Intensität komponiert der Regisseur Bilder, Töne und Musik zu einem hypnotischen Streifzug durch Metropolen unserer Welt: New York, Moskau, St. Petersburg, Istanbul, Porto – und zudem eine Stadt, die unbekannt bleiben soll. Die Zeit steht still und vergeht zugleich. Denn die Kamera ist wie ein Magnet, der Flüchtigkeit anziehen und festhalten kann: flackernde Lichter in Fenstern, flatternde Wimpel und Plastiktüten im Wind. Momentaufnahmen von populären und unbekannten Orten und Menschen, eindringliche Beobachtungen von Alltag, behutsame Abtastungen von Wirklichkeit, beiläufige Stimmen aus dem Off. Es ist das Leben selbst, das der Regisseur uns zeigt. Jem Cohen ist Flaneur und Straßenarbeiter zugleich, sein Film ein Archiv seiner Schritte – ein Lagerraum voll traumhafter Erinnerungen. So auch an Chris Markers Chats perchés. Denn immer wieder erscheinen Katzen in allen möglichen Variationen im Bild. Counting ist wie ein Sonntagsspaziergang durch Zwischenraum und Zwischenzeit – berührend und magisch gleichermaßen. (Text: Berlinale)
- Exotica, Erotica,Etc.?21Essay-Film von Evangelia Kranioti.
Vom Sehnsuchtsort Meer erzählt dieser filmische Essay. Von der Welt der großen Containerschiffe und ihrer Besatzungen und den Frauen, die in Häfen und Spelunken auf sie warten. Zu eindrücklichen dokumentarischen Bildern vermittelt sich die gedankliche Welt der porträtierten Figuren über innere Monologe aus dem Off. Sandy steht für all die Frauen, deren Bereitschaft, sich fremden Männern hinzugeben auf das Verlangen derjenigen trifft, die es immerfort an neue Häfen zieht. Liebevoll rückt der Film die exzentrische einstige Prostituierte in den Blick, ihren vom Leben, der Lust und den Männern gezeichneten Körper, ihre offene und zugleich romantische Vorstellung von Liebe. Sirene und Penelope. Daneben stehen die Stimmen einzelner Seefahrer für all jene Männer, die ihr Leben wie einst Odysseus den Gefahren des Meeres und Verlockungen an Land aussetzen.
16 Länder hat die Regisseurin an Bord riesiger Frachter allein unter Männern bereist und in verschiedenen Hafenstädten mit Prostituierten gelebt. Entstanden ist so ein Werk, das imposante Bilder mit einem treibenden Soundtrack zu einer maritimen Sinfonie und zu einer Erzählung über Freiheit, Sehnsucht, Liebe und Begehren verdichtet. (Text: Berlinale) - Der Geldkomplex (The MoneyComplex)?11Komödie von Juan Rodrigáñez mit Lola Rubio und Gianfranco Poddighe.
Eine Finca in Südspanien: Hausherr Rafael residiert hier mit seinen Freunden – Lebenskünstler zwischen Verweigerung, Glücksrittertum und einem Rest revolutionären Begehrens. Gepflegt lungern sie in der idyllischen Umgebung herum, spielen, trinken, plaudern, rezitieren, posieren und performen. Zu Beginn taucht Rafaels Sohn mit einer Verlobten aus Deutschland auf, die jedoch nach einem vierhändigen Klavierspiel mit Julio durchbrennt. Henry ist unermüdlich auf der Suche nach neuen Geschäftsideen und schürft in einer geheimen Mine nach Gold; Franziska zieht es vor, die Notwendigkeit des Geldverdienens zu ignorieren; Lucas liest pausenlos über Ökonomie und Kultur. Und dann ist da noch Domingo, der Herrn Müller in Düsseldorf um drei Millionen Euro erleichtern soll.
Dieses mit leichter Hand und feinem Sinn für Komik und Absurdes inszenierte Debüt, das lose auf Franziska zu Reventlows gleichnamigem anarchischen Roman von 1916 basiert, ist ein Schelmenstück über den kurzen Auftritt auf der Bühne des Lebens und den Kampf um die Daseinsberechtigung unter den Bedingungen des gegenwärtigen Systems. Über „Geld oder Liebe“. Und über Freundschaft. (Text: Berlinale) - Scultura - Hand. Werk.Kunst.?5.812Geschichts-Dokumentation von Francesco Clerici mit Caled Saad und Luigi Contino.
Die italienische Dokumentation Scultura – Hand. Werk. Kunst. zeigt, wie wenig sich seit Hunderten von Jahren bei der Herstellung von Bronze-Skulpturen verändert hat.
- Hotline?12Dokumentarfilm von Silvina Landsmann.
Rund um die Uhr sind die Frauen der Hotline für Flüchtlinge und Migranten in Tel Aviv im Einsatz. Sie kümmern sich um die Rechte von Menschen ohne Papiere, geben juristischen Rat, übernehmen Behördengänge und machen Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache.
Die Kamera wirft uns mitten ins Geschehen. Vor einer aufgebrachten Menschenmenge setzt sich eine Aktivistin für den Aufenthalt von Flüchtlingen aus dem Sudan und Eritrea ein, die auf dem Sinai von ägyptischen Menschenhändlern verschleppt wurden und nun in Israel gestrandet sind. Sie trifft auf vehemente Abwehr, wird beschimpft und fast tätlich angegriffen. Aber die Organisation muss nicht nur gegen eine fremdenfeindliche Stimmung antreten, sondern auch gegen eine Gesetzgebung, die jeden illegalen Grenzübertritt als Verbrechen ahndet. Die Flüchtlingsgefängnisse in der Nähe der ägyptischen Grenze werden ständig ausgebaut. Zutritt erhält die Regisseurin nicht. Silvina Landsmann nimmt den Zuschauer mit zu den verschiedenen Schauplätzen – Ämter, Gerichte, die Knesset – und montiert ihr Material so, dass deutlich wird, woraus der Kampf um Menschenrechte besteht: reden, mobilisieren, dokumentieren, überzeugen. (Text: Berlinale) - K533Drama von Emyr ap Richard und Erdenibulag Darhad mit Bayin und Jula.
Die Geschichte ist bekannt, ein Landvermesser namens K kommt in ein abgelegenes Dorf und gerät in die Intrigen des Schlossbetriebs. Doch diesmal ist es anders. Wenn K die mongolische Steppe durchquert, erscheint am Horizont kein Schloss, und seine Ankunft im Dorf ist lediglich ein plötzliches Aufwachen an einem sonnigen Nachmittag. Hier ähneln sich seine zwei Gehilfen in Ledermontur nicht wie Schlangen und heißen Jeremias, nicht Artur.
Vom Dorf gibt es fast nur Innenaufnahmen, die ausschnitthaft Gänge, Empfangsräume und Vorzimmer in allen Weiß-, Blau- und Grüntönen zeigen. Aus alten Radios knistert Jazz der 40er Jahre, telefoniert wird mit einem orangefarbenen Apparat mit Wählscheibe, und über allem donnern die Jumbo-Jets. Ein gleichermaßen archaischer und moderner Ort.
Zusehends verliert sich K im Labyrinth der Vorsteher, Sekretäre und Beamten. Ein Flur gleicht dem anderen und jeder neue Raum beheimatet neue Visionen. Diese reduzierte, auf diskrete Weise drastische Adaption von Kafkas Klassiker überträgt die bürokratische Willkür auf ein räumliches Wirrwarr. Das Schloss ist nie zu sehen, und doch stets präsent, wie ein vager Traum, eingehüllt in ein diffuses Dämmerlicht. (Text: Berlinale) - The Night and theKid?Drama von David Yon mit Lamine Bachar und Aness Baitich.
Ein Kind bewirft den Mond mit Steinen. Es heißt, die Sonne ist weg und wird erst zurückkommen, wenn die Angst verschwunden ist. Bis dahin bleiben die Sterne und spenden Trost. Also zählt das Kind die Sterne in der endlosen dunklen Nacht an den Hängen des algerischen Atlas-Gebirges. Aness, das Kind, begleitet Lamine, den jungen Mann, auf der Flucht. Beide werden von namenlosen Bewaffneten verfolgt. Wer sind diese Verbrecher? Warum müssen sich die beiden verstecken und nachts mit der Hand am eigenen Gewehr schlafen? Ist das Kind nur eine Wunschvorstellung von Lamine? Elliptisch und assoziativ erzählt La nuit et l’enfant von einer allgegenwärtigen Bedrohung und Gefahr. Der Film schwankt zwischen Realismus und Traum: Fast dokumentarische Aufnahmen wechseln sich ab mit kraftvollen poetischen Bildern. Die Region von Djelfa war in den 90ern eine Hochburg des Terrorismus. Lamine sagt, bevor die Terroristen kamen, war das Leben anders. Undogmatisch und mit viel Raum für Interpretation wird hier vom Lebenswillen einer Jugend erzählt, die leidet und sich abgrenzen muss. David Yon hat eine atmosphärische und dunkle Fabel geschaffen, die an einen anderen kleinen Prinzen denken lässt. (Text: Berlinale)
- AndroidsDream?3Science Fiction-Film von Ion de Sosa mit Manolo Marín und Moisés Richart.
Wir schreiben das Jahr 2052, aber die Zukunft steckt noch mit einem Fuß in der Vergangenheit. Nichts an den auffällig künstlichen Wolkenkratzern oder der Strandpromenade aus Neonlinien deutet darauf hin, dass es nicht doch erst 1975, 1995 oder 2015 ist. Menschen sind kaum zu sehen und viele Wohnungen stehen leer. Eine stille Einöde aus freigelegten Drähten, Stuckfragmenten und einer dicken Staubschicht. Wer hier ausharrt, ist sichtlich stolz auf sein Heim und stellt seinen Krempel zur Schau oder schwingt ausgiebig das Tanzbein. Es ist nicht gerade der Ort, wo man einen Kopfgeldjäger erwartet, aber die Roboter müssen nun einmal eliminiert werden, zumal sie uns Menschen immer ähnlicher sehen.
Ion de Sosas freie Adaption von Philip K. Dicks “Träumen Androiden von elektrischen Schafen?” ist rätselhaft. Sie ist sowohl minimalistisches Genrestück und versteckte Abhandlung über Verschiedenheit als auch ein nahezu dokumentarisches Essay über den irrealen Status quo in Spanien. Und wie es der Titel andeutet, träumen Androiden wirklich: von abgelegenen Orten und neuen Möglichkeiten, alten Sommerhits, einer Umarmung und einem Schaf an der Leine vor einem Panorama aus Hochhäusern und Bergen. (Text: Berlinale) - ViolenceCO (2015)6.811von Jorge Forero mit Rodrigo Vélez und David Aldana.
Zikaden und Vogelgesang, die dunkle Leinwand wird allmählich zum Dschungel im Morgengrauen. Ruhig fährt die Kamera über Wurzeln, Moos, eine Kette, einen schlafenden Mann in Fesseln, seine gefalteten Hände und schlammverkrusteten Füße. Ein stiller Gefangener, die Gesichter seiner Kidnapper bleiben unsichtbar. Alltag im Wald, durchbrochen vom Dröhnen der Helikopter.
Lustvolles Stöhnen in einem dunklen Schlafzimmer, der weiße Vorhang mit den schwarzen Blumen sperrt den Morgen aus. Ein Jugendlicher streift mit seinem Lebenslauf durch die Stadt, die Kamera sein Begleiter. Geschäftige Straßen, leuchtende Farben, riesige Kreuzungen, ein Skatepark. Aber Arbeit gibt es nur auf dem Land.
Die Dusche am Morgen, Wassertropfen auf breiten Schultern, ein Abstecher zum Baumarkt. Ein Mann in Militärbekleidung isst schweigend, ein 360-Grad-Schwenk zeigt seine plaudernden Untergebenen. Ob die neuen Rekruten ihre Aufgabe bewältigen?
Jorge Foreros überwältigendes Debüt verströmt eine stille Zuversicht, erst nach und nach kommt der Zusammenhang zwischen den Episoden zum Vorschein. Ein Tag, drei Männer, drei Schauplätze, ihr Bindeglied die allgegenwärtige Gewalt in Kolumbien. (Text: Berlinale) - ShapeShiftingJP (2014)?von Elke Marhöfer und Mikhail Lylov.
“Satoyama” bezeichnet in weiten Teilen Asiens die Landschaft zwischen Dörfern und Bergen. Wie verändert sie sich durch Mensch, Tier, Landwirtschaft und lokale Märkte? Eine filmische Beobachtung von Natur und Kultur.
(Text: Berlinale)
- OrchardStreet?1Dokumentarfilm von Ken Jacobs.
Orchard Street ist auf der Berlinale 2015 zum ersten Mal in der ursprünglich geplanten, halbstündigen Version zu sehen: Die erste filmische Arbeit des Avantgarde-Regisseurs Ken Jacobs – ein Dokument der pulsierenden jüdischen Nachbarschaft Manhattans, in der Jacobs aufwuchs.
(Text: Berlinale)
- Into theHinterlands?Dokumentarfilm von Julia Yezbick.
Die Hinterlands, eine Performance-Gruppe aus Detroit, betreiben eine Form des ekstatischen Trainings, das sie selbst als „Provokation des Unbekannten“ bezeichnen – als einen Raum, der sowohl physisch, als auch imaginär ist. Im ekstatischen Spiel loten sie die Grenzen der eigenen Balance und des eigenen Körpers aus. Ein Jahr lang hat Julia Yezbick mit dem Ensemble trainiert und dabei kontinuierlich gefilmt, während sie am Training teilnahm. Jede Trainingseinheit besteht aus einer non-verbalen Improvisation in deren Verlauf die PerformerInnen durch Wiederholung, Atemübungen und Bewegungen eine Art ‚gestische Grammatik‘ entwickeln. Durch den Trainingsraum hallen währenddessen Tonkompositionen aus Field-Recordings, die affektive Landschaften heraufbeschwören. Die Tonkompositionen fungieren einerseits als eine Art auditiver Fingerzeig auf die Stadt Detroit, die jenseits des Probestudios liegt. Andererseits erschaffen sie einen weiteren, nach innen gerichteten Raum, ein ‚Hinterland‘, das als Quelle für Inspiration und Bedeutung genutzt werden kann. Yezbick transportiert diese Elemente, indem sie immer wieder nach neuen Arten des Filmens sucht – sie befestigte die Kamera an ihren Füßen, an ihren Schultern oder an ihrem Hals. Ihre immersive Kameraarbeit zieht den Zuschauer mitten hinein in die ekstatische Erfahrung und verbindet das klartraumhafte Spiel der PerformerInnen mit der desorientierenden Kraft des Kinoraums.
(Text: Berlinale)
- IECLONGPT (2015)?von João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata.
Wer bewohnt die alte Iec Long Feuerwerks-Fabrik? Eine Spurensuche in Macao nach der Geschichte von Knallkörpern, Kinderarbeit und den Geistern einer majestätischen Ruine.
(Text: Berlinale)
- Have you ever killed a bear? or BecomingJamila?Politische Dokumentation von Marwa Arsanios.
Die Geschichte einer ägyptischen Zeitschrift bildet den Ausgangspunkt für ein Porträt der algerischen Freiheitskämpferin Jamila Bouhired. Wie hängen sozialistische Bewegungen, antikoloniale Kriege und feministische Projekte zusammen? Eine Videoarbeit.
(Text: Berlinale)