Wir schauen True Detective - Staffel 1, Folge 8

11.03.2014 - 08:56 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
True Detective
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True Detective
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Kommt mit mir ein letztes Mal nach Carcosa, denn das war die erste Staffel True Detective. “Form and Void” hat noch einmal alle Stärken ausgespielt und klar gemacht, worum es in erster Linie wirklich ging: Rust und Marty.

480 Minuten später und um eine Lieblingsserie reicher, wurde ich nun vom König in Gelb wieder ausgespuckt. Wer ist der Yellow King? Was hat Familie Tuttle mit den Morden zu tun? Bis in welche Ränge reicht die Verschwörung? Die verschwommenen Mysterien, die uns über Wochen hinweg beschäftigten, haben sich mehr oder weniger vor unseren Augen materialisiert. Doch all diese Fragen verblassen vor der persönlichen Reise unserer beiden (tragischen?) Helden Marty (Woody Harrelson) und Rust (Matthew McConaughey). Wer hier jetzt eine Portion Pathos zu lesen vermutet, liegt gar nicht so falsch. Ich war berührt.

Kommt also mit mir auf einen letzten Abstecher nach Louisiana, um die finale True Detective -Folge “Form and Void”, sowie die Staffel als Ganzes Revue passierten zu lassen. So viel vorweg, das Finale war für mich genau das richtige und wurde mit einer der wahrscheinlich schönsten Schlusssätze einer Serie beendet: “Well, once, there was only dark. If you ask me, the light’s winning.”

Light versus dark
Mit Dunkelheit beginnt die finale Episode. Der Riese, das Spaghettimonster, der König in Gelb steht mit dem Rücken zu uns gewandt. Er lebt zurückgezogen mit seiner offensichtlich etwas zurückgebliebenen Frau und Halbschwester Betty in einem Haus, welches einer Müllhalde gleicht. Überraschenderweise ist er aber alles andere als dumm. Er scheint sogar eloquent, ändert beim Sprechen immer wieder den Dialekt, mäandert durch bedeutungsschwangere Phrasen und pfeift fröhliche Melodien. Es wird klar, wie er für jedermann sichtbar war und doch unerkannt bleiben konnte. Dieser Kontrast macht die Dunkelheit nur noch schwärzer. Wir ahnen Unheil und sollen damit Recht bekommen.

Auf der anderen Seite sind Marty und Rust nicht mehr weit von ihm entfernt. Rusts Drohung, dem ehemaligen Polizeikollegen Steve Geraci (Michael Harney) andernfalls die Kniescheiben zu brechen, bringt ihn dazu das Foltervideo in den Rekorder zu schieben. Er hat eine ähnliche Reaktion wie Marty: Laute Schreie der Qual, als wäre er selbst der Gefolterte. Es stellt sich heraus, dass Detective Ted Childress den Fall Marie Fonternot absichtlich hat verschwinden lassen. Geraci fügte sich “lediglich” in die Befehlskette ein und unternahm nichts. Der Rest der Ermittlung geht sehr schnell. Marty fragt sich, warum das Phantombild grüne Ohren hat. Gleichzeitig fällt ihm ein, dass es in den Akten ein Foto eines grün gestrichenen Hauses in der Nähe des Dora Lange-Tatortes gibt. Diese zufällige Übereinstimmung von Farben reicht aus, um über die Eigentümerin des Hauses und die Steuerinformationen der zwei Maler an unseren Verdächtigen Nr. 1 zu gelangen: Errol William Childess (Glenn Fleshler), Sohn von besagtem Ted Childress und Enkel von Senator Eddie Tuttle. Hier schließt sich der Kreis der Ermittlungen.

An dieser Stelle gibt es keine Rätsel mehr und Theorien werden unwichtig. 17 Jahre nach dem Aufeinandertreffen von Reggie Ledoux, Marty und Rust, finden sich die beiden (Privat) Detectives abermals in einem Dickicht von wilden Pflanzen und diesmal tunnelartigen Katakomben wieder. Der Showdown, wenn man so will, nimmt den gesamten Mittelteil der Folge ein. Weidengebilde, mythische Wandzeichnungen und das deutliche Gefühl, jetzt im Bauch des Monsters zu sein, machen klar: Hier wird über Leben und Tod entschieden. Das Katz- und Mausspiel zwischen Childress, Marty und Rust endet beinahe in einer Katastrophe. Cildress stirbt durch einen Kopfschuss des um sein Leben ringenden Rust. Auch Marty liegt verletzt am Boden. Es ist eine der ergreifendsten Szenen der Folge, wenn nicht sogar der ganzen Serie, als Marty zu seinem sterbenden Freund robbt, der sich ein langes Messer aus dem Körper zieht und mit ihm hilflos auf Rettung wartet.

Als Lohn für all die bangen Stunden schenkt uns True Detective einen langen Epilog. Marty darf sich von seinen Kindern und Maggie trösten lassen. Und Rust, ewiger Nihilist, endet seine Entwicklung mit dem ersten tiefempfundenen Emotionen ohne stoischen Pessimismus, auch wenn das bedeutet Liebe erst im Tod zu erfahren. Es ist ein versöhnliches Finale, ein hoffnungsvolles Finale, das beiden Charakteren seelische Reinigung, Katharsis, schenkt. Aus schwarzen Sternen wurden helle Sterne. Die Dunkelheit mag zwar ein größeres Territorium einnehmen, die Helligkeit gewinnt jedoch.

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