Wir schauen Homeland - Staffel 2, Folge 1 & 2

29.09.2013 - 20:15 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Homeland
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Pünktlich zur Ausstrahlung von Homeland Staffel 2 bei Sat.1 wollen wir es uns nicht nehmen lassen, die deutsche Free-TV-Premiere mit Recaps zu begleiten. Dabei werden passend zum Sendeplan pro Recap zwei Folgen besprochen.

Vor nicht allzu langer Zeit ist Homeland auch im deutschen Free-TV angekommen. Nachdem wir bereits die erste Staffel mit Recaps begleitet haben, wollen wir Season 2 nicht unter den Tisch fallen lassen. Entsprechend der Ausstrahlung in Doppelfolgen werden hier je zwei Folgen unter die Lupe genommen und das solange, bis Sat.1 den gewagten Sendeplan über den Haufen wirft. Den Anfang machen die Episoden The Smile und Beirut is back, die Carrie Mathison (Claire Danes) in den Libanon beordern, während Nicholas Brody (Damian Lewis) durch eine neue Bekanntschaft Aufträge von Abu Nazir erhält und diese mit seinem politischen Aufstieg unter Vizepräsident Walden (Jim Sheridan) in Einklang bringen muss.

Homeland Staffel 2, Folge 1: The Smile

Was passiert: Nicholas Brody will sich gerade einleben ins Tagesgeschäft als Kongressabgeordneter, da wird er von Vizepräsident Walden als sein möglicher “running mate” bei der nächsten Präsidentschaftswahl ins Spiel gebracht. Kurz danach taucht die Journalistin Roya Hammad (Zuleikha Robinson) in seinem Büro auf und offenbart ihre Kontakte zu Abu Nazir. Für den will Brody nur als Einflussnehmer freelancen, doch wird er gezwungen, aus Estes Büro eine Liste möglicher Ziele für Terror-Attacken zu stibitzen. Alldieweil plappert Dana (Morgan Saylor) vor ihren Mitschülern aus, ihr Vater sei ein Moslem. Niemand nimmt sie für voll, weil sie ein Teenie ist und weil das Drehbuch es so verlangt, doch vor Jess (Morena Baccarin) kann Brody das Geheimnis nicht länger wahren. Die von der CIA geschasste Carrie dagegen wird von Estes und Saul als “Beraterin” nach Beirut geholt, um eine mögliche Informationsquelle anzuzapfen. In den Straßen der Stadt lernt Carrie den altbekannten Thrill ihres Jobs wieder lieben.

Die Agency: Bevor Carrie ein befreites Lächeln zückt, wie es wohl nur ein Tritt in die Eier eines fiesen Verfolgers hervorrufen kann, schafft Homeland in einem Punkt Klarheit: Carrie geht es in der Übergangsphase nach ihrer Entlassung aus der Klinik/CIA gut. Sie mag zwar noch auf einschlägigen Websites surfen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Zu Begin von The Smile wirkt sie trotzdem ausgeglichen und gar nicht gewillt, wieder in den Dienst ihres alten Arbeitgebers zu treten, geschweige denn mit David Estes (David Harewood) zu reden. Erst durch Saul wird sie zum Umdenken verleitet, was die feste Bindung der beiden unterstreicht, andererseits aber auch deren Gefahren. Carrie wird in Beirut gebraucht, die Langzeitfolgen ihrer Rückfälligkeit – und wie ein Drogen-High wird das Lächeln inszeniert – bleiben unbeachtet.

Ihre obsessive Persönlichkeit hat Carrie zur CIA geführt, doch wie zuvor steht die Frage im Raum, was passiert, wenn entsprechende Tendenzen in einem institutionellen Rahmen aufgefangen und kanalisert werden. Wie lange können sie kontrolliert werden und mit welchen privaten wie professionellen Opfern ist zu rechnen? Der klar geregelte Alltag (“Well, tonight is Thursday. I cook dinner for the family on Thursdays.”) ist zudem ein wichtiger Schritt in der Therapie manisch-depressiver Persönlichkeiten und steht im krassen Gegensatz zu den Anforderungen der CIA.

Eines muss nach The Smile konstatiert werden: Allein für das emotionale Auf und Ab, dass Claire Danes in dieser Folge ganz ohne Cryface besteht, gebühren ihr Auszeichnungen. The Smile mag weniger “große Szenen” beinhalten als andere in dieser Staffel, doch von der leicht aufgekratzten Ruhe über die gestresste Schnappatmung, das Hin- und Hergerissensein, zum wagemutig berauschten Lächeln: Wir haben hier eine beeindruckende Miniatur der seelischen Aggregatzustände Carrie Mathisons gesehen, die als glaubwürdige Brücke nach dem Drama im letzten Staffelfinale fungiert.

Home Sweet Home: So wie Carrie in den Bannkreis der CIA zurückgeholt wird, bürden zweierlei Seiten Brody neue Verantwortung auf. Auf der Shortlist für den Vizepräsidentschaftsposten bei der nächsten Wahl landet er dank Walden. Abu Nazir dagegen scheint sich mit terroristischer Lobby-Arbeit nicht zufrieden zu geben, zumindest wenn wir Roya glauben. So muss der Kongressabgeordnete ein gewagtes Agentenklischee durchspielen, das seine Identität auffliegen lassen könnte. Sicher versuchen die Autoren, Brodys Erzählstrang Spannung einzuhauchen, doch die guten Szenen des Ex-Marines in dieser Folge gebühren nicht der vorhersehbaren Suchaktion samt Ablenkungsmanöver in Estes Büro. Viel fesselnder sind da die kleinen Spitzen, wie Brodys Fragen zum Drohneneinsatz, die Issas Schicksal in Erinnerung rufen. Auch bleibt Dana weiterhin das Gewissen ihres Vaters. Reagiert Jess mit Unverständnis und mütterlich-töchterlicher Eifersucht auf sein Islam-Geständnis, steht ihm Dana beim Begräbnis seines Korans bei. Dabei werden die kommenden Episoden zeigen, ob Brody mit der rituellen Handlung zugunsten einer weißen Weste auch seinem gelebten Glauben abschwört.

Freuen wir uns aber erst einmal über Chris’ Facebook-Popularität: 300 Freundschaftsanfragen! Yay, Chris!

Zitat der Folge: “That’s not supposed to touch the floor.”

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