Warum Netflix gerade jetzt die Preise erhöhen muss

17.01.2019 - 20:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Jessica Jones bei Netflix
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Jessica Jones bei Netflix
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Netflix wird teurer in diesem Jahr. Der Schritt kommt nicht überraschend, aber sein Zeitpunkt wirft zumindest Fragen auf. Was treibt Netflix zu der Preiserhöhung?

In den USA steht sie fest, die nächste Preiserhöhung von Netflix. Im Geburtsland von Netflix wird der Preis für das teuerste Abonnement von 14 auf 16 US-Dollar steigen. In Deutschland testet der Streaming-Dienst noch die Toleranzgrenzen seiner Kunden. Hierzulande könnten die Preise auf bis zu 17,99 Euro klettern, je nachdem, wie der etwas dubios anmutende A/B-Test ausfällt. Kunden, die sich für den Abschluss eines Abos interessieren, sehen auf der Netflix-Seite gerade verschiedene Preisvarianten. An diesen Chamäleon-Preisen erkennen wir, wie ernst Netflix Preiserhöhungen nimmt.

Über ein Jahr ist die letzte her und geschadet hat sie dem größten Streaming-Dienst der Welt nicht. Die Mitgliederzahl stieg 2018 wieder steil an, was vor allem auf die anhaltende globale Expansion von Netflix zurückzuführen ist. In den USA, wo Netflix am längsten existiert, wächst es am langsamsten, wenn auch stabil. Aber Preiserhöhungen können so einen Kurs aus dem Takt bringen, weshalb Netflix sie sorgfältig plant. Bloß nicht zu viel Lärm um die neuen Beiträge.

Auch der Hollywood Reporter  stellte sich und einigen versierten Analysten die Frage: Warum erhöht Netflix die Preise gerade jetzt? Warum erschien dem Unternehmen der Zeitpunkt günstig?

Disney

Die Netflix-Konkurrenz wächst: Ist eine Netflix-Preiserhöhung da nicht paradox?

Noch existieren Disney+ und der Warner-Dienst ja nicht, die Netflix und sich gegenseitig das Leben früh genug schwer machen werden. Noch gibt Netflix als reichweitenstärkster SVOD-Anbieter den Preisspiegel für Streaming-Kosten vor. Was eine Netflix-Mitgliedschaft kostet, stellt, im weitesten Sinne, die Norm auf dem Markt dar. Netflix gibt Trends vor, an denen sich Konkurrenten und Neueinsteiger orientieren. Wenn Netflix also die Preise anzieht, dann lieber, bevor die schlagkräftige Konkurrenz sich in Stellung gebracht hat. "Es ist leichter für Netflix, die Preise jetzt zu heben, als während oder nach dem Disney+-Start", sagt der Analyst Todd Juenger dem Hollywood Reporter. Denn noch kann Netflix den Pegelstand für Streaming-Kosten mehr oder weniger selbst bestimmen.

Was Netflix trotzdem wehtun könnte

Ein möglicher Fehler in dieser Strategie: Disney will seinen Dienst unbedingt und ausdrücklich günstiger als Netflix anbieten und könnte dieses Ziel nun erreichen, ohne an die Schmerzgrenze des betriebswirtschaftlich Machbaren zu gehen. Andererseits, wenn Netflix jetzt teurer wird, wird auch sein Platz in der monatlichen Streaming-Schatulle eines jeden Nutzers größer. Wie viele andere Abos passen da noch rein? Wer kann sich neben Netflix noch Disney+ leisten, wenn es irgendwann auf den Markt kommt? Ein teures Netflix ist eine schlechte Nachricht für die Konkurrenz.

Preiserhöhung nach Roma und Bird Box: Netflix hat ein Momentum abgepasst

“Wir ändern unsere Preise von Zeit zu Zeit, da wir weiterhin in tolle Unterhaltung investieren und die Netflix-Erfahrung verbessern - zum Vorteil unserer Kunden." Das ist das Statement, mit dem Netflix Stellung nahm zu den Preiserhöhungen. Die PR-Schale abgepellt heißt das, wenn ihr weiterhin jede Woche geile Filme und Serien sehen wollt, müsst ihr auch entsprechend dafür berappen. Die "Netflix-Erfahrung" wurde in den letzten 30 Tagen mit drei Original-Produktionen in die Welt hinaus getragen. Genre-Verteidiger fetzen sich über dem interaktiven Film Bandersnatch, Bird Box lockte Millionen vor die Fernseher und Roma hat große Oscar-Chancen.

Stranger Things

Die Botschaft: Wer nicht auf einen Netflix-Account zugreifen kann, verpasst etwas, ist nicht dabei. Die Strahlkraft des Streaming-Dienstes ist jetzt größer als noch zur Mitte des vergangenen Jahres. Auch die letzte Preiserhöhung setzte Netflix übrigens an, bevor eine seiner bekanntesten Serien in die 2. Staffel ging. Stranger Things sollte damals neue Nutzer locken. Wer dabei sein wollte, musste, zumindest für einen Monat, den erhöhten Betrag zahlen.

Oder sind am Ende gar die Netflix-Zahlen schlecht?

Es könnte noch einen weiteren Grund geben, weshalb Netflix gerade jetzt eine Preiserhöhung bekanntgab. In diesen Stunden veröffentlicht das Unternehmen seinen Quartalsbericht für die Aktionäre. Wenn das Nutzerwachstum stagniert oder schwächer als erwartet ausfällt, muss Netflix, wie Juenger es ausdrückt, auf den Ernte-Modus umstellen, also Geld aus jenen Kunden ziehen, die bereits gewonnen wurden. Wenn das der Plan war, hat er funktioniert: Netflix-Investoren feiern die Preiserhöhung, der Wert der Netflix-Aktie stieg prompt um 7 Prozent.

Was haltet ihr von der Netflix-Preiserhöhung: Ist sie notwendig?

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