Twilight: Ein Horror-Regisseur rettete die Saga vor der totalen Belanglosigkeit

04.04.2020 - 16:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Eclipse - Bis(s) zum AbendrotConcorde
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Mit Eclipse - Biss zum Abendrot erreichte die Twilight-Reihe einen überraschenden Höhepunkt. Grund dafür war ein Regisseur, der ursprünglich dem Horrorkino entstammt.

Über die Leinwandausführung der Twilight-Saga lässt sich keinesfalls trefflich streiten: Kommerziell haben schmachtende Teenager das fünf Teile umfassende Franchise zum Erfolg getragen. Filmisch allerdings fiel die Fantasy-Reihe in der internationalen Kritik nahezu vollständig durch. Einen Silberstreif am Horizont gibt es in Bezug auf Twilight aber dann glücklicherweise doch.

Der dritte Teil, Eclipse - Biss zum Abendrot aus dem Jahre 2010, erweist sich als kleine, angenehme Ausnahme innerhalb eines schöpferisch vollkommen belanglosen Auswuchses der Populärkultur. Grund dafür ist ein Regisseur gewesen, der das Franchise mit einigen interessanten Kurskorrekturen zu frischem Wind verhelfen sollte.

Teenie-Romanze trifft auf Horrorkino: Wie passt das zusammen?

Es handelt sich bei diesem Regisseur um David Slade, der vor Eclipse – Biss zum Abendbrot vor allem Anhängern des abgründigen, ambivalenten und brutalen Erwachsenenkinos ein Begriff gewesen ist. Erstes Aufsehen erregte er mit seinem Selbstjustiz-Thriller Hard Candy, in dem ein 14-jähriges Mädchen in die Fänge eines augenscheinlichen Pädophilen gerät, bis die Opfer-Täter-Dialektik immer wieder aufs Neue durchgemischt wird.

Eclipse - Biss zum Abendrot

Wirklich spannend für sein Engagement bei Eclipse – Biss zum Abendbrot präsentiert sich aber Slades Vampir-Schocker 30 Days of Night mit Josh Hartnett. Die ultrablutige, in der ewigen Dunkelheit der Polarnacht angesiedelte Comic-Adaption aus dem Jahre 2007 hat nicht nur durch eine unglaublich stimmungsträchtige Drohkulisse überzeugt. Sie hat es gleichwohl vollbracht, die Blutsauger in der Gegenwart endlich wieder als rohe, triebhafte, erbarmungslose Bestien in Szene zu setzen.

Der aufregende Paradigmenwechsel, der sich durch David Slades Arbeit an Eclipse – Bis(s) zum Abendbrot einstellen sollte, wird bereits in der Exposition durchaus wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht: Dort werden wir Zeuge einer Rückblende, die den jungen Riley Biers zeigt, der in einer dunklen Gasse von einem Vampir verfolgt und gebissen wird. Was bleibt, sind die qualvollen Schreie des Studenten, der sich vor Schmerz auf dem regennassen Asphalt windet.

Ausbremst von der Massenperspektive: Eclipse überzeugt vor allem durch gute Ansätze

Natürlich ist Eclipse – Biss zum Abendbrot immer noch weit davon entfernt, als reinrassiger Horrorfilm zu fungieren. David Slade aber zeigt seine Geneigtheit dem Genre gegenüber immer wieder gekonnt in schaurigen Einzelmomenten, wird letztlich jedoch durch die Massenperspektive ausgebremst, auf die die insgesamt sehr brave und ungemein biedere Twilight-Reihe fokussiert ist.

Im Gegensatz zu den beiden enttäuschenden Vorgängern allerdings kommt endlich etwas Bewegung in die bisher dröge Dreiecksschmonzette um Bella, Edward und Jacob.

Allein die vorwiegend in zwielichtigen Blautönen gehaltenen Bilder scheinen hier nicht nur dem Anspruch einer glatt gebügelten Werbeclip-Ästhetik zu unterliegen, sondern tatsächlich ein visuelles Konzept zu verfolgen, um das bedrohliche Klima des Films zu verdichten.

Eine Armee neugeborener Vampire macht sich auf den Weg, um sich im Namen von Victoria an den Tod von Laurent in Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen zu rächen. Nun müssen die Vampire mit den Werwölfen einen brüchigen Burgfrieden schließen, um vor allem Bella zu schützen.

Eclipse - Biss zum Abendrot

Und Bella? Bella muss sich natürlich endlich über ihre Gefühle im klar werden und entscheiden, welchem Biest sie sich als Schöne denn nun hingeben möchte. David Slade tut gut daran, die verschmollten Rührseligkeiten aus New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde erheblich einzuschränken und stattdessen explizit die Motive des weiblichen Begehrens und männlicher Sexualität zu forcieren.

Auch wenn das Drehbuch hier rein gar nichts zu sagen hat, außer den Vampir jugendfrei auf seine (im doppelten Sinne) Coolness und den Werwolf auf seine Heißblütigkeit zu beschränken.

Bestien unter sich: Edward und Jacob sind das geheime Traumpaar in Twilight

Zu einem schönen, intimen, wenn auch in dieser Form natürlich ungewollten Moment, kommt es, wenn Edward und Jacob Bella in der Abgelegenheit der Berge von Washington in Sicherheit bringen.

Während Jacob Bella mit seinem muskulösen Körper wärmt und Edward vorerst noch mit diesem Anblick hadert, kommen die zwei Rivalen irgendwann ins Gespräch und gestehen sich neckisch ihre heimlichen Sympathien zu – wäre dort nicht diese verdammte Blutfehde, die Vampire und Werwölfe seit Jahrhunderten austragen. Ja, wäre diese nicht, so könnten sie hier homosexuelle Vibes ausleben, die so leider vollkommen ungenutzt bleiben.

So strauchelt Eclipse – Biss zum Morgengrauen dann auch die meiste Zeit dabei, greifbaren Zugang zu den konfliktreich aufbrandenden Emotionen seiner Charaktere zu finden. David Slade ist kein Regisseur, der Gespür für die inneren Befindlichkeiten seiner Protagonisten besitzt.

Was Slade beherrscht, sind Bilder und ganz gezielt Stimmungen aus ihnen zu modellieren. In diesem Fall breitet sich diese Stärke nur (oder immerhin?) in Einzelmomenten aus. Aber allein die Rückblende, in der wir sehen, wie Jasper einst zum Vampir gemacht worden ist, scheint atmosphärischer als die restlichen Episoden zusammengenommen.

Eclipse - Bis(s) zum Abendrot läuft heute Abend um 22:50 Uhr auf RTL Zwei.

Was haltet ihr von Eclipse – Bis(s) zum Morgengrauen?

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