Teurer als Herr der Ringe: Netflix' neues Fantasy-Universum kostet über 1 Milliarde Dollar und die nächsten 4 Filme sind endlich fertig

09.09.2023 - 15:00 UhrVor 7 Monaten aktualisiert
Benedict Cumberbatch in Ich sehe was, was du nicht siehst
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Benedict Cumberbatch in Ich sehe was, was du nicht siehst
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Seit Jahren investiert Netflix enorme Summen in die Rechte an den fantastischen Geschichten von Roald Dahl. Warum und was ist dabei bisher zustande gekommen?

1 Milliarde Dollar, 600 Millionen Dollar. Das sind die unvorstellbaren Summen, die Netflix in den vergangenen Jahren berappt hat, um die Rechte an den Fantasy- und Märchengeschichten von Roald Dahl einzukaufen. Doch was ist bisher aus der groß angekündigten Fantasy-Offensive geworden? Bei den Filmfestspielen in Venedig gab es schon mal eine Antwort: Wes Andersons Ich sehe was, was du nicht siehst sowie 3 weitere Filme. Darüber hinaus bleiben viele Fragezeichen.

Warum Netflix so viel Geld für Roald Dahl-Storys ausgibt

Netflix und Amazon fehlt ein Harry Potter, ein Star Wars, ein Percy Jackson. Um seine Abonnent:innen nicht auf Dauer an Disney+ oder andere zu verlieren, müssen Streaming-Dienste Alternativen produzieren. Amazon blechte 250 Millionen Dollar für die Tolkien-Rechte. Bei Netflix sollen die Werke des Schriftstellers Roald Dahl als Grundlage dienen. Dahls Geschichten haben über die Jahrzehnte Millionen Kinder und Erwachsene unterhalten und gerade in der Konkurrenz mit Disney+ kann ein starkes Kinderprogramm nicht schaden.

Der Rattenfänger

Deshalb soll Netflix im Jahr 2018 eine neunstellige Summe aufgebracht haben für die Rechte an 16 Werken des Autors von Charlie und die Schokoladenfabrik. Darunter sind laut dem Branchenblatt Hollywood Reporter :

  • Die Fortsetzung Charlie und der große gläserne Fahrstuhl
  • Sophiechen und der Riese (aka The BFG)
  • Die Twits
  • Georgs magische Medizin
  • Das Riesen-Krokodil

Das Budget für die geplanten Produktionen wurde damals auf bis zu 1 Milliarde geschätzt (Guardian ). 2021 folgte der nächste Deal: Netflix akquirierte die Roald Dahl Story Company für rund 620 Millionen Dollar, wie Sky News  damals meldete. Damit stehen dem Streaming-Dienst die Tore für Adaptionen, Spin-offs und vieles mehr aus der Welt des Schriftstellers offen, der 1990 verstorben ist.

Die Fantasy-Ausbeute aus den Netflix-Deals ist bisher mager

Mittlerweile sind 5 Jahre seit der ersten getrockneten Unterschrift ins Land gezogen. Roald Dahl-Fans können bei Netflix zum Zeitpunkt dieses Artikels nur eine Produktion anschauen, die aus den Verträgen hervorgegangen ist: Roald Dahls Matilda - Das Musical, das 2022 veröffentlicht wurde.

Matilda

Zu den ersten angekündigten Projekten gehörten zwei Animationsserien von Jojo Rabbit-Regisseur Taika Waititi, die jeweils aus dem Universum von Charlie und die Schokoladenfabrik stammen sollten. Außerdem wurde eine Serienverfilmung von Die Twits in Auftrag gegeben.

Seitdem wandelte sich Netflix' Situation aber drastisch. Kosteneinsparungen haben Priorität. Die Animationsdivision des Streaming-Dienstes wurde vergangenes Jahr umstrukturiert. Die Twits-Serie wurde abgesagt, an deren statt wird ein Film produziert (via Vulture ). Neuigkeiten zu Waititis Projekten machen sich rar, dasselbe gilt für andere große Ankündigungen aus dem Roald-Dahl-Katalog.

Wes Anderson drehte für Netflix 4 Kurzfilme

Was uns zurück zu Wes Anderson bringt, einem Filmemacher, der in der Regel nicht mit Hunderte-Millionen-Budgets in einem Atemzug genannt wird. Anderson träumt seit 20 Jahren von einer Verfilmung der Kurzgeschichten-Sammlung The Wonderful Story of Henry Sugar and Six More, nur haderte er mit dem Format (und verfilmte zwischendurch mit Der fantastische Mr. Fox einen anderen Dahl-Stoff).

Ich sehe was, was du nicht siehst

Bei Netflix fand er das seiner Meinung nach ideale Format, wie er IndieWire  verriet. Er drehte mit Stars wie Benedict Cumberbatch, Ralph Fiennes und Dev Patel vier Kurzfilme. Noch diesen Monat werden sie veröffentlicht:

  • 27. September: Ich sehe was, was du nicht siehst (39 Minuten)
  • 28. September: Der Schwan (17 Minuten)
  • 29. September: Der Rattenfänger (17 Minuten)
  • 30. September: Gift (17 Minuten)
Im ersten Film erfährt der Spieler Henry Sugar (Benedict Cumberbatch) von einem Mann, der sehen kann, ohne die Augen zu öffnen (Ben Kingsley). Fortan will Henry die Methode ausnutzen, um im Casino ein Vermögen zu verdienen.

Und wenn die Fantasy-Offensive eine Fehlinvestition ist?

Selbst in knapp 40 Minuten baut Anderson seine der Realität entfremdete Welt auf und nimmt einen gefangen, bis man nicht mehr an das herannahende Ende denkt. Nach Asteroid City wechselt er hier in eine Studiowelt der kleinen Räume, die Erstaunliches verbergen. Ein klassischer Wes Anderson also, der in einem Tempo durch die Dialoge flitzt, als hätte der Regisseur das ganze mit 1,5-facher Geschwindigkeit aufgenommen.

Ich sehe was, was du nicht siehst

Die drei anderen Filme wurden dem Publikum in Venedig leider vorenthalten, aber etwas scheint nach den Unsummen und Strategie-Wechseln ziemlich sicher: Selbst wenn sich Netflix' Roald Dahl-Shoppingtour als katastrophale Fehlinvestition herausstellt – für den Filmfan von Welt hat es sich wegen der Anderson-Filme gelohnt.

Alle Anzeichen für die Zukunft des Streaming-Dienstes deuten nämlich in eine andere Richtung. Als im April 2022 die Veränderungen in der Animations-Abteilung bekannt wurden, schlüpfte ein Detail heraus. Netflix wolle sich auf Projekte konzentrieren, die dieselben Aufrufzahlen erreichen wie The Boss Baby. Genießen wir die Traumverwirklichung eines Wes Anderson also, solange es geht.

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