Sechs Jahre nach verhängnisvollem Fantasy-Flop: Macher entfesselt 127-minütiges Spannungs-Duell und lässt Misserfolg komplett vergessen

02.09.2023 - 17:00 UhrVor 2 Monaten aktualisiert
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2017 erlitt Nikolaj Arcel mit einem Fantasy-Flop in Hollywood Schiffbruch, nun kehrt er zurück. Im Gepäck hat er den wie immer sehenswerten Mads Mikkelsen.

Nikolaj Arcel ist kein geläufiger Name, von seinem Film Der Dunkle Turm haben sicher trotzdem viele gehört (und wenige haben ihn gesehen). Die Adaption des Fantasy-Epos von Stephen King wurde 2017 großspurig als Franchise-Startschuss lanciert, verpuffte aber noch im Lauf.

Knapp über 100 Millionen spielte der Film ein. Die Kritiken fielen desaströs aus. Gerüchte über eine turbulente Postproduktion beim Branchenblatt Variety  empfahlen Arcel nicht gerade für den nächsten Hollywood-Gig. So ging es zurück nach Dänemark, wo Arcel zwei Menschen zusammenführt, die sich bis aufs Blut hassen lernen. King's Land, der bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig gezeigt wird, ist ein gelungenes Comeback und eine willkommene Bühne für die laser-scharfen Blicke des Mads Mikkelsen.

Darum geht's in King's Land mit Mads Mikkelsen

Das packende Historiendrama entführt ins Jahr 1755, wo der Offizier Ludvig Kahlen (Mikkelsen) nach dem Kriegsdienst in die gute Gesellschaft aufsteigen will. Ohne Land und Geld bleibt ihm ein Weg: die Urbarmachung der kargen Heidelandschaft in Jütland. Unfruchtbarer Boden, Räuberbanden und scharfe Winde ließen die bisherigen Versuche der Besiedlung scheitern. Kahlen versucht es trotzdem und zieht damit den Zorn des Emporkömmlings Frederik de Schinkel (Simon Bennebjerg) auf sich. Dessen "de" im Namen ist natürlich nur gekauft.

King's Land

Schinkel ist ein Sadist, der seine Untergebenen terrorisiert, abends am liebsten entflohene Leibeigene foltert und sich dabei besäuft. Ludvig wiederum wurde besessen vom Wunsch nach Land und verwirklicht ihn mit äußerster militärischer Strenge. Beide schmiegen sich einem nicht gerade ans Herz, aber zwischen Folter-Neureichem und Heide-Kapitän fällt die Wahl leicht im zunehmend brutalen Duell um das unwirtliche Stückchen Land.

Ein Star aus Raised by Wolves spielt die heimliche Heldin des Heide-Westerns

Der Heide-Western strotzt vor wunderschönen Panoramen der ausladenden Landschaft. Die kantigen Züge von Mikkelsen fügen sich darin ein, als wäre Ludvig nie woanders gewesen. Arcel und Co-Autor Anders Thomas Jensen (zwei dänische Drehbuchkoryphäen) hätten aus diesen Schauwerten einen 08/18-Historienschinken schreiben können und der wäre vermutlich goutierbar gewesen. So aber entwickelt sich Bastarden (so der markige Originaltitel) in eine Twist-reiche Auseinandersetzung mit der Sehnsucht nach gesellschaftlichem Aufstieg und dem Preis, den man dafür zu zahlen bereit ist.

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Darin gleicht er in Teilen sogar Michael Manns Venedig-Beitrag Ferrari, wobei Arcel seine Landschaftsaufnahmen und hübschen Interieurs zu sehr liebt, als dass er sie mit Ansätzen eines entzifferbaren Stils in Unruhe bringen würde. King's Land sei dank des Drehbuchs von solchen Details ausnahmsweise freigestellt. Jedes Mal, wenn man ein abgehangenes Klischee solcher Storys riecht, wird es entweder unterwandert oder einfallsreich variiert.

Das zeigt sich in diesem Männerduell an dem weiblichen Personal um die herausragende Amanda Collin. Der Star aus der abgesetzten Science-Fiction-Serie Raised by Wolves spielt eine entflohene Leibeigene, die Rache am falschen Adeligen schwört. Collins wortkarge Ann Barbara entwickelt sich zur heimlichen Heldin des Films. Deren Willenskraft könnte Berge oder zumindest tonnenweise Heide-Erde versetzen. Nur weiß sie, dass ein paar Markierungen in einer Landkarte kein Glück bedeuten.

King's Land kommt im Herbst/Winter 2023 in die deutschen Kinos.

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