Johnny Depp in der Blockbuster-Pause: Die heimliche Karriere des Megastars

22.02.2020 - 10:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Johnny Depp in Minamata
Larry Horricks/HanWay Films
Johnny Depp in Minamata
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Abseits der großen Franchise-Blockbuster Fluch der Karibik und Fantastische Tierwesen gewährt Johnny Depp auf der Berlinale Einblick in seine zweite, heimliche Karriere.

Johnny Depp ist ein Mega-Star. Nur wenige Schauspieler in Hollywood können dem Gesicht von Captain Jack Sparrow sowie zahlreichen Tim Burton-Filmen in puncto Popularität das Wasser reichen. Schlussendlich sind es aber schon lange nicht mehr jene Tim Burtons, die Johnny Depps Karriere begleiten - und der Glanz des einst gigantischen Fluch der Karibik droht auch von Jahr zu Jahr zu verblassen.

Der fünfte Teil, Pirates of the Caribbean 5: Salazars Rache, ist mit Sicherheit kein Flop. Gemessen am Erfolg der Vorgänger dürfte die Fortsetzung jedoch keineswegs die Erwartungen der Verantwortlichen bei Disney erfüllt haben, sodass inzwischen alle Zeichen auf Reboot stehen - also ohne Johnny Depp. In Hollywood überleben heutzutage vor allem die Marken, nicht die Stars.

Die wichtigsten Beobachtungen zu Johnny Depp

  • Seit dem letzten Fluch der Karibik-Film pausiert Johnny Depp seine Karriere als Leading Man in Hollywood.
  • Stattdessen fokussiert er sich auf Nebenrollen in großen Filmen und Hauptrollen in kleinen Filmen.
  • Mit dem Berlinale-Film Minamata zeigt sich der Schauspieler sowohl von einer vertrauten als auch erfrischenden Seite.
Pirates of the Caribbean 5: Salazars Rache

Vor allem die negativen Schlagzeilen über sein Privatleben haben Johnny Depps Image einige Kratzer hinzugefügt, sodass der Schauspieler im Kino zunehmend aus dem Rampenlicht verschwunden ist. Ein Blick in seine Filmographie entpuppt sich dafür als umso überraschender. Denn tatsächlich war der Schauspieler in den vergangenen Jahren überaus produktiv und investierte in eine heimliche Karriere abseits des Blockbuster-Kinos.

Johnny Depp steht in Blockbustern nicht mehr im Mittelpunkt

Natürlich sind da immer noch große Hollywood-Produktionen wie etwa sein Auftritt als böser Zauberer Gellert Grindelwald in Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen. Auch in der aufwendigen Neuverfilmung Mord im Orient Express von Kenneth Branagh spielt er als Mitglied eines Casts, das vor Stars geradezu platzt. Doch hier ist schon der Schlüssel: Johnny Depp ist nicht mehr das Zentrum der Filme.

Stattdessen fokussiert er sich im Blockbuster-Metier auf Nebenrollen, tritt einen Schritt zurück und überrascht dadurch umso mehr, wenn er in die Fußstapfen von Colin Farrell tritt und tatsächlich einen Grindelwald heraufbeschwört, der auf der Leinwand mit hypnotischer wie bedrohlicher Präsenz in seinen Bann zieht. Doch der noch spannendere Johnny Depp versteckt sich gerade auf Filmfestivals und in unscheinbaren Produktionen.

Waiting for the Barbarians

Unter der Regie von Ciro Guerra beeindruckte er etwa letztes Jahr in Waiting for the Barbarians als Bösewicht. Mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Minamata ist er nun auf der Berlinale vertreten und präsentiert sich von einer sehr angenehmen Seite. Zwar verbarrikadiert er sich auch hier zuerst hinter Make-up (ein sehr auffälliger Bart, der an wuscheliges Kopfhaar anschließt). Später kommt jedoch deutlich mehr Profil zum Vorschein.

Minamata als potentieller Spiegel für Johnny Depps Karriere

In Minamata verkörpert Johnny Depp den Fotografen W. Eugene Smith, der in den 1970er Jahren für das Life Magazine nach Japan reist, um von dort über die die verheerenden Machenschaften eines gierigen wie fahrlässigen Chemiekonzerns zu berichten. In der titelgebenden Stadt leiden viele Menschen an einer Quecksilbervergiftung, doch der Rest der Welt hat sein Angesicht vom ihrem Leid abgewandt.

W. Eugene Smith ist anfangs aber alles andere als motiviert, seinen Beruf noch einmal so richtig auszuleben. Seine besten Tagen sind längst gezählt. Er steckt in finanziellen Schwierigkeiten, während sich die eigenen Familie von ihm entfremdet hat. Selbst von Alkohol und Drogen ist er gelangweilt. Ein geplagtes Genie wird in den ersten Minuten des Films gezeichnet, inklusive auffälliger Überschneidungen mit Johnny Depps Werdegang.

Minamata

Als Spiegel seiner Karriere bietet sich W. Eugene Smith und Minamata allerdings nur bedingt an, denn eigentlich geht es hier um etwas ganz anderes - und das begreift auch Johnny Depp, der ausschließlich daran interessiert ist, zum Kern seines W. Eugene Smith vorzudringen. Mit Respekt und Zurückhaltung spielt er die Figur, die immer wieder an ihren eigenen Fehlern zerbricht, bis sie schließlich zum Helden wird.

Johnny Depp hat Jack Sparrow längst hinter sich gelassen

Problematisch gestaltet sich dabei zwar, wie der Film die historischen Ereignisse nahezu ausschließlich für die Charakterentwicklung seines Protagonisten benutzt, anstelle diesen Teil der größeren Geschichte werden zu lassen. Für Johnny Depp offenbart sich dennoch eine gute Möglichkeit, sich abseits von Jack Sparrow und Co. als interessanter Schauspieler zu beweisen, von dem wir noch nicht alle Facetten gesehen haben.

Sehr wahrscheinlich wird Minamata niemals zu den prägenden Einträgen in Johnny Depps Filmographie gehören. Trotzdem tut sich hier die Möglichkeit auf, einen Mega-Star in einem ungewohnt unspektakulären Umfeld zu beobachten. Minamata ist kein teurer Blockbuster und bestimmt auch ein zukünftiger Oscar-Kandidat. Ohne Druck kann sich Johnny Depp hier ausprobieren - das könnte in Zukunft noch eine ganz spannende Phase in seiner Karriere werden.

In welcher Rolle hat euch Johnny Depp in den vergangenen Jahren am besten gefallen?

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