"Ein Klischee ist scheiße, 1000 sind gut": Moritz Bleibtreu über Geschlechterrollen, Caveman und seinen wichtigsten Film

26.01.2023 - 10:00 Uhr
Caveman
Constantin Film
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Moritz Bleibtreu bekommt in seinem neuen Film Caveman von einem Neandertaler Eheberatung. Mit Moviepilot sprach er über Männer, Frauen und den entscheidendsten Moment seiner Karriere.

Nur wenige deutsche Schauspieler erreichen den Bekanntheitsgrad von Moritz Bleibtreu. Gleich mehrere Generationen betrachten ihn nach Filmen wie Knockin' on Heaven's Door, Lola rennt oder Lammbock - Alles in Handarbeit als verdiente Größe des deutschen Kinos. Selbst mit Brad Pitt stand er in World War Z schon vor der Kamera. Jetzt ist er in der romantischen Komödie Caveman im Kino zu sehen.

Die Adaption des Kult-Theaterstücks von Rob Becker dreht sich um Bleibtreus Figur Bobby, die sich für seine kollabierende Ehe Rat bei einem Höhlenmenschen sucht. Wir haben mit dem Schauspiel-Star über Geschlechterklischees, Sauberkeitsfimmel und den großen Wendepunkt seiner Karriere gesprochen.

Moritz Bleibtreu über Caveman und seine Karriere: "Jetzt wird mein Leben anders"

Caveman - Teaser Trailer 5 (Deutsch) HD
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Moviepilot: Caveman handelt von den vielen kleinen und großen Unterschieden zwischen Männern und Frauen. Was ist deine Theorie, warum das im Comedy-Bereich immer noch DAS Thema ist?

Moritz Bleibtreu: Weil Liebe als Thema immer lebendig ist. Es geht nicht mit und es geht nicht ohne, deswegen machen wir uns die Köpfe seit Jahrhunderten kaputt und schreiben so viele Lieder und so viele Bücher darüber. Und wenn es nicht Mann und Frau sind, dann sind es eben andere Beziehungskonstrukte, die wieder ihre eigenen Normen haben.

Eheleute Claudia (Laura Tonke) und Bobby (Moritz Bleibtreu)

Deine Figur Bobby kämpft um seine Ehe, fühlt sich seiner Frau unterlegen und diskutiert seine Probleme mit seinem inneren Neandertaler. Du bist selbst verheiratet. Wie viel entdeckst du von dir selbst in ihm?

Nicht viel. Da ich in einer sehr unbürgerlichen Familienkonstellation erzogen wurde, sind mir diese ganzen Normen und Regeln und Rollenverteilungen fremd. Ich kenne das natürlich von meinen Freunden, aber in meinem eigenen Leben passiert das nicht so wirklich.

Wie viel Wahres steckt deiner Meinung nach in solchen Rollenklischees und was ist totaler Quatsch?

Ein Klischee ist scheiße, tausend sind gut – das ist Caveman. Was Rob Becker in seiner Theaterstück-Vorlage beschreibt, ist ja nicht dumm. Es ist bloß nie eine Rechtfertigung dafür, dass die Dinge sind, wie sie sind. Ich habe mit Laura [Tonke] häufig am Set gestanden und gedacht: “Wow, in dieser Situation würde ich viel eher wie die Frau reagieren, als der Typ.” Zum Beispiel das Sauberkeitsding, wenn Lauras Figur im Badezimmer steht und schreit: “Nicht anfassen, das ist für die Gäste!”, das hätte von mir sein können [lacht]. Ich hasse Kalkflecken auf Wasserhähnen, da drehe ich durch. Meine Frau sieht die gar nicht. In der Summe würde ich mich öfter bei der Frau als bei dem Kerl sehen. Manche Klischees funktionieren also schon, nur nicht immer, wie gedacht.

Moritz Bleibtreu (r.) in Knockin' on Heaven's Door

Du hast in deiner bisherigen Karriere viele verschiedene Rollen gespielt. Was, glaubst du, war für deine gesamte Karriere betrachtet deine bisher wichtigste Rolle?

Abdul in Knockin’ on Heaven’s Door. Das ist heute gar nicht mehr nachvollziehbar, was das damals [1997] losgetreten hat. Was Til [Schweiger] mit diesem Film geleistet hat, war von einem anderen Stern. Für das deutsche Kino gab es die Zeit vor und nach Knockin’ on Heaven’s Door. So zu erzählen, war völlig neu. Es war null deutsch. Auf einmal fuhren Autos durch Maisfelder und es gab Schießereien mit Schrotflinten und Maschinengewehren. Abdul war quasi die Geburtsstätte der Ethno-Comedy. Knockin’ on Heaven’s Door war der einzige Moment in meinem Leben, wo ich eine Rolle bekam und wusste: “Jetzt wird mein Leben anders. Jetzt kann ich mir eine ordentliche Wohnung leisten.” Und so kam es dann auch.

Du bist Schauspieler und Regisseur, zuletzt für den Film Cortex. Welche Rolle liegt dir am meisten?

Ich bin als Schauspieler geboren und wollte nie etwas anderes machen. Das ist bis heute so. Regie macht mir auch viel Spaß und ich bin da gerade an was Neuem dran. Aber die wichtigere Arbeit ist das Schreiben. Das habe ich auch bei Cortex gemerkt. Nach zu viel Trubel bin ich gerne wieder im stillen Kämmerchen und denke mir neuen Quatsch aus.

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