Die gewaltige Netflix-Serie Avatar ist endlich da: Lohnt sich das Fantasy-Remake?

22.02.2024 - 09:01 UhrVor 2 Monaten aktualisiert
Avatar: Der Herr der ElementeNetflix
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Wir nehmen zum Serienstart Netflix' große Fantasy-Erzählung Avatar: Herr der Elemente unter die Lupe. Sie will Neulinge und Fans der Vorlage gleichermaßen einfangen. Doch für wen lohnt sie sich wirklich?

Avatar: Der Herr der Elemente startet am heutigen 22. Februar 2024 bei Netflix und an die Fantasy-Serie sind gewaltige Erwartungen geknüpft. Immerhin legt der Streaming-Dienst hier die verehrte US-Zeichentrickserie Avatar neu auf. Und wir sollten nicht vergessen, dass der erste Versuch eines Realfilm-Kino-Remakes katastrophal durchfiel. Wir konnten die 8 Episoden vorab sehen und geben euch eine spoilerfreie Einschätzung, ob bzw. für wen sich die neue Avatar-Serie lohnt.

Avatar startet bei Netflix: Darum geht es im Fantasy-Remake

Wie schon die animierte Vorlage wirft auch Netflix' Avatar uns in eine Fantasy-Welt, die auf den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft erbaut ist. Die dazugehörigen vier Nationen haben jeweils einen eigenen Kontinent und eigene "Bändiger", also Menschen, die ihr Element magisch kontrollieren können. Nur eine Person, der Avatar, beherrscht alle Elemente und hält so die Welt im Gleichgewicht. Als allerdings die Feuernation die anderen angreift und der Avatar verschwindet, verschiebt sich diese Balance zu einer Schreckensherrschaft.

Avatar Aang (Gordon Cormier)

Einhundert Jahre später finden die Wasserstamm-Geschwister Katara (Kiawentiio) und Sokka (Ian Ousley) den jungen Avatar Aang (Gordon Cormier). Er ist der letzte Überlebende der Luftbändiger und soll nun lernen, die übrigen drei Elemente seinem Willen zu unterwerfen. Doch in die verantwortungsvolle Aufgabe des Weltretters hineinzuwachsen ist gar nicht so einfach, wenn Feinde hinter jeder Ecke lauern. Vor allem der verstoßene Sohn des Feuerlords, Prinz Zuko (Dallas Liu), eröffnet die Jagd auf ihn.

Die entscheidende Frage zum Avatar-Start ist, ob Showrunner Albert Kim (Sleepy Hollow) es schafft, die epische Erzählung der Vorlage für Netflix in eine ansprechende Form zu bringen. Die kurze Antwort lautet: zu großen Teilen schon.

Ist Netflix' Avatar: Herr der Elemente überzeugende Fantasy?

Bevor wir für Fans des Originals ins Detail gehen, muss das Avatar-Remake erst einmal beweisen, ob es als unabhängige Fantasy-Serie funktioniert.

Avatars Katara (Kiawentiio) mit sauberem Kostüm

Dabei kommt der Herr der Elemente leider nicht an den üblichen Fantasy-Krankheiten vorbei: zu saubere Kostüme und nicht immer überzeugende Effekte. Bei Netflix' jüngstem Animations-Remake One Piece konnten wir die extrem bunte Garderobe leicht als Stil-Entscheidung akzeptieren. Avatar ist die Zeichentrick-Vorlage ebenfalls anzusehen. Doch dieser Fantasy-Serie hätten weniger grell-blaue Mäntel und strahlend weiße Pelzkragen zugunsten mehr Realismus gutgetan. Bei Aangs oranger Mönchskutte beispielsweise fällt es schwer zu verstehen, warum sie selbst nach dem staubigsten Kampf blütenrein ist. (Die einfachste Erklärung wäre natürlich, dass er Luftbändiger ist und immer seinen eigenen Föhn dabei hat.)

Während manche CGI-Momente, wie der spirituelle Avatar-Zustand mit leuchtenden Augen, nicht rund genug wirken, beeindrucken andere Computer-Effekte vollständig: Das schön anzuschauende Bändigen der Elemente etwa geht fließend in das erkennbare Martial-Arts-Können der Darstellenden über. Das würde sogar die Kolleg:innen aus Cobra Kai neidisch machen.

Auf dieser Grundlage fällt es leicht, in die Magie und Handlung des Fantasy-Abenteuers einzutauchen. Das einzige, was in der Laufzeit der 8 Episoden erstaunlicherweise untergeht, ist die eigentliche Mission des Avatars, nämlich die Elemente – in Staffel 1 das Wasserbändigen – zu erlernen.

Avatars Kommander Zhao (Ken Leung)

Die noch unbekannten Jungstars verkörpern ihre Rollen meist glaubhaft, auch wenn Kiawentiios Katara im Gegensatz zu ihrem ausdrucksstarken Bruder Sokka an ihrem Mienenspiel noch arbeiten darf. Für die nötige schauspielerische Gravitas sorgen die älteren Nebendarsteller: Daniel Dae Kim als angsteinflößender Feuerherrscher Ozai, Ken Leung als gewissenloser Kommandant Zhao mit Aufstiegsambitionen und Paul Sun-Hyung Lee als herzensguter Onkel Iroh, der etwas Wärme in das kalte Feuer seiner Familie bringt. Im Zusammenspiel erschaffen sie Charaktere, die schrittweise an Kontur gewinnen. Und wer beim Anblick von Himmelsbison Appa oder Fluglemur Momo ein "Awwww" unterdrücken kann, hat eindeutig ein Herz aus Stein, dass nicht mal ein Erdbändiger brechen könnte.

Fan oder Neuling: Für wen sich das Avatar-Remake lohnt

Es ist offensichtlich, dass die Avatar-Serie vor allem auch neue Fans anlocken soll. So führt die Fantasy-Serie anfangs alles sehr geordnet und übersichtlich ein, sie wird langjährig Eingeweihten aber zuweilen mit ausführlichen Erklären auffallen, welche die Zeichentrickserie in dieser Form nie nötig hatte.

Fans sollten deshalb ein etwas langsameres Auftauen (quasi nach Aangs Vorbild aus dem Eis-Schlaf) erwarten. Da kann es durchaus bis Folge 4 dauern, um sich ganz für die Neuinterpretation zu erwärmen. Aber wenn die Beziehung zwischen Zuko und Onkel Iroh in Rückblenden endlich ihre eindringlicheren Facetten zeigt, sagt das Herz doch noch 'ja'.

Avatars Onkel Iroh mit Prinz Zuko

Dass die erste animierte Avatar-Staffel 20 Folgen und Netflix' Avatar nur 8 Episoden hat, bedeutet logischerweise, dass viele Abenteuer-Schlenker wegfallen. Die Remake-Serie löst das clever durch eine geraffte Erzählung, in der bekannte Figurengeschichten in anderen Handlungsbögen und Schauplätzen untergebracht werden. Charmante Easter Eggs erledigen den Rest.

So können sich alteingesessene Avatar-Fans zum Beispiel über eine Statue von Flopsi freuen, selbst wenn wir das Ziegengorilla-Haustier des Erdkönigs nie zu sehen bekommen. Das hat den Vorteil, dass man die Liebe zur Vorlage spürt, sorgt aber umgekehrt auch dafür, dass die Sehnsucht nach den nur oberflächlich gestreiften Elementen nie ganz verschwindet. Vorab kritisierte Änderungen wie Sokkas gestrichener Sexismus fallen im Gesamtbild zum Glück weniger ins Gewicht.

Avatar: Luftbison Appa

Da die Original-Avatar-Serie offiziell eine "Kinderserie" bei Nickelodeon war, ist auch das Remake familienfreundlich gehalten. Überraschende Gewaltausbrüche wie in Netflix' Fantasy-Serie Shadow and Bone fallen also weg, Zukos ikonische Brandnarbe ist nicht besonders angsteinflößend und romantische Regungen sucht man im neuen Aang vergebens. Das heißt allerdings nicht, dass sich die Serie nicht ab und zu an die Gänsehaut-Grenze wagt (Stichwort: Gesichtsräuber Koh).

An die Genialität der Animationserie kommt Netlix' Avatar-Remake am Ende nicht heran. Trotzdem ist die Realserie um Welten besser als M. Night Shyamalans Die Legende von Aang. Schlussendlich liefern Albert Kim und sein Team eine sympathische Serie ab. Vielleicht keine Erzählung, für die man die Hand ins Feuer legen würde, aber doch eine, mit der man gerne befreundet ist – und der man eine 2. Staffel gönnen würde. Und das ist wohl nicht das Schlechteste, was bei der Adaption eines so heißgeliebten Original-Stoffes passieren kann.

Podcast zu Netflix’ großem Fantasy-Remake Avatar: Herr der Elemente

Mit Avatar: Herr der Elemente hat Netflix eine gefeierte Animationsserie im Realfilm-Gewand neu aufgelegt. Aber kann das Live-Action-Remake von Avatar die hohen Erwartungen diesmal erfüllen, nachdem die erste Adaption des Fantasy-Abenteuers fürs Kino misslang?

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Wir schauen uns auf die Stärken und Schwächen der neue Avatar-Serie als Fantasy-Unterhaltung an und gehen als Fans der Vorlage im zweiten Teil des Podcasts auch detailliert auf Änderungen, versteckte Details und Easter Eggs ein.

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