Der wahre Batman kehrt zurück!

08.12.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Because he is Batman, you moron!
Warner Bros./moviepilot
Because he is Batman, you moron!
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Düster und bunt, monströs und bizarr, grausig und schön - ganz genau so, wie Weihnachten sein sollte. Wir haben nicht nur den vielleicht besten Batman für euch, wir haben den Weihnachtsfilm für alle, die kein Weihnachten mögen: Batmans Rückkehr!

Weihnachten kommt, ob ihr wollt oder nicht. Ob ihr euren Chef mit einem Kuss rösten, eure Kollegen aus dem Fenster schmeißen oder eure Kinder für eine spätere Karriere als Politiker in einem Kanal deponieren wollt. Ob ihr auf die shoppende Pinguinarmee in den Kaufhäusern flucht, viel zu viele Leben auf der Weihnachtsfeier eurer Firma gelassen habt oder ihr noch nicht sicher seid, was tödlicher ist: Der Mistelzweig oder der Kuss darunter. Es kommt, also wehrt euch nicht dagegen - sondern seid versichert: Weihnachten ist nicht nur Wham und Säuselfilme ...

Denn mit dem herrlich düsteren Batmans Rückkehr lieferte Tim Burton nicht nur eines der wenigen Sequels ab, die ihren Vorgängern ebenbürtig sind - er schuf auch den vielleicht besten Batman-Film, ja vielleicht gar die beste Comicverfilmung überhaupt. Glaubt ihr nicht? Wir haben zwar kein Sonett für euch und auch keinen dreckigen Limerick, aber doctorgonzos Kommentar sollte euch überzeugen, warum eine der Comicverfilmungen, die den ganzen Zirkus hier und heute überhaupt erst gestartet haben, immer noch eine der besten ist. Auch wenn am Ende ein Batsymbol erscheint, das schließlich von Joel Schumacher und seinen McDonald's-Batmen beantwortet werden sollte ...

Der Kommentar der Woche von doctorgonzo zu Batmans Rückkehr
Du wirst zugeben müssen, dass ich auf dieser stinkenden Stadt wie auf einer Teufelsharfe gespielt habe!

Der wahre Batman kehrt ein weiteres Mal zurück. Befreit vom großen Trauma namens Jack Napier, somit weniger verschlossen, weniger grüblerisch, aber immer noch düster, in sich gekehrt und ein wenig paranoid. Eben so, wie Batman sein sollte.
Doch das Ableben des Joker hat für die Macher ein Problem aufgeworfen: wer soll auf eine Figur folgen, die verkörpert wurde von Jack Nicholson?
Langes, betretenes Schweigen. Schließlich entschloss man sich, diese enorme Last auf drei ganz und gar verschiedene Schulterpaare zu verteilen, und ließ ein weiteres Mal das Böse seine Kräfte mit dem Guten messen, und das ein weiteres Mal in einer Stadt, so kunstvoll, so deprimierend, so berauschend und so einmalig burtonesk erschaffen, wie eine organische Symbiose aus Barock, Viktorianik, industrieller Revolution, Bauhaus und Albert Speer auf vollen Touren.

Dieses Mal durfte Danny Elfman die Stadt ganz allein mit den glitzernden Kristallen seiner genialen musikalischen Schöpfungen überziehen und die Mischung des Batman Themes, klassischen Elementen, akustischer Düsternis und improvisierten Weihnachtsmelodien ließ den Moloch erst wahrhaft lebendig werden.

Burton tobt sich, dank des Megaerfolges von Batman, ungehemmt aus und kann die Atmosphäre des Vorgängers sogar noch toppen: Gotham City in der Weihnachtszeit macht Gänsehaut, sorgt für ein Kribbeln im Nacken und selbst aktuelle Werke, deren Kulissen mit intelligentem(!) CGI Einsatz errichtet wurden, wie Sherlock Holmes, tun sich schwer, hiergegen anzukommen.

Schwer tut sich anfangs auch Danny DeVito in der Rolle des Pinguins, er scheint sich nicht so recht zu trauen, in seinem Watschelgang, die Schrittlänge von Nicholson aufzunehmen, doch spätestens mit der Szene über das von ihm ferngesteuerte Batmobil wirkt er frisch, böse, überdreht und grandios mitreißend, so als könnte Rumpelstilzchen mit den Flügeln schlagen.

Ihm zur Seite steht anfangs der unglaubliche Christopher Walken, dessen Präsentation hier im Universum seiner zahlreichen Glanzleistungen gerne hintenangestellt oder gar ignoriert wird. Aber als personifizierte Gier, als rücksichtsloser Industriekapitän, als menschenverachtender, manipulativer Bürokrat, gibt er ein mitreißendes Beispiel für die Perversion der Macht, wie man sie durch die ganze menschliche Geschichte beobachten kann: Napoleon, die Nazis, Microsoft, Disney, James Cameron, Kino und der Italiener aus der Fußgängerzone, der ständig das Eis teurer macht.

Auf der anderen Seite erneut der Mann, dem man nur in die Augen zu schauen braucht, um zu wissen, wer der wahre Batman ist. Michael Keaton liefert wieder eine teils minimalistische, teils überbordende Show ab und bringt seine beiden Personae, die so gegensätzlich wie identisch sind, einmal mehr zum Glühen - leidet aber eben etwas darunter, dass sein Charakter storybedingt weniger innere Zerissenheit besitzt als einen Film zuvor.

Zwischen allen Stühlen steht, springt, fällt und kämpft eine Frau - und was für eine! Abgründig, böse, verletzlich, doch ebenso manipulativ wie hübsch, und auch außerhalb des Lederkostüms so verführerisch wie nie davor und nie danach: Michelle Pfeiffer als Catwoman, die sich nicht nur mit schnurrender Eleganz bewegt, sondern den drei Männern und dem Publikum gehörig den Kopf verdreht, und damit nicht nur das blonde Püppchen inmitten der Geschichte ist, wie Basinger in Batman.

Bei einem solchen Quartett bleibt natürlich ähnlich wenig Platz für Nebendarsteller wie im Vorgänger, wenn nicht gar noch weniger. Und so verkommen, abgesehen von Michael Gough als Alfred, sämtliche Nebencharaktere zu Statisten mit Text, und trotzdem fällt es kaum negativ auf.

Die Effekte sind mehr als zeitgemäß, sie sind ebenso zeitlos wie beim Vorgänger und die Tatsache, dass man den Modellbau eben deutlicher erkennt als CGI.Kreationen, ändert nichts an der Trickqualität.
So gefiel Burton dieser Film sogar etwas besser und die gefiederten Statisten fühlten sich am Set so wohl, dass sie mehr Eier legten als in ihren Heimatzoos.

Es gelingt Burton hier eine bemerkenswerte Fortsetzung, mit vielen Stärken aus dem Prequel und einigen neuen Akzenten, denen man anmerkt, dass es, entgegen den aktuellen Gebräuchen, nicht nur darum geht, mehr Sachen in die Luft zu jagen, sondern wirklich die Geschichte weiterzuerzählen. Der Abgang des Jokers kann mit vereinten Kräften fast gänzlich aufgefangen werden, einzig ärgerlich ist daran, dass der klassische Showdown nun aufgesplittert wirkt, kein Western-mäßiges Mann gegen Mann mehr, kein Duell um Mitternacht, das ist der entscheidende Fakt, dass Batman Returns künstlerisch nicht ganz der große Wurf ist, der noch mit Batman gelang.

Trotzdem verneige ich mich einmal mehr vor Tim Burton, auch wenn das Publikum und einige "Sponsoren" hier deutlich mehr jammerten und dem Werk zu große Düsternis vorwarfen, zuviele bösartig-psychologische Implikationen und mangelnde Familientauglichkeit... So kehrten Burton, zumindest als Regisseur, und Keaton Batman den Rücken und der Niedergang zur unkritischen, überbunten und unkreativen 0815-Unterhaltung begann und selbst Nolan hat noch heute Mühe, diesen Vorgang umzukehren.
Was zum.... "Familientauglich"? Das ist Batman! Wenn Ihr was Familientaugliches wollt, guckt euch eine Marvel-Verfilmung an, oder einen Disney-Film! Da bin ich echt fast sprachlos, familientauglich, mannomann, glücklicherweise hilft mir der Pinguin aus der Stille:

I believe the word you're looking for is... AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRRGHHH!!!

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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