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Anime-Serien im Kino - Mein Abend mit dem Gebrüll der Titanen

29.06.2018 - 12:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Eren, Mikasa und ein Titan
Hajime Isayama, Kodansha/"ATTACK ON TITAN" Production Committee. All Rights Reserved.
Eren, Mikasa und ein Titan
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Während sich unser kleiner Meisterdetektiv eine wohlverdiente Pause gönnt, stürmen die gigantischen Menschenfresser erneut unsere Kinos, um die Menschheit noch tiefer in ihre Verzweiflung zu stürzen!

Die ganze Welt schaut dieser Tage auf Russland und staunt darüber, wie schwer sich einige Fußball-Giganten bei der aktuellen Weltmeisterschaft tun. Die Favoriten straucheln und Die Mannschaft, unsere noch amtierenden Weltmeister, musste eine Niederlage historischen Ausmaßes einstecken. In unseren Kinosälen spielt sich derweil etwas gänzlich anderes ab, denn dort drängen monströse Titanen die letzten Überlebenden der einst dominanten Spezies unseres blauen Planeten zusehends zurück. Im CinemaxX Bremen stürzte ich mich vergangenen Dienstag, den 26. Juni, erneut in den verzweifelten Überlebenskampf von Eren Jaeger und seinen Freunden!

Nach den schockierenden Ereignissen gegen Ende der ersten Staffel waren unsere Helden wie erstarrt. Wem könnten sie jetzt noch vertrauen, wo doch einer aus ihrer Mitte in Wahrheit ein Titan in Menschengestalt war und zuvor viele ihrer Kameraden ermordet hatte? Woher kommen die gewaltigen Monster? Besteht überhaupt noch Hoffnung für die letzten noch verbliebenen Menschen? (Zumindest angedeutete) Antworten sowie einen Haufen weiterer Fragen liefert die zweite Staffel des populären Attack on Titan-Anime beziehungsweise in diesem Fall der dritte Anime-Film des Franchise, welcher die Ereignisse jener Staffel zusammenfasst.


Mein Abend mit Attack on Titan: Gebrüll des Erwachens

Attack on Titan: Gebrüll des Erwachens (Kinoplakat)
Diese Welt ist grausam... und wunderschön!


Nach der kräftezehrenden Schlacht gegen den weiblichen Titanen ist unseren Helden keine Ruhepause vergönnt, denn nur wenig später erreicht sie die Nachricht, Titanen hätten die Mauer Rose durchbrochen und attackierten Menschen im eigentlich sicheren Bezirk. Umgehend werden Soldaten ausgeschickt, um die Situation zu untersuchen, doch diese Späher sollen ein unangenehmes Erwachen erleben, denn auf das, was sie finden, waren sie nicht vorbereitet. Sie lernen, dass sich weitaus mehr hinter den Titanen verbirgt als bisher angenommen. Darüber hinaus müssen sie erkennen, in ihrer Mitte befinden sich weitaus mehr Titanen als sie gedacht hätten - wem können Eren und seine Kameraden noch vertrauen?

Die zweite Season von Attack on Titan adaptiert die sogenannte Clash of the Titans-Arc des Manga und lüftet das eine oder andere Geheimnis rund um die grotesk aussehenden Menschenfresser. Zudem werden natürlich weitere Fragen aufgeworfen, welche in den noch kommenden Staffeln hoffentlich irgendwann beantwortet werden (Staffel 3 startet diese Summer-Season!). Der dem Film zugrunde liegende Handlungsbogen umfasst die 12 Episoden der zweiten Staffel und reduziert den Umfang von gut etwas mehr als Stunden auf gut 120 Minuten. Die eine oder andere Kürzung ließ sich hierbei natürlich nicht vermeiden, so fielen die Hintergrundgeschichten einiger Charaktere der Schere zum Opfer und werden entweder nur sehr wage angeschnitten oder gleich komplett ausgelassen. Dies fällt allerdings nicht wirklich ins Gewicht, denn stattdessen konzentriert sich der Film auf die eigentliche Geschichte rund um Eren, Mikasa und Armin sowie die Enthüllungen, auf welche sie während dieser Zeit stoßen sollen. Über seine gesamte Laufzeit kommen keinerlei Längen auf und so fliegt der Film, welcher eine gute Mischung aus spektakulärer Action, ruhigen sowie spannenden Momenten findet, nur so an einem vorbei.

Mensch vs. Titan
Jetzt, in diesem Augenblick, entscheiden wir das Schicksal der Menschheit! Vorwärts!


Eine vermeintliche Stille kehrte im Laufe des Films immer wieder in den Saal ein, doch diese sollte sich als trügerisch erweisen, handelte es sich bei ihr doch nur um jene berühmt berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Die letzten überlebenden Menschen stemmen sich mit jeder Faser ihres Seins gegen die drohende Auslöschung, auch wenn vielen von ihnen, speziell den Soldaten, bei einer Begegnung mit ihrem Feind schnell klar werden sollte, dass sie einen schier aussichtslosen Kampf austragen beziehungsweise sich einem Himmelfahrtskommando angeschlossen haben. Mit ihren grotesken Fratzen erinnern die Titanen nur noch entfernt an Menschen, außerdem müssen sie Menschen überhaupt nicht verschlingen, um zu überleben – sie tun es aus schierem Vergnügen. Bei jedem Aufeinandertreffen mit den Giganten schwingt die Angst mit, genauso wie die Gewissheit, der eine oder andere lieb gewonnene Charakter könnte in wenige Augenblicke später sein Leben verlieren. Jedes Scharmützel zwischen den Titanen und unseren Helden wird mit einer erbarmungslosen Härte inszeniert, was jeder Konfrontation eine Bedeutung verleiht. Wenn die Soldaten wild durch die Luft schwingen und mit ihren Klingen auf die Menschenfresser einschlagen, dann ist dies nicht nur äußerst blutig, darüber hinaus ist es ebenfalls ungeheuer wuchtig inszeniert. Man spürt förmlich jeden Treffer und leidet mit den Figuren mit, welche teilweise erneut wie die Fliegen dahingerafft werden. Gleichzeitig wohnt diesen Kämpfen eine seltsame, beinahe schon filigrane wie wunderschöne Anmut inne; die dynamischen Kamerafahrten während dieser Schlachten in Kombination mit den herrlich geschmeidigen Animationen sorgen für einige Wow-Momente und gehören klar zu den großen Highlights des Films. Doch selbst die schöne Action-Choreographie wäre ohne eine entsprechende musikalische Untermalung nur halb so schön und zum Glück kann Attack on Titan: Gebrüll des Erwachens auch hier überzeugen. Die Effekte sind krachend und wenn Menschen gefressen, Pferde durch die Luft geschleudert oder Türme zum Einsturz gebracht werden, dann bebte förmlich der ganze Saal; jeder Treffer ging spürbar durch Mark und Bein, was der ohnehin ziemlich düsteren, hoffnungslosen Atmosphäre der Reihe natürlich ganz klar zugutekommt. Die aus der Serie bekannten deutschen Sprecher rund um Max Felder (Eren), Nicole Hannak (Mikasa), Christian Zeiger (Armin), René Dawn-Claude (Jean), Florian Halm (Levi) und Julius Jellinek (Connie) kehren allesamt für den Film zurück und erledigen durch die Bank hervorragende Arbeit. Jeder von ihnen ist spürbar mit Herz und Seele bei der Sache und transportiert die Emotionen seines Charakters jederzeit absolut glaubwürdig – audiovisuell ist der Film ein wahrer Genuss!

Obgleich es sich bis hierhin so angehört haben mag, rundum perfekt ist der Film dann letztendlich nicht geworden. Wie weiter oben bereits erwähnt, hat man, meiner Meinung nach, genau an den richtigen Stellen die Schere angesetzt, um die Geschichte zu entschlacken und sich auf die wesentlichen Handlungsstränge der zweiten Season zu konzentrieren. Allerdings resultieren aus solchen Kürzungen oftmals Pacing-Probleme; dies war bereits beim ersten Anime-Film des Franchise der Fall, ebenso wie beim 8. One Piece-Kinofilm und auch Gebrüll des Erwachens ist davor nicht gefeit. Einige Übergänge wirken zwischenzeitlich doch recht sprunghaft, außerdem merkt man an manchen Stellen, dass einfach etwas fehlt. Wirklich daran stören werden sich hingegen vermutlich nur jene, welche einen Vergleich zur zweiten Anime-Staffel oder dem Manga ziehen können. Davon einmal abgesehen, wirkten einige Szenen unfreiwillig komisch, etwa wenn Reiner flüchtig in seinen Gedanken erwähnt, er wolle Christa heiraten; gefühlt lag hier ein Großteil des Saales vor Lachen am Boden. Etwas ähnliches war auch während der Schlachten zwischen Menschen und Titanen zu beobachten, wobei ich dies primär auf das teilweise wirklich lächerliche Design der Menschenfresser schieben würde, deren Visagen einen schon mal aus dem eigentlich sehr ernsten wie bedrückenden Geschehen herausreißen können. Darüber hinaus muss unser Protagonist natürlich noch ein Power-Up bekommen, wobei ich bereits auf die Erklärung hierfür gespannt bin, da sich diese spezielle neue Fähigkeit von Eren von jetzt auf gleich zu manifestieren schien, was nie eine gute Sache in einer Geschichte ist. Diese kleinen Probleme sind besonders deshalb schade, da der Film ansonsten durchaus zu gefallen weiß und dabei ebenfalls schwierige Themen anspricht, etwa wie sich die als Menschen getarnten Titanen überhaupt so unbeschwert inmitten ihrer Feinde benehmen konnten. Litten sie, wenn ein Kamerad gefressen wurde? War es ihnen ernst mit den Treueschwüren sowie den Versprechen für die Zukunft? Antworten auf diese Fragen werden leider meist oberflächlich gegeben, was schade ist, da man so den Charakteren noch mehr Tiefe hätte geben können. Über einen größeren Fokus hierauf hätte zumindest ich mich sehr gefreut, doch was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.

https://www.youtube.com/watch?v=VBlSE2fuB5A

Nach etwas mehr als zwei Stunden neigte sich auch dieser Kinoabend seinem unausweichlichen Ende entgegen und es ist einer, an den ich mich gerne zurückerinnere; wer bis ganz zum Schluss sitzen blieb, kam sogar noch in den Genuss einer eher unbeschwerten Extra-Szene. Attack on Titan: Gebrüll des Erwachens ist ein sehr guter Recap-Movie und konzentriert sich auf die wesentlichen Facetten der zugrunde liegenden Geschichte des Clash of the Titans-Arc. Die wunderschönen wie unbarmherzigen Action-Szenen sahen auf der großen Leinwand einfach famos aus, die kleinen Details über die Herkunft der Titanen klingen spannend und obendrauf gab es einige tolle Gänsehaut-Momente! Falls ihr die zweite Staffel noch nicht gesehen habt und ihr womöglich keine vier Stunden aufwenden wollt, um zu erfahren wie die Abenteuer von Eren und seinen Freunden weitergehen, dann solltet ihr unbedingt einmal einen Blick auf diesen Film werfen :)

Im nächsten Monat gönnen sich unsere Monster-Jäger eine wohlverdiente Pause, doch die KAZÉ Anime Nights gehen natürlich unbeirrt weiter und zwar mit Fairy Tail: Dragon Cry - diesmal sogar erstmals mit deutscher Synchronisation! Den 31. Juli 2018 solltet ihr euch unbedingt in den Kalender eintragen ;)

Habt ihr Attack on Titan: Gebrüll des Erwachens ebenfalls gesehen und falls ja, wie fandet ihr den Film?

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