Frauentausch war noch nie eine Sendung, die sich durch intellektuellen Anspruch auszeichnete, hat aber im Laufe der Jahre durchaus eine Entwicklung durchlaufen. Ganz zu Anfang durften die Zuschauer über ihre Lieblingstauschmutter abstimmen, worin noch eine Form moralischen Urteils bestand, denn meist unterschieden sich die Damen vehement in ihrem Erziehungsstil. Schnell jedoch begann RTL II sich darauf zu beschränken, ahnungslose Präkariatsfamilien der Lächerlichkeit preiszugeben. Wenn der Zuschauer heute noch wählen dürfte, ginge es nur mehr darum, sich für das kleinere Übel zu entscheiden, was Frauentausch durchaus schon negative Schlagzeilen beschert hat. Der Ableger Das Aschenputtel-Experiment bot mit seinen Ausflügen in die Welt der Schönen und Reichen zwar eine willkommene Abwechslung zum Unterschichtenfernsehen, hatte es jedoch ebenfalls auf die Entblößung seiner sozial benachteiligten Protagonisten abgesehen.
Das neue Konzept: Nabelschau statt Familienleben
Mit der Promi-Variante wird in der Tat alles anders. Vom ursprünglichen Format ist nur noch das Gerüst übrig geblieben, das wie viele andere Prominenten Specials lediglich dazu dient, den bevorzugten C bis F Promis eines Senders zu mehr Screentime zu verhelfen. Dabei ist es eigentlich vollkommen schnuppe, ob die Damen und Herren durch den Dschungel springen oder sich gegenseitig bekochen. Wichtig ist nur, dass diese Nabelschau ab und an mal das Gewand wechselt, damit die verzweifelte Eigenwerbung nicht ganz zu offensichtlich wird. Und so dient Promi Frauentausch Nummer Eins vornehmlich dazu, uns an Schäfer Heinrich (Bauer sucht Frau) und Micaela Schäfer (Germany’s Next Topmodel, Dschungelcamp) zu erinnern. Und nein, Schäfer Heinrich tauscht nicht seine Frau gegen Micaela Schäfer. Das wäre ihm sicher lieber gewesen, aber da er noch immer ein einsames Singledasein fristet, bleibt ihm an dieser Stelle nichts anderes übrig, als sich selbst zu tauschen. Weder werden hier also Ehefrauen getauscht, Mütter schon gar nicht, noch haben die Lebensumstände der Protagonisten irgendetwas mit Familienstrukturen zu tun. Aber egal, denn darum geht es ja nicht. Hauptsache Micaela Schäfer kann ihre Brüste in die Kamera halten. Aber dazu später mehr.
Um dem ursprünglichen Konzept treu zu bleiben und den Schein zu waren, werden Nachbarn, Freundinnen und Manager als Familienersatz inszeniert. Es werden Hinweisschilder geschrieben, Videobotschaften verschickt und Regeln aufgestellt. Allein Sinn will das alles nicht ergeben, denn was immer in Promi Frauentausch auch geschieht, mit Familienleben hat all das nichts mehr zu tun. So bedauert Schäfer Heinrich nur die Abwesenheit Micaelas Schäfers in der Videobotschaft, während ihn die Nachrichten seiner „Lieben“ vollkommen kalt lassen.