Community

Zurück in die Zukunft - Filmanalyse-Spezial

26.10.2015 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Filmanalyse Zurück in die Zukunftmoviepilot
Die Zukunft ist da! Doch das ist kein Grund zur Freude, sagt Wolfgang M. Schmitt jun. und erklärt in seiner Filmanalyse, warum die Botschaft von Zurück in die Zukunft bedenklich ist.

Prophezeiungen sind – egal ob von Nostradamus oder aus dem Maya-Kalender – etwas Faszinierendes, zumindest solange, bis der vorausgesagte Tag gekommen ist und wir feststellen müssen, dass nichts geschieht. Hat man sich verrechnet? Wer hat sich geirrt? – lauten die üblichen Fragen, die ohne Antwort bleiben. Wenn man es sich einfach machen will, könnte man dies nun auch über das Eintreffen von Marty Mcfly auf Zurück in die Zukunft sagen: Er und sein DeLorean blieben aus und überhaupt ist das Hoverboard noch immer nicht richtig marktreif und selbstbindende Schuhe bleiben wohl die Ausnahme. Hat sich Regisseur Robert Zemeckis mit seiner legendären Zurück in die Zukunft-Trilogie also gewaltig geirrt? Ist nicht alles doch ganz anders gekommen? Nein! Selten traf die Prophezeiung eines Films so präzise zu wie in diesem Falle.

Abgesehen von dem technischen Schnickschnack und der lächerlichen Mode sieht unsere Zukunft ziemlich genau so aus, wie sie im zweiten Teil prophezeit wurde. Denn während die Trilogie auf der ersten Blick von permanenten Transformationen auf der Oberfläche erzählt, ist die darunterliegende Botschaft eine ganz andere: Aus Zurück in die Zukunft spricht ein harter Konservatismus, der fest davon ausgeht, dass es keine strukturellen Veränderungen gibt, dass alles durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg gleichbleibt, dass die meisten Eigenschaften ohnehin vererbt werden und dass die Geschichte wie die Zeit einen natürlichen – und nicht von Menschen gemachten – Verlauf nimmt. Ja, man kann seine Chance ergreifen (man sollte es sogar), sagt uns der Film, doch bedenken solle man dabei die Binsenweisheit „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“.

Dieser Konservatismus ist noch immer die herrschende Ideologie und wie wirksam diese ist, können wir in der Wiederbegegnung mit Zurück in die Zukunft erleben: Es hat sich tatsächlich von 1985 bis heute so gut wie nichts verändert, lediglich wurden ein paar liberalisierenden Drehungen an einzelnen Stellschrauben vorgenommen, doch die alternativlose Politik von Ronald Reagan ist noch immer präsent und wirkt mächtig. Wir könnten uns darüber freuen, dass endlich mal eine Prophezeiung wahr geworden ist, wenn es nicht so fürchterlich traurig wäre.

Mehr dazu im Video!

_______________________________________________________________________________________

Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.



Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News