Zack Snyder - Faszination für faschistische Ästhetik

12.06.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Zack Snyder bei Dreharbeiten zu Sucker Punch
Warner Bros. Pictures
Zack Snyder bei Dreharbeiten zu Sucker Punch
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Seit 10 Jahren malträtiert Zack Snyder mit bestenfalls idiotischen, überwiegend faschistoiden Filmen Körper und Geist. Bevor der Regisseur jetzt mit Man of Steel das Erbe von Superman angeht, lässt Mr. Vincent Vega sein Schaffenswerk Revue passieren.

Für mich war Zack Snyder noch ein unbeschriebenes Blatt, als mir das erste Mal die Grenzen seiner Erkenntnisfähigkeit bewusst zu werden schienen. Vom DVD-Audiokommentar zu Dawn of the Dead erhoffte ich mir seinerzeit, diese Frechheit eines Remakes zumindest irgendwie erklärt zu bekommen. Also ansatzweise verstehen zu können, warum aus einer so klugen Vorlage eine so qualvoll dümmliche Interpretation entstehen musste. Warum 25 Jahre nach dem Original, Zombie – Dawn of the Dead, nun irgendwelche Yuppies und Mittelstandsbonzen in ADS-Ästhetik auf schnittige LSD-Zombies ballerten. Alles, was dem Regisseur zu diesem seinem ersten Film allerdings einfiel, kreiste blumig-nerdig verkleidet um den Tatbestand, dass ihm eigentlich überhaupt nichts einfiel. Jede Splatterszene kommentierte er mit frenetischen Gratulationen an sich selbst (“Woah, that’s the stuff the kids wanna see!”), die zynische Neubearbeitung eines Meisterwerks blieb unreflektiert. Was dann folgte, sollte im Wesentlichen alle Zweifel am Geisteszustand des heute 47jährigen Filmemachers bestätigen. Und schlimmer.

“Sexy, cool und voller Gewalt”
Dass Zack Snyders Version der wütenden Kaufhauszombies sich in jenem zur brutalen Wirklichkeit gewordenen Hedonismus der USA sonnte, den George A. Romero einst beißend seiner eigenen Konsequenzen überführte, ist mit mangelhaftem Denkvermögen noch erklärbar. Seine besonders menschenverachtenden Neueinfälle, etwa ein munteres Zombie-Shooting, bei dem die Untoten gemäß prominenter Look-alikes dezimiert werden, aber verrieten Snyder schon in seinem Regiedebüt als großen neuen Hollywood-Infantilen. Dieses Versprechen löste meine zweite “Begegnung” mit ihm sogleich ein: Auf einer Pressekonferenz der Berlinale 2007 verteidigte Zack Snyder seinen Folgefilm 300 mit dem ihm ganz eigenen Kunstverständnis. Ein Film müsse “sexy, cool und voller Gewalt” sein, um ihm zu gefallen, und im Kino sollten Menschen sich ohnehin “entweder abschlachten oder rumficken”, sonst “schlafe ich ein”. Im Gegensatz zu besagtem Audiokommentar waren derlei Statements immerhin so weit einleuchtend, als nun endgültig festzustehen schien: Bitte schützt diesen Mann vor sich selbst und insbesondere vor einem denkenden Publikum.

Der teuerste Schwulenporno aller Zeiten
Mit der Comic-Verfilmung 300 festigte Snyder sein Shootingstar-Image. Der Film war gleichermaßen erfolgreich wie umstritten, übersetzte er die profaschistische Bildsprache der Vorlage von Frank Miller doch erschreckend adäquat in ein Digital-Backlot-Schlachtfest künstlerischer Unzurechnungsfähigkeit. Kaum ein Film, zumindest kaum einer, den ich je gesehen habe, protzte so majestätisch mit einer gänzlich auf Oberflächen verlagerten Filmsprache. Kaum einer schnürte so eindeutig homophobe, sexistische und rassistische Bildeinfälle zu einem Ideologiegesamtpaket des Grauens, kaum einer frönte so unverhohlen dem Fascho-Chic menschlicher Ornamente in einem auf Überwältigungsspektakel und pubertärem Gore-Gekröse geeichten Offenbarungseid. Dass Camp-Anhänger 300 aus nachvollziehbaren Gründen zum teuersten Schwulenporno aller Zeiten vertrashten, konnte dessen Widerwärtigkeit nur geringfügig unter Verschluss halten. Sicherlich ist der Film Dank seiner jeder Einstellung offenkundig eingeschriebenen Blödsinnigkeit nur bedingt ernst zu nehmen, aber er kündigte mit einem Paukenschlag an, welch entsetzliche Regiestimme sich da am Horizont Hollywoods zu erheben begann.

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